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Neubau Bauerfeind Tower Zeulenroda · Zeulenroda-Triebes

Architekturbüro Dr.-Ing. A. Görstner, Freier Architekt, Saalfeld

Projektbeschreibung

BAUERFEIND TOWER ZEULENRODA


AUSGANGSSITUATION

Die Firma Bauerfeind, ein weltweit operierendes Unternehmen mit großer Tradition, ist alteingesessen in Zeulenroda seit 1929. Die Wiedervereinigung nutzte der Unternehmer, um den Hauptsitz der Firma an den alten Standort zurückzuverlegen. 1994 wurden in Zeulenroda im Gewerbegebiet “Weißendorfer Straße“ die erste Ausbaustufe des neuen Werkes und 1998 eine weitere Produktionshalle für die modernste Fertigung medizinischer Kompressionsstrümpfe errichtet. In den Jahren 2001/ 2002 bündelte die Bauerfeind Gruppe verschiedene Aktivitäten unter dem Dach der Bauerfeind AG in Zeulenroda.
Neben dem 2003 erfolgten Neubau des Logistikzentrums wurden vor allem neue Büroflächen für den größten Arbeitgeber in der Region am Standort erforderlich.

Während der mögliche Standort des Bauerfeind Towers sich von vornherein relativ klar abzeichnete, entstanden Struktur, inhaltliche Lösung und Gestaltfindung sukzessive im Verlauf eines nicht kontinuierlichen Planungsprozesses.
Dabei wurden unterschiedlichste Lösungsansätze und Gebäudeformen skizziert und untersucht. Bezogen auf die Gebäudegeometrie bedeutete dies z.B. alternative Planungsansätze von Kubus bis Zylinder.


KONSTRUKTIVE UND FUNKTIONELLE LÖSUNG

Die Ausführung der Gebäudetragkonstruktion erfolgte in Stahlbetonmassivbauweise, gegründet auf einer 1,5 m dicken Stahlbetonbodenplatte.
Der die vertikale Lastabtragung in Verbindung mit Sichtbetonstützen gewährleistende Gebäudekern wurde in Gleitbauweise in nur 5 Wochen errichtet, die einzelnen Geschosse in den Abschnitten Stützenstellung und Flachdecken im 14-tägigen Rhythmus hergestellt.

Die Bauerfeind AG verfolgt mit dem Neubau des Verwaltungsgebäudes in Zeulenroda das Ziel, im Hochhaus eine Raumgliederung zu entwickeln, die sich schnell ändernden Prozessen und flexiblen Organisationsstrukturen anpassen kann, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Anforderung für die Planer bestand darin, Raumstrukturen zu erarbeiten, welche die Kommunikation und den Austausch zwischen den zwölf Büroetagen unterstützen. Die Räume sollten neue, schnellere Arbeitsformen ermöglichen und ein inspirierendes Arbeitsumfeld schaffen. Für das Gebäude wurde insbesondere aus der beabsichtigten möglichst effektiven Büro- und Arbeitsplatzorganisation sowie der Minimierung des Verkehrsflächenanteils nach neuen Lösungsansätzen gesucht.
Die räumliche Veränderung dient gleichermaßen dazu, eine neue Kultur der gemeinsamen Arbeit in der Bauerfeind AG zu etablieren.

Das Erdgeschoss bildet die zentrale Erschließungszone des Gebäudes mit großzügigem Empfangsbereich, Warte-, Aufenthalts- und Besprechungsflächen.
Eine integrierte umfangreiche Ausstellungsfläche veranschaulicht die Produktentwicklung und Firmengeschichte der Bauerfeind AG.

Der Hauptanteil der Bürogeschosse 1-10 ist ein einheitlicher, leicht gekrümmter Großraum mit ca. 350 m² Nutzfläche für jeweils 30-36 Mitarbeiter pro Büroetage.
Diesem Hauptsegment gegenüber liegt der bogenförmig begrenzte, das Gebäude aussteifende monolithische Gebäudekern mit den vertikalen Verkehrsführungen, Sanitärflächen, Technikräumen und jeweils 2 geschossweisen Besprechungsräumen.
Der Büroteil ist dabei nur mittels transparenter Glaswände abgetrennt, um den unmittelbaren Bezug zur Erschließungszone zu erhalten.
Der in allen Geschossen grundsätzlich gleich gestaltete Büroraum ist aufgrund eines Doppelbodensystems mit Versorgungsleitungen zur Frischluftzufuhr, zur Heizkörperregelung und dem Datennetz sowie der entsprechend angeordneten Haustechnik äußerst flexibel nutzbar.
Aufgrund weitgehend stützenfreier Konstruktion sind die Standardgeschosse 1 bis 10 flexibel nutzbar, um im Gegensatz zu früheren starren Büroorganisationen effektive Arbeitsraumformen und Technologien im Sinne „open-plan-office“ zugrunde legen zu können.


INNENRAUMGESTALTUNG

In enger Zusammenarbeit zwischen dem Architekturbüro Dr. Görstner und Vitra wurde ein Farb- und Materialkonzept entwickelt, welches alle Geschosse umfasst. Danach sind jeweils zwei Ebenen mit einer Leitfarbe, einer darauf abgestimmten Verstärkungsfarbe sowie korrespondierenden Ausstattungselementen einheitlich gestaltet.
Oberböden als Teppichbelag in Anthrazit, Sichtbetonstützen, die Glasfassade der Ost- und Nordseite und glatte, hell gestrichene Betondecken mit integrierter Betonkernaktivierung werden durch Raumbegrenzungen ergänzt, die teilweise mit Akustikflächen aus Holzwerkstoff oder Lochblech verkleidet sind. Als Kontrast zu diesen Farbabstufungen wirken zudem die warmen Orange- und Rottöne der Büromöbel und das Rot des Gebäudekerns.

Das hallenartige Erdgeschoss stellt aufgrund seiner Höhe, der ganzheitlichen Raumwirkung, des teilweisen Durchblicks zum 1. OG und des nördlichen Galerieeinbaus eine Besonderheit dar.
Stützen sind in Sichtbeton belassen und Wandscheiben mit Farbspachtel versehen. Hellgrau-Anthrazit kontrastierende, auf die Gebäudegeometrie bezogene Einzelflächen des Kunststeinfußbodens finden ihren Gegenpart in einer aufwändigen Deckengestaltung aus gewellten und übereinander geschobenen Edelstahlflächen mit individueller Beleuchtung.

11. OG und DG setzen sich - begründet aus ihren funktionellen Sonderstellungen als Konferenz- und Vorstandsebene - wie schon in der Außengestaltung bewusst auch in ihrer räumlichen Konzeption und Innengestaltung ab. Hier sind auf die einzelnen funktionellen Anforderungen abgestimmte Einzel- und Gruppenräume konzipiert.



AUSSENGESTALTUNG

Aus der organischen Grundrissform mittels unterschiedlich gekrümmter Wandscheiben entwickelt tritt der Bürotower als klarer Baukörper in Erscheinung.
Die funktionellen Elemente der Grundrisskonfiguration werden durch unterschiedliche Flächengestaltungen nach außen wirksam. Werkstoffe und Farbwirkungen der bestehenden Gebäude wurden übernommen bzw. interpretiert und durch aus der Innenraumgestaltung des Towers resultierende Materialien ergänzt.

Das Erdgeschoss ist als Gebäudebasis mit doppelter Geschosshöhe konzipiert und bis auf die Ostseite mit großflächigen Schieferplatten verkleidet. Auch die Glasgestaltung der Ostseite setzt sich durch die veränderte konstruktive Lösung einer einschaligen fest verglasten Fassade mit vorgesetzten starren Sonnenschutz von den Obergeschossen ab. Die Eingangssituation wird durch ein auskragendes Glasdach zusätzlich betont.

Wirksamstes Element der Außenfläche über dem Erdgeschossbereich ist die gekrümmte Glasdoppelfassade der Ostseite vom 1. bis 10. Obergeschoss.
Den oberen Gebäudeabschluss über dem Loggiaeinschnitt des
11. Obergeschosses bildet das wiederum zweischalig verglaste aber feinteiliger strukturierte DG mit Dachrandzone und formal abgesetzter zylinderförmiger Werbeanlage.

Die Südwand der Bürogroßraumzone zeigt sich nach außen als großflächiges Photovoltaiksystem. Im bewussten Gegensatz dazu wird die entsprechende Nordfassade jeweils geschosshoch transparent verglast. Die gesamte Westfassade ab 1.OG sowie südlicher und nördlicher Gebäudeeinschnitt sind flächig mit Metall verkleidet.



HAUSTECHNIK

Ein Haustechniksystem mit einer Betonkernaktivierung (nächtliche Rückkühlung am geschlossenen Kühlturm), dem Einsatz eines Erdwärmetauschers (Kühlung im Sommer/ Erwärmung im Winter), tageslichtabhängiger Steuerung über Lichtfühler sowie einem Photovoltaiksystem an der Südfassade (272 qm/ ca. 18.600 kWh/Jahr) ermöglicht optimalen Komfort und schonenden Umgang mit den Naturressourcen.



TECHNISCHE DATEN

Umbauter Raum 31.506 cbm
bebaute Fläche 643 qm
Bruttogrundrissfläche gesamt (ohne Balkone und Terrassen) 8.784 qm
Nettogrundrissfläche gesamt (ohne Balkone und Terrassen) 7.585 qm
Hauptnutzfläche gesamt 5.629 qm

Nutzfläche pro Bürogeschoss gesamt 541 qm
Hauptnutzfläche (Großraumbüro, 2x Besprechung, Entree) 436 qm 81 %
Nebennutzfläche 24 qm 4 %
Verkehrsfläche 64 qm 12 %
Technikfläche 17 qm 3 %


Standort: 07937 Zeulenroda, Triebeser Straße
Bauzeiten: April 2003 – September 2004
Bauherr: Bauerfeind AG Zeulenroda
Architektur/Innenarchitektur: Dr. Ing. Alfred Görstner, Saalfeld/Saale
Innenarchitektur Büroräume: Vitra GmbH, Abteilung Architektur & Planung
Haustechnikplanung: Ingenieurbüro Hirsch, Erfurt
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Dr. Krämer GmbH, Weimar
Fassadenplanung: Ingenieurbüro Deffte + Jünemann GbR, Bottrop
Generalunternehmer: August Heine Baugesellschaft AG, Oberhausen/ NL Dresden


Projektdaten

Adresse

Triebeser Straße
07937 Zeulenroda-Triebes OT Zeulenroda

Planungsbüro

Architekturbüro Dr.-Ing. A. Görstner, Freier Architekt, Saalfeld

Bauherr

Bauerfeind AG Zeulenroda

Fertigstellung

2004

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 09.11.2011. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Architekturbüro Dr.-Ing. A. Görstner, Freier Architekt, Saalfeld auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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