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„Wir werben für niedrigschwellige Zugänge.“

Im Gespräch: Thomas Wittenberg vom Vergabe- und Wettbewerbsausschuss der Kammer

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Thomas Wittenberg während eines Vortrags zur Vergabe von Planungsleistungen, Bild: Architektenkammer Thüringen

Die Ausschüsse der Architektenkammer Thüringen haben sich Anfang des Jahres für die Legislatur bis 2023 konstituiert. Ihre Aufgaben, Arbeitsprogramme sowie Vorsitzenden bzw. Ansprechpartner stellen wir nach und nach im Architektenblatt und auf unserer Website vor. Den Auftakt macht der Vergabe- und Wettbewerbsausschuss, kurz VWA.

Interview: Björn Radermacher

Herr Wittenberg, der VWA besteht aus neun gewählten Mitgliedern, von denen drei die Interessen der Fachrichtungen Stadtplanung, Innenarchitektur und Landschaftsarchitektur vertreten. Fünf der neun Ausschussmitglieder sind erstmals in diesem Gremium. Wie ist der Übergang von der alten zur neuen Besetzung gelungen?
Ausschussarbeit lebt von Kontinuität und Erneuerung. Mit der neuen Besetzung hat sich eine gute Mischung ergeben aus (wettbewerbs-)erfahrenen Akteuren und jungen Kollegen, die mit Engagement und teilweise neuen Sicht- und Herangehensweisen die Ausschussarbeit mitgestalten.

Sie selbst sind seit dem Jahr 2002 im VWA und waren in der zurückliegenden Legislatur Stellvertreter des Vorsitzenden Olaf Baum, der sich nicht mehr zur Wahl stellte. Was konnte der VWA in der zurückliegenden Legislatur erreichen?
Es wurden 38 RPW-Wettbewerbe begleitet, betreut und geprüft. Diese Steigerung und Belebung ist auch auf die engagierte Arbeit des Ausschusses zurückzuführen. Er war und ist Gesprächspartner für Auftraggeber und Vergabestellen. Über 120 VOF- bzw. VgV-Verfahren wurden erfasst und teilweise auch begleitet. Auftraggeber wurden bei unangemessenen Zugangsbedingungen oder erkennbarem Verstoß gegen Grundsätze der VOF bzw. VgV angeschrieben und Konsultation und Beratung angeboten.

Was sind die grundlegenden Aufgaben des VWA?
Neben den kontinuierlichen Aufgaben der Verfahrensberatung und Mitwirkung bei Planungswettbewerben, der Kontaktpflege zu Auftraggebern und der Öffentlichkeitsarbeit gibt es die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch auf Bundesebene. Dazu kommen die Führung der Verzeichnisse für Verfahrensbetreuer und selbstgestellte Aufgaben, welche sich der Ausschuss jeweils zu Beginn der Legislatur in einem Arbeitsplan stellt.

Wie lauten die Ziele für die kommenden Jahre?
Neben den grundlegenden Aufgaben widmen wir uns weiter der Qualifizierung der Vergabeverfahren.
Im Ergebnis der Beobachtung und Auswertung laufender Verfahren in Thüringen wollen wir durch die direkte Ansprache von Auslobern und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit die Möglichkeiten und Ansätze für die Qualifizierung aufzeigen. Für unsere Mitglieder wollen wir Kriterien zur besseren Einordnung und Beurteilung von Vergabeunterlagen zusammenstellen.

Was leistet der Ausschuss für öffentliche wie private Auslober?
Mittelpunkt ist die ergebnisoffene Beratung von Auslobern zu geeigneten Vergabeverfahren für ihre Bauaufgaben. Meist geht es dabei um die Abwägung zwischen Verhandlungsverfahren und Planungswettbewerben und die jeweilige Ausgestaltung. So konnten in Beratungsgesprächen schon einige Vorbehalte gegen Planungswettbewerbe abgebaut werden. Bei Verhandlungsverfahren geht es meist um angemessene Eignungs- und Zuschlagskriterien. Leider wird dieses Angebot bisher von Auslobern zu wenig wahrgenommen – insbesondere nicht zu einem Zeitpunkt, zu dem Entscheidungen für das eine oder andere Verfahren noch möglich sind.

Was leistet der VWA für die Mitglieder der Architektenkammer?
Thüringen ist geprägt von eher kleineren Bürostrukturen. Wir werben daher für niedrigschwellige Zugänge zu Verfahren mit angemessenen Kriterien. Das gilt auch für den unterschwelligen Bereich, bei dem wir mehr erreichen könnten, wenn unsere Mitglieder uns auf kritische Punkte in Vergaben hinweisen, bevor Bewerbungen oder Angebote abgegeben werden.

Wie wird der berufliche Nachwuchs gefördert?
Am besten durch offene Wettbewerbe. Vorreiter ist dabei zur Zeit der Freistaat Thüringen, der viele Planungswettbewerbe als offene Verfahren durchführt. Das heißt, je nach Aufgabe kann sich jeder Architekt, Landschaftsarchitekt, Innenarchitekt oder Stadtplaner daran beteiligen und so konnten auch schon einige Erfolge für kleine und junge Büros verzeichnet werden.

Warum sollte sich ein Auslober für einen Planungswettbewerb entscheiden?
Weil er damit am Anfang seines Planungsprozesses aus einem breiten Spektrum an Lösungsvorschlägen und Entscheidungshilfen den besten Entwurf für sein anstehendes Projekt bekommt, welchen er im Wettbewerbsverfahren und der anschließenden Ausstellung auch noch mit der Öffentlichkeit, Gremien und Genehmigungsbehörden diskutieren und abstimmen kann.

Herr Wittenberg, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mitglieder des VWA:
architekten-thueringen.de/kammer/ausschuesse/

Ergebnisse aller Wettbewerbe nach RPW in Thüringen seit 2009:
architekten-thueringen.de/aktuell/?kwKeyword=189

veröffentlicht am 22.10.2019 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit, Kammergremien

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