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„Zentraler Platz“ in Leinefelde

Ergebnis des städtebaulichen Ideenwettbewerbs

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Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Zentraler Platz“ in Leinefelde-Worbis: 1. Preis_Architekturbüro Martin Hinz, Frankfurt am Main

Fast zehn Jahre nach dem freiwilligen Zusammenschluss der Städte Leinefelde und Worbis zur neuen Gebietskörperschaft Leinefelde-Worbis stellt sich im Interesse einer effizienteren und bürgerfreundlichen Verwaltung die Aufgabe, die verschiedenen Abteilungen der Verwaltung an einem zentralen Standort zusammenzuführen. Entsprechend seiner Größe, Lage und wirtschaftlichen Bedeutung wird dieser Standort im Stadtteil Leinefelde liegen müssen. Gleichzeitig muss sich die Stadt darauf vorbereiten, dass sie im Zuge der längerfristig unvermeidlichen kommunalen Neugliederung in Thüringen zum Mittelpunkt einer Kommune mit bis zu 45.000 Einwohnern werden kann. Das bedeutet, dass der neue Verwaltungssitz schon heute auf Zuwachs hin geplant sein muss. Das vergleichsweise große Areal des Zentralen Platzes wird allerdings in seiner aktuellen funktionalen Belegung und gestalterischen Ausprägung dem Anspruch an ein Stadtzentrum, wie es Leinefelde-Worbis braucht, nicht gerecht.

Um eine überzeugende städtebauliche Leitlinie zu finden, entlang derer sich die bauliche Entwicklung schrittweise und in höchster Qualität konkretisieren kann, lobte die Stadt Leinefelde-Worbis einen einstufigen begrenzt offenen städtebaulichen Ideenwettbewerb aus.

Teilnahmeberechtigt waren Architekten und/oder Stadtplaner und Landschaftsarchitekten. Landschaftsarchitekten waren nur in Zusammenarbeit mit Architekten und/oder Stadtplanern teilnahmeberechtigt. Die Zusammenarbeit von Stadtplanern und Architekten sowie Landschaftsarchitekten wurde aufgrund der Art der Wettbewerbsaufgabe empfohlen.

Die Preissumme betrug 66.000 Euro (brutto). 24 Arbeiten wurden eingereicht. Das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Carl Fingerhut, Architekt und Stadtplaner Zürich, tagte am 7. Februar 2014 und vergab einen ersten Preis, einen zweiten und einen vierten Preis sowie zwei Anerkennungen.

Ergebnis

  • 1. Preis (25.000 €)
    Architekturbüro Martin Hinz, Frankfurt am Main
  • 2. Preis (18.000 €)
    reicher haase ass. GmbH, Dortmund, mit club L94, Köln
  • 4. Preis (10.000 €)
    Trojan Trojan + Partner, Darmstadt
  • Anerkennung (6.500 €)
    Schirmer - Architekten + Stadtplaner, Würzburg
  • Anerkennung (6.500 €)
    Architekturbüro Oeser, Bad Berka

Das Preisgericht empfahl dem Auslober, für die weitere Entwicklung den ersten Preis zugrunde zu legen – mit folgenden Anregungen:

  • Der Hof der Wohnbebauung soll keine Parkierung und Parkierungszufahrt erhalten.
  • Der Schallschutz für die Wohnbebauung muss gewährleistet sein.
  • Zufahrten zu den Häusern müssen überprüft werden.
  • Das geometrische Bild des Rathauses soll stärker ausgeprägt werden.
  • Für die architektonischen Einzelprojekte wird empfohlen, ein konkurrierendes Verfahren durchzuführen.

Beurteilung des 1. Preises (aus dem Protokoll des Preisgerichts):

Städtebau
Ein Grünbereich und zwei Baufelder gliedern das Areal mit einer prägnanten Abgrenzung in drei Felder:

  • ein großer Grünraum, der die bestehende Bebauung im Westen begleitet,
  • ein Baufeld im südlichen Bereich mit den öffentlichen Bauten wie Rathaus, Obereichsfeldhalle und SB-Markt,
  • ein Baufeld im nördlichen Teil mit der Wohnbebauung.

Die drei Felder fügen sich harmonisch zu einer großen geometrischen Aussage zusammen mit einem zentralen Platz in der Mitte der Baufelder, welcher sich zur Konrad-Martin-Straße öffnet. Die strenge Geometrie ergibt gerade definierte Freiräume, die dem Ort eine eigene Identität verleihen. Das Rathaus ist attraktiv in der Mitte des Gefüges eingegliedert und liegt zwischen den freien Plätzen des Bereiches. Die Wohnbebauung gruppiert sich gleichfalls um einen zentralen Hof, der gute Voraussetzungen für eine hohe Wohnqualität liefern könnte, sofern man die vorgesehene Zufahrt zur Tiefgarage und den Parkplätzen entfernen würde. Das Konzept orientiert sich sehr stark am derzeitigen Bestand.

Freiräume
Es entsteht ein abwechslungsreiches Spiel zwischen Stein- und Grasflächen, das mit seinen Linien die Geometrie der Anlage betont. Die Grüne Achse teilt sich in zwei nord-/südliche Wegebereiche: in einen urbanen Bereich und einen westlichen Grüngürtel. Das Konzept liefert eine gute Voraussetzung für eine stufenweise Realisierung und kann auch schrittweise umgesetzt werden, findet dabei im Ergebnis aber immer wieder zur Einheit zurück. Es handelt sich um ein sehr prägnantes und vielschichtiges Projekt. Es enthält viel Spielraum für mögliche, praxisbezogene und notwendige Veränderungen und behält trotzdem die robuste kompakte Struktur.

Verkehr
Die verkehrliche Anbindung und Zufahrten werden über die Birkunger Straße erweitert und vom Verkehrsplaner kritisch betrachtet, sie sind zu optimieren (Anzahl der Zufahrten ist zu reduzieren). Die Straße am Teich wird aufgegeben zugunsten einer neuen Verbindung an der OEH, was durch die versetzten Kreuzungspunkte kritisch gesehen wird (Versatz von Verkehrsadern). Die Stellplatzordnung Rathaus/Dienstleistungen/SB erscheint nicht ausreichend und überzeugend. Die Anbindung Supermarkt ist verbesserungsbedürftig.

veröffentlicht am 24.02.2014 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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