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Erzählungen

Salongespräch „Mein Aufbruch in das Berufs- und Kammerleben“

Mit einem neuen Format – dem Salongespräch – will die Architektenkammer Thüringen den Dialog zwischen den Generationen vertiefen. Grundlage sind Erzählungen und Berichte der Mitglieder. Das erste Salongespräch fand anlässlich des Kammerjubiläums am 27. April 2021 statt, coronabedingt als Videokonferenz. Teilgenommen haben sechs Kammermitglieder, die mit unterschiedlichen Voraussetzungen in das Berufsleben gestartet sind und hier von ihren persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen berichten ...

Karsten Merkel

Mitglied seit 1991, 61 Jahre, freischaffender Architekt in Meiningen, erzählt:

„Nach meinem Architekturstudium an der damaligen Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar habe ich ab 1986 als Projektant in einem volkseigenen Betrieb gearbeitet. Das war ein komplett anderes Level: Da musste man bitten und betteln, dass die Jungs auf der Baustelle das machen, was man wollte. Es gab damals keine freischaffenden Kolleginnen und Kollegen, es gab keine freie Arbeit. Dann kam die Wende und alle begannen, sich neu zu orientieren, aber keiner wusste, wie es genau gehen könnte. Ich habe angefangen mit einem Fahrrad, mit einem Reißbrett, mit Stift und Papier; Telefon und Computer gab es nicht.

Zu dieser Zeit gab es über Günter Andres, den späteren Gründungspräsidenten, eine Initiative aus Erfurt, die sich zusammenfand, es gab auch eine Gruppe in Gera und eine in Suhl bzw. Meiningen. Wir haben uns getroffen und dann erst mal über einen Verein versucht, uns zu organisieren und Informationen zu bekommen, denn alle rechtlichen Grundsatzfragen waren komplett unklar. Wir haben eine Einladung aus Hessen erhalten und eine aus Rheinland-Pfalz. Die Kolleginnen und Kollegen der alten Bundesländer waren sehr offen und haben unheimlich viel Zeit und auch Geld investiert, um uns zu unterstützen. Die haben uns gesagt: Ihr könnt gemeinschaftlich Weiterbildungen organisieren, ihr könnt bestimmte Strukturen entwickeln, die für euch günstig sind, und ihr könnt die Gesetzgebung maßgeblich beeinflussen, weil ihr dann ein Träger öffentlicher Belange seid. Auch ist der Schutz der Berufsbezeichnungen wichtig. Wer darf sich Architekt nennen und wie können wir uns als Berufsstand rechtlich schützen? Wir haben die vielen Vorteile bald gesehen und so kam es, dass wir heute vor 30 Jahren in der ehrwürdigen alten Mensa in Weimar mit knapp 60 Leuten die Architektenkammer Thüringen gegründet haben. Wir haben viel gelacht in der Zeit, aber es wurde auch viel gearbeitet. Es lag eine Aufbruchstimmung in der Luft, alle waren total optimistisch und wollten etwas gemeinsam erreichen, da gab es keine Konkurrenz.

Als Kammer konnten wir fortan mit einer Stimme sprechen und uns so bei der Landesverwaltung Gehör verschaffen. Beispielsweise bekamen die früheren DDR-Architekten in den Anfangsjahren nach der Wende bei öffentlichen Aufträgen alle einen West-Architekten zur Seite gestellt bzw. mussten Aufträge in Tandem-Verfahren umgesetzt werden. Als Kammer konnten wir die Position der Thüringer Kolleginnen und Kollegen stärken, verdeutlichen, dass ausreichend Erfahrung vorhanden ist und eine gewisse Gleichberechtigung durchsetzen, auch wenn das ein ziemlich anstrengender und langwieriger Kampf war. Wir haben dann auch schnell begonnen, Wettbewerbe in Thüringen auszuloben und nicht nur die Kollegen aus den alten Bundesländern dabei zu beteiligen, sondern auch unsere Kollegen aus Thüringen.

Sich als freischaffender Architekt auf dem neuen Markt zu etablieren war zwar mit vielen Unsicherheiten verbunden, aber dennoch ist es gut gelungen. Denn nach der Wende gab es einen unheimlichen Bedarf an Absolventen und Planungskapazitäten wurden gesucht. Wenn ich die Geschichte meines eigenen Büros sehe, dann war ich erst alleine, dann waren wir zu zweit, dann zu dritt. Im Jahr 2000 hatte ich elf Leute. Also, Arbeit war genug da. Die Problematik war eher, fachlich potente Kolleginnen und Kollegen zu finden und eine entsprechende kaufmännische Ader in sich zu entdecken. Das lehrt einen keiner, auch heute nicht. Aber Freiberuflichkeit macht Spaß. Ich arbeite viel und gerne, wenn es sich lohnt, und wenn am Ende etwas rauskommt, das man sich anschauen kann und das Bestand hat, dann bin ich richtig stolz.“

Ines M. Jauck

Mitglied seit 2001, 47 Jahre, freischaffende Architektin in Gotha, erzählt:

„1998 habe ich mein Studium an der Bauhaus-Universität absolviert. Gerade am Ende der 1990er-Jahre war es schwierig, einen Job als Architektin zu bekommen. Ich durfte mich glücklich schätzen, eine der wenigen zu sein, die überhaupt einen adäquaten Job ergattern konnte. Lange Zeit ist es her, damals in Eisenach, ein Angestelltenverhältnis bei einem Bauträger war die erste Stelle. Von heute aus betrachtet war das keine sehr erbauende Zeit und mir wurde damals schnell bewusst, dass ich an der beruflichen Situation etwas ändern sollte. Nach zwei, drei Jahren, in denen die Vor- und Nachteile einer Selbstständigkeit abgewogen wurden, haben mein Mann und ich schließlich den Schritt gewagt und ein eigenes Büro in Erfurt gegründet.

Die Anfangszeit war unheimlich schwierig und von einer eher schlechten Marktlage geprägt. Für mich haben sich ein paar glückliche Umstände gefügt. 2007 sind wir von Erfurt nach Gotha ins eigene Haus gezogen, Arbeiten und Wohnen haben wir dort vereint. Von da an ging es, so kann ich das mit ein wenig Stolz sagen, stetig bergauf. Aufträge sind kontinuierlich eingegangen, so dass sich das Büro – wie gewünscht – entwickeln konnte.

Ich finde, der Beruf des Architekten gehört zu einem der umfangreichsten und vielschichtigsten Berufe überhaupt. Wir arbeiten viel. Es gibt keinen Feierabend-Ausschalter, Arbeiten und Leben bilden bei uns eine Einheit, wobei die Freude, an dem was man tut, überwiegt. Ich bereue es nicht, mich selbstständig gemacht zu haben. Die Freiheit und die damit verbundene Lebensqualität möchte ich nicht missen.

2001 bin ich Mitglied der Kammer geworden. Obwohl mich die Mitgliedschaft nicht reicher an Wissen und Berufserfahrung gemacht hat, durfte ich mich dadurch erst „richtige“ Architektin nennen. Bis 2006 sind Kammerarbeit und Kammerleben komplett an mir vorbeigegangen; zu sehr war ich mit dem Büroaufbau beschäftigt. Die Kammer war für mich damals lediglich eine Geschäftsstelle, bei der ich mir den Stempel abholen durfte.

Heute weiß ich, die Kammer ist viel mehr: Wir sind dort nicht nur eine Gemeinschaft von Leuten, die gleichermaßen „Freud erfahren und Leid ertragen“, sondern vor allem vom gegenseitigen Austausch profitieren. Gerade mit Blick auf den Nachwuchs ist es aus meiner Sicht wichtig, etwaige Berührungsängste abzubauen. Wir müssen die Berufsanfänger besser abholen und positiv vermitteln, dass wir bodenständige und sympathische Leute sind und ein wichtiges Netzwerk bilden.

Ich bin 2007 mit dem Umzug nach Gotha eher zufällig zur dortigen Kammergruppe gestoßen. Und ehe ich mich versah, war ich Mitglied der Vertreterversammlung, wobei ich in der ersten Legislatur lediglich hörendes Mitglied war. Zunächst habe ich nur die gemeinsame Zeit genutzt, alles und alle kennenzulernen. Im Laufe der Zeit gab ich meine Zurückhaltung auf und wurde aufgeschlossener, mich stärker einzubringen. Nun arbeite ich in verschiedenen Ausschüssen und Arbeitsgruppen mit. Ich bin sehr gerne Architektin und liebe es, anderen Leuten unsere Zunft näherzubringen – ob bei Bauherrenseminaren oder beim Tag der Architektur. Letzterer ist ein großartiges Format, Architektur zu präsentieren und ich kann nur jedem Berufskollegen raten, in diesem Umfeld auf sich aufmerksam zu machen und die realisierte Arbeit vorzustellen.“

Hagen Höllering

Mitglied seit 2003, 47 Jahre, angestellter Architekt in Erfurt und Weimar, erzählt:

„Studiert habe ich auch an der Bauhaus-Uni in Weimar, der Zeitpunkt des Berufseinstieges erfolgte im Jahr 2000, also ähnlich wie bei Ines Jauck. Aktuell arbeite ich etwas zweigleisig in einem Büro in Erfurt und mit der anderen Hälfte an der Bauhaus-Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Das ist ein zweites Standbein, das viel Freude macht und den normalen Berufsalltag sehr bereichert.

Als ich 1994 angefangen habe zu studieren, schien es eine gute Idee zu sein, ins Bauwesen zu gehen, weil man dachte, das ist irgendwie ein Selbstläufer. 1999 mit dem Diplom in der Tasche, war es dann scheinbar die blödeste Idee, die man haben konnte. Es herrschte fast schon eine depressive Situation für alle Absolventen. Alle kamen hochmotiviert vom Studium und wollten in den Beruf einsteigen, doch für viele wurde es zu einer extrem hohe Hürde, eine passende Anstellung oder berufliche Perspektive zu finden. Viele meiner Kommilitonen und Kommilitoninnen sind dann auch in andere Branchen gewechselt.

Ich hatte das Glück, dass ich in ein Büro gerutscht bin, das eher antizyklisch gerade einen großen Auftrag und damit eine langjährige Perspektive bekommen hatte und deswegen auch einstellen konnte. Die Konditionen, zu denen wir gestartet sind, waren andere als heute. Hätten wir früher so etwas wie Work-Life-Balance im Bewerbungsgespräch angesprochen, wäre man wohl kaum auf Verständnis gestoßen. Der allgemeine Anspruch war, dass richtig rangeklotzt wird, oft auch über die Maßen des Arbeitsvertrages hinaus. Als Berufsanfänger ist man ja sowieso permanent überfordert. Man kommt vom Studium und denkt, man kann ein bisschen was und merkt dann, dass man eigentlich noch nichts kann, oder noch nicht das, was man dann immerzu gefragt wird. Das lässt übrigens auch nicht wirklich nach, jetzt mit Blick auf zwanzig Jahre Berufserfahrung. Eigentlich ist man nach wie vor immerzu überfordert, nur kann man inzwischen deutlich cooler und souveräner damit umgehen.

Der Einstieg war also nicht ganz einfach, in diesem wirtschaftlich nervösen und angespannten Umfeld, so dass ich an Kammer eigentlich am Anfang nicht gedacht habe. Erst allmählich kam der Gedanke, dass die Kammer an sich keine schlechte Sache ist. Das Versorgungswerk war dabei ein gewichtiges Argument. Geholfen hat auch, sich ein größeres Netzwerk aufbauen zu können, und dafür bietet das jährliche Sommerfest, wo man auf einem Schlag sieht, wer alles so dabei ist, wirklich eine gute Gelegenheit. Seit 2018 bin ich auch in der Vertreterversammlung und engagiere mich. Angestellte Architekten und Architektinnen sind meines Erachtens eine Zielgruppe, die die Architektenkammer noch viel mehr in den Fokus nehmen sollte. Wenn sich bei der Kammer jüngere Mitglieder mit Büroinhaberinnen und -inhabern treffen und sich dadurch ganz verschiedene Berufsmodelle finden, dann kann sie auch eine noch ausgewogenere Plattform sein.“

Thomas Schmidt

Mitglied seit 2010, 50 Jahre, freischaffender Architekt in Erfurt, erzählt:

„Ich bin ein richtiges Vollwendekind und hatte davor eine Lehre zum Elektronikfacharbeiter bei Carl Zeiss Jena absolviert. Infolge der Wende war ich dann arbeitslos, dann Leiharbeiter und habe Mitte der 1990er-Jahre mein Fachabitur nachgeholt. Das Studium an der FH Erfurt habe ich 2001 abgeschlossen, war dann kurz an der Hochschule beschäftigt und dann ging es relativ zügig in die Selbstständigkeit.

Wir haben schon als Studenten immer viele Wettbewerbe mitgemacht, zum Beispiel beim Rudolf-Müller-Preis und beim Egon-Eiermann-Preis. Wir waren da auch zum Teil erfolgreich und haben das danach fortgeführt. Vielleicht auch mit ein bisschen Renitenz, weil wir von 2001 bis 2003 eine konjunkturelle Delle hatten, was schon mehrmals angesprochen wurde.

Deshalb sind wir in den Anfangsjahren auch mehrgleisig gefahren, haben das Büro mit dem Café Togo gekoppelt, haben nebenbei Kaffee gekocht und Veranstaltungen organisiert. Wir waren junge Absolventen und wollten im Stadtraum erlebbar sein. Witzigerweise ist der erste Auftrag dann auch aus dem Kaffeehaus entstanden. Und so ging das dann eigentlich Stück für Stück mit Kleinstaufträgen weiter. Das ist aber ganz normal nach dem Studium, wenn man relativ zeitnah in eine Selbstständigkeit wechselt. Man macht eine Sache, dann wird man weiterempfohlen, und dann entstehen sukzessive weitere Aufträge.

Heute sind wir eine Bürogemeinschaft und es gibt auch Grafiker unter uns. Und die wünschen sich seit Jahren, dass sie als Mediengestalter auch irgendeine Form der Selbstorganisation finden, weil auf deren Markt ist es noch viel verrückter als bei uns. Einer sagt: Nicht jeder kann Architektur machen, aber „jeder“ kann Grafik machen. Und so wird der Markt kaputtgemacht. Deshalb bin ich mittlerweile absolut dankbar, dass es die Kammer gibt. Wir nehmen auch regelmäßig am Tag der Architektur teil, um Leute an Architektur und unsere Denkweisen heranzuführen, wir dort einen Bildungsauftrag haben und wahrnehmen.

Ich bin jetzt seit 15 Jahren im Geschäft und froh, die Selbstständigkeit gewählt zu haben. Die Unsicherheit, die immer mitschwingt, die ist da, aber man wird mit der Zeit gelassener. Dass sich Leben und Arbeiten miteinander verzahnen, empfinde ich als äußerst spannend und das füllt mich auch aus. Architektur-Absolventen kann ich nur ermutigen, nach dem Studium viel Zeit zu investieren und auch mal sieben Tage die Woche durchzuziehen. Denn eine gewisse Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft sind maßgebend. Trotzdem sollte man irgendwann einen Rhythmus finden und wissen, wann Wochenende ist und wann der Abend beginnt. Das ist ganz wichtig.

Wir blicken als Büro sehr zuversichtlich in die Zukunft, weil wir die schöne Erfahrung gemacht haben, dass unsere Arbeit Wertschätzung erfährt, dass tragfähige Strukturen gewachsen sind und wir dabei auch noch Spaß haben.“

Josephine Facius

Mitglied seit 2018, 31 Jahre, freischaffende Landschaftsarchitektin in Jena, erzählt:

„Studiert habe ich Landschaftsarchitektur an der FH Erfurt und bin seit 2016 in Jena. Zusammen mit meinem Mann und einem weiteren Partner, Holgar Ehrensberger, habe ich mich direkt nach dem Studium selbstständig gemacht. Mein Mann war schon im Studium euphorisiert von der Idee, sich selbstständig zu machen, ich hingegen weniger. Holgar Ehrensberger, der in Jena schon sehr lange ein Büro hat, kam bei einer Exkursion vom BDLA auf uns zu und fragte, ob wir Lust hätten, das Büro zu übernehmen. Mit dem Ergebnis, dass wir auf der Basis seines bestehenden Büros zu dritt ein neues Büro gegründet haben, mit neuem Namen und neuer Struktur.

Rückblickend ist es eine völlig absurde Idee, sich direkt nach dem Studium selbstständig zu machen. Ohne Holgar Ehrensberger wäre das komplett vor den Baum gelaufen. Da wäre keine Selbstständigkeit denkbar gewesen bei den aktuellen Ausschreibungsmodalitäten oder den Anforderungen, um in einen Wettbewerb hineinzukommen. Er war da wirklich eine große Hilfe und ein Mentor für uns.

Mit der Bürogründung war dann auch klar, dass ich Landschaftsarchitektin sein und diesen Titel haben muss, um meinen Beruf vollumfänglich und ganzheitlich ausüben zu können. Daher war die Eintragung in die Architektenkammer ein sehr frühes Ziel. Wir sind pünktlich die zwei Jahre nach dem Studium in die Kammer eingetreten. Noch als freiwilliges Mitglied hatte ich mich dann zur Wahl bei der Vertreterversammlung aufgestellt, da ich bei meinem Berufsstart und auch bei den ersten Kontakten zur Architektenkammer den Eindruck hatte, dass einiges für Berufseinsteigende sehr unübersichtlich und kompliziert ist. Daher wollte ich mich für die Ansichten und Bedürfnisse von Absolventinnen und Absolventen oder jungen Selbstständigen in der Architektenkammer einsetzen.

Obwohl ich denke, dass die Selbstständigkeit direkt nach dem Studium heutzutage wohl kaum möglich ist, aufgrund der umfangreichen Anforderungen für Bewerbungen bei Wettbewerben, VGV oder Angebotsabgaben, hatte ich in den viereinhalb Jahren des Bestehens unseres Büros immer den Eindruck, dass jetzt eine sehr gute Zeit ist, um ein junges Büro wachsen zu lassen. Der Bauboom brachte und bringt so viele Projekte hervor, die die etablierten Büros gar nicht alle übernehmen können. So haben viele kleinere und junge Büros die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und so gab es für uns auch die Möglichkeit, Angebote abzugeben und an vielen Wettbewerben teilzunehmen.

Ich genieße auch diese Freiheit, selbst entscheiden zu können, wie ich mein Büro führe, welche Projekte ich nehme, wie ich mit Auftraggebenden umgehe. Das Gefühl dieser Freiheit geben wir auch gern an unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen weiter: Transparenz und Mitbestimmung bei der Auswahl von Projekten und Wettbewerben, auch bei administrativen Aufgaben und wirtschaftlichen Themen spielen im Büro eine große Rolle. Die Resonanz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Gemeinschaftsgefühl sprechen dabei für sich.“

Alexander Vandahl

Freiwilliges Mitglied seit 2020, 25 Jahre, angestellt in Ilmenau, erzählt:

„Ich habe im Jahr 2018 mein Bachelorstudium an der Bauhaus-Universität Weimar abgeschlossen. Für das Masterstudium bin ich dann an die Hochschule Anhalt in Dessau-Roßlau. Es war eine schöne Hochschule, mit viel Praxisbezug, und ich fand Dessau toll: Die Stadt ist nicht so groß, es gibt nicht so viele Studenten und das Leben war sehr praktisch. Ich bin gehörlos und trage ein Cochlea-Implantat, deshalb waren die kleineren Gruppen und der direkte Kontakt zu den Professoren und Dozenten sehr hilfreich.

Seit September 2020 arbeite ich als Angestellter in einem Architekturbüro in Ilmenau. Das wurde 1999 gegründet und bearbeitet auch öffentliche Aufträge und Großprojekte, so wurde zum Beispiel die Eishalle der Stadt Ilmenau geplant und jetzt wurde aktuell die Schwimmhalle fertiggestellt. Mein Ziel war es von Anfang an, als privatrechtlich angestellter Architekt zu arbeiten und nicht die Selbstständigkeit zu suchen. Ich schätze die Zusammenarbeit mit anderen Architekten und will nicht nur allein vor mich hin arbeiten. In meinem Studium und in meiner kurzen Berufslaufbahn habe ich auch schon erlebt, dass man, wenn es ganz schnell gehen muss, die Nacht durcharbeiten muss. Das ist anstrengend, aber es ist trotzdem schön und füllt mich aus.

Bei der Architektenkammer Thüringen bin ich seit November 2020 als freiwilliges Mitglied eingetragen. Mir war es wichtig, so früh wie möglich in das Versorgungswerk zu gehen. Das ist letztendlich ein ganz wichtiger Baustein der Absicherung. Von der Kammer, und somit auch vom Versorgungswerk, habe ich erstmals einige Dinge im Studium erfahren, ein wenig hat auch der Arbeitgeber erzählt. Ich hatte mal an der Hochschule in Dessau eine Vorlesung über die Architektenkammer Sachsen-Anhalt und dort ist die Teilnahme am Versorgungswerk direkt nach dem Studium nicht möglich; das ist definitiv ein Vorteil der Mitgliedschaft in der Architektenkammer Thüringen. Die Architektenkammern bieten auch viele Weiterbildungen an, die man für die berufliche Weiterentwicklung nutzen kann.

Ich sehe in der Zukunft klar einen Trend zum nachhaltigen und ressourcenschonenden Bauen. Heute gehört das Bauwesen zu den Industriezweigen mit dem höchsten CO2-Ausstoß und das kann nicht so bleiben. Das wird auch für uns als Architekten eine große Herausforderung sein.“

Seite zuletzt geändert am 20.12.2021

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