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Landesgartenschau 2024 in Leinefelde-Worbis – Gartenstadt mit Augarten

Ergebnis des nichtoffenen Realisierungswettbewerbs mit Ideenteil

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Isometrie Garten 1. Preis, Bild: plandrei Landschaftsarchitektur, quaas-stadtplaner, pape+pape architekten

Die Stadt Leinefelde-Worbis ist beauftragt, die fünfte Thüringer Landesgartenschau im Jahr 2024 unter dem Motto „Aussöhnung zwischen Stadt und Landschaft“ durchzuführen. Ziel ist die Entwicklung einer nachhaltigen, funktional und gestalterisch hochwertigen Schnittstelle zwischen Siedlungs- und Landschaftsraum durch die Integration der städtebaulichen, baulichen und landschaftsplanerischen Konzeptebenen.

Gegenstand des Wettbewerbs war es, für den Perimeter des Ausstellungsgeländes die langfristig tragende städtebauliche und landschaftsplanerische Konzeption am südlichen Rand der Südstadt Leinefelde zu erarbeiten (Realisierungsteil) und in einem Ideenteil mit der Ausstellungskonzeption aufzuzeigen, wie die Räume und Spielräume während der sechs Monate der Gartenschau bespielt werden können.

Für den Wettbewerb wurden elf Arbeiten zugelassen; teilnahmeberechtigt waren Architektinnen und Architekten sowie Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten. Die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Landschaftsarchitekten, auch als Bewerbergemeinschaft, war zwingend; die Hinzunahme von Stadtplanern sowie Verkehrsplanern wurde empfohlen. Als Wettbewerbssumme standen insgesamt 155.000 Euro (netto) zur Verfügung. Das Preisgericht tagte am 28. November unter Vorsitz von Stadtplaner Prof. em. Dr. Franz Pesch.

Ergebnis

  • 1. Preis (65.000 €):
    plandrei Landschaftsarchitektur GmbH, Erfurt
    quaas-stadtplaner, Weimar
    pape+pape architekten, Kassel
  • 2. Preis (45.000 €):
    UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden
    Atelier. Schmelzer. Weber, Dresden
  • 3. Preis (30.000 €):
    A24 Landschaft GmbH, Berlin
    Holzer Kobler Architekturen Berlin GmbH
    rheinflügel severin, Düsseldorf
  • Anerkennung (15.000 €):
    häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur gmbh, Berlin
    prosa Architektur und Stadtplanung I Quasten Rauh Part-GmbB, Darmstadt

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

Die Renaturierung der Ohne ist das identitäts- und gestaltbildende Leitmotiv der landschaftlichen Entwicklung. Anknüpfend an die in der Lage leicht modifizierte Grüne Achse aus der Südstadt entwickeln die Verfasser ein in Lage und Gestalt fein abgestimmtes Wegekonzept für die Ohne-Aue; kräftig als Promenade, gut platziert an der Kante zwischen Stadt und Aue, etwas feiner, leicht schwingend auf der Südseite der Ohne, ergänzt durch Pfade, die dem Bachlauf folgen. Diese Ohne-Schleife ist mit dem Quartier über Stichwege verbunden, welche die Wege- und Baustruktur geradlinig aufnehmen. Mit der Anordnung von Aussichtsturm und Landmarke an den südlichen Köpfen der Verbindungswege werden Ziele und Endpunkte in der weiten Landschaft gut markiert.
Der Auwald wird im Bestand wellenförmig formiert und ergänzt, so dass ein interessanter Wechsel von Wald- und Waldrand und offenen Flächen entsteht. Schön eingewoben werden auch die westlichen Kleingärten in neue raumbildende Bauminseln.
Die westliche Ohne-Aue ist besetzt mit robusten Spiel- und Sportangeboten. Eine Abfolge von Spielplätzen an der Promenade ist sowohl für das Quartier als auch für Spaziergänger und Fahrradfahrer aus dem Umfeld attraktiv.
Die Freiflächen in der Gartenstadt lassen sich differenzieren in öffentliche und private Freiflächen; dabei sind die öffentlichen Freiräume funktional und gestalterisch aus der Regenwasserbewirtschaftung abgeleitet. Sie gliedern den Raum von Nord nach Süd und bilden einen interessanten Kontrast zu den Gartenflächen, die jeweils den Bauten zugeordnet sind. Diese Freiflächen vernetzen die Gartenstadt mit dem Landschaftraum sehr ausdruckstark und rechtfertigen damit auch den Entfall der Kleingärten an dieser Stelle. Kleine grüne Quartiersplätze ergänzen den öffentlichen Raum, sie gliedern die Erschließungsflächen und geben den anliegenden Wohnbauten eine Adresse.
Das Ausstellungskonzept zur Gartenschau ist mit seiner Grundordnung plausibel: der Eingang ist gut platziert und eingebunden. Die Promenade ist das verbindende Rückgrat der Ausstellung und leitet über in die kleinteilige gärtnerische Ausstellung in der Gartenstadt. Ob hier ein zweiter Eingang notwendig ist, wird zu prüfen sein. Insgesamt erscheint das Maß der dargestellten Ausstellungsflächen als sehr umfangreich und wird auf seine Realisierbarkeit zu prüfen sein.
Die städtebauliche Typologie der Wohnbebauung wird dem Anspruch an das Thema Gartenstadt gerecht, auch wenn das architektonische Konzept hinsichtlich progressiver Bauformen und Bauweisen noch zu wenig aus den besonderen Orten herausholt.
Mit seinen wohl proportionierten sieben Baufeldern entlang der neuen, mittig angeordneten Anwohnerstraße, erstreckt sich die Gartenstadt von Ost nach West bis an die Beethovenstraße. Schmale, aber befahrbare Wohnwege ermöglichen die Erschließung der anliegenden Wohngrundstücke ebenso wie eine Durchwegung für den Fuß- und Radverkehr in Nord-Süd-Richtung und stellt die Verbindung des Stadtgebietes auch nördlich der Lisztstraße mit dem neuen Landschaftspark der Ohne-Aue her. Die beiden Torhäuser werden hingegen kritisch bewertet – sowohl hinsichtlich der Funktionsmischung als auch hinsichtlich der städtebaulich-architektonischen Ausformung. Eine östliche Raumfassung der Beethovenstraße ist allerdings wünschenswert. (…) Das Preisgericht würdigt einen Beitrag, der die gestellte Aufgabe mit Bravour löst und dessen Weiterentwicklung und Umsetzung gut vorstellbar ist.

veröffentlicht am 10.12.2019 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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