Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

„Wohnen an der Kürschnergasse“ in Erfurt

Ergebnis des nichtoffenen Realisierungswettbewerbs

9 Bilder vergrößern
Modell 1. Preis: Worschech Architekten Planungsgesellschaft mbH, Erfurt, Bild: Worschech Architekten

Eine der letzten Baulücken in der Erfurter Altstadt steht vor der Sanierung und Neubebauung: das Grundstück im Dreieck zwischen Pilse, Kürschner- und Rupprechtsgasse. Vorgesehen sind überwiegend Wohnnutzungen; im Erdgeschoss an der Kürschnergasse gewerbliche Nutzungen.

Ziel dieses Realisierungswettbewerbes der H+L GmbH war, Vorschläge für moderne Wohnformen unter Berücksichtigung der städtebaulichen und denkmalpflegerischen Belange im Herzen der Stadt Erfurt zu erlangen.

Am Wettbewerb waren Architektinnen und Architekten teilnahmeberechtigt; zehn Arbeiten wurden zugelassen. Als Wettbewerbssumme standen insgesamt 32.000 Euro (netto) zur Verfügung. Die Hälfte wurde als Bearbeitungshonorar gleichmäßig aufgeteilt. Das Preisgericht tagte am 23. September unter Vorsitz von Prof. Michael Mann, Architekt BDA in Erfurt.

Ergebnis

1. Preis (8.000 Euro):

  • Worschech Architekten Planungsgesellschaft mbH, Erfurt

2. Preis (4.800 Euro):

  • VITAMINOFFICE ARCHITEKTEN BDA, Erfurt

3. Preis (3.200 Euro):

  • Eingartner Khorrami Architekten BDA, Leipzig

Ausstellung

Ausstellung vom 25.09.2019 bis 06.10.2019, Foyer Angermuseum, Anger 18, Erfurt; Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr

Beurteilung

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis:

Es ist erklärte Absicht, mit diesem Entwurf das kleine Quartier mit einem „kompositorisch in seiner Gesamtheit geprägten Ensemble“ zu vervollkommnen. Nachvollziehbar ist die Intention, alle Neubauten in einem Gestaltungsduktus erscheinen zu lassen. Die Verwendung und Übersetzung Erfurt-typischer Fassadendetails ist grundsätzlich sympathisch. Allerdings erscheint die Vielfalt der Elemente, insbesondere in Ergänzung der Rankgitter und „vertikal betonten Bauskulpturen“, so mannigfaltig, dass ein manieristischer Eindruck unabwendbar wird. Beeindruckend ist im Gegenzug dazu die klare innere Struktur des Gebäudes. Zwei Treppenhäuser mit Aufzug erschließen effizient alle Neubauwohnungen. Das Wohnungsangebot zeichnet sich durch besonders gute Wohnraumteilungen, -zuschnitte und -größen aus. Hier werden sehr gute Wohnqualitäten mit wirklich durchgestecktem Prinzip und Bezug zum Freiraum zu erwarten sein. Besonders hervorzuheben ist die gute Lösung zum Wohnen in der spitzen Ecke. Auch die Angebote für Gewerbeflächen im Erdgeschoss sind stimmig. Gewerbe im Bestand wird kontrovers diskutiert. Die städtebaulich einheitliche Form und Höhenentwicklung führt in der Kürschnergasse in Teilen zu Abweichungen in Trauf- und Firsthöhen. Tiefgarage und Keller werden in Verbindung angeboten. Die Fahrgassen sollten auf Praktikabilität überprüft werden. Die Wirtschaftlichkeit der Bauten wird stark durch die ambitionierte Bauweise und technische Ausstattung geprägt werden und eher im oberen Segment angesiedelt sein zugunsten einer versprochenen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Aus der Sicht der Denkmalpflege ist der Entwurf grundsätzlich genehmigungsfähig. Positiv wird gesehen, dass die historischen Gewölbekeller mit einem ausreichenden Abstand zum Neubau erhalten werden. Zum Umgang mit dem Gebäude Pilse 14 ist positiv anzumerken, dass die Grundrissstrukturen erhalten werden, es eine gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss gibt, die Erschließung gut und das Dach nur teilweise ausgebaut ist. Kritisch zu sehen ist, ob der eingefügte Aufzug durch die bestehende Dachneigung bis unter Dach geführt werden kann. Im Gebäude Pilse 15 wird positiv gesehen, dass das Dach nicht ausgebaut wird und ein eigener Hofbereich (Terrasse) angeboten wird. Kritisch ist, dass die vorgeschlagene Wohnungsnutzung pro Ebene zu Lasten der Substanz geht. Beim Neubau wird empfohlen, eine zurückhaltendere Fassadengestaltung vorzunehmen. Hinterfragt wird die Wirkung der Begrünung (Rankgitter) im Wechsel der Jahreszeiten.

veröffentlicht am 26.09.2019 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken