Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

Die Energiewende gestalten, Akzeptanz gewinnen

Nachlese zum Neujahrsempfang von Architektenkammer Thüringen und Ingenieurkammer Thüringen

2 Bilder vergrößern
Neujahrsempfang 2013_Wolfgang Neldner bei seinem Vortrag, Bild: Architektenkammer Thüringen

Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Ingenieuren und Architekten. Das zeigte einmal mehr der achte gemeinsame Neujahrsempfang von Ingenieurkammer Thüringen und Architektenkammer Thüringen am 14. Januar 2013 im Congress Center der Messe Erfurt.

Vor rund 300 Gästen betonte Prof. Dr.-Ing. habil. Hans-Ulrich Mönnig, Präsident der Ingenieurkammer, dass die Auswirkungen ebenjener Wende „sowohl durch Eingriffe in unsere Umwelt mit einzelnen Bauwerken als auch mit massiven Landschaftsveränderungen das Betätigungsfeld der Ingenieure und Architekten unmittelbar berühren“.

Konkret kam er sogleich auf einen der wichtigsten Aspekte der Energiewende zu sprechen, die Energieversorgungssicherheit: „Besonders in Thüringen schlagen die Wogen des Pro und Contra der Stromtrassenführung hoch“, führte Mönnig aus. „Während die Gegner einer Querung des Thüringer Waldes behaupten, eine Trasse über den Thüringer Wald diene nur dem Kohlestromtransport, stehen dieser Meinung die großen deutschen Netzbetreiber mit ihrer Aussage entgegen, es bestehe vielmehr das Risiko und die Wahrscheinlichkeit flächendeckender Stromausfälle in Deutschland.“ Tatsache ist, dass die alternativ erzeugte Energie in die Verbrauchszentren transportiert werden muss.

Die Notwendigkeit der Thüringer Strombrücke untermauerte der Festredner des Neujahrsempfangs Wolfgang Neldner („NeldnerConsult“ – System- und Elektrizitätsberatung, Berlin). In seinem Vortrag „Versorgungsengpass: Elektrizitätssystem am Limit?“ zeigte er auf, wie sich die Einspeisung alternativer Energien, vor allem im Norden der Republik, und die schrittweise Außerbetriebnahme der Atomkraftwerke, mehrheitlich im Süden, auf die Netzauslastung auswirken. Die ausgeprägte Nord-Süd-Asymmetrie beim Erzeugungs-Last-Gefälle werde derart weiter verschärft. Mehr noch: Durch die Unstetigkeit der Wind- und Sonnenenergie und die damit verbundene sehr hohe Volatilität des Stromnetzes nehme das Risiko eines Ausfalls weiter zu. Um einen Blackout zu verhindern, sei neben dem Leitungsausbau ein Maßnahmenbündel unverzichtbar. Dazu gehört u. a. der Bau von Speichern, neue Gesetze und trainiertes Personal. Bei all dem sei insbesondere die Bundesnetzagentur gefordert. Mit Blick auf Thüringen betonte Neldner die besondere Rolle von Pumpspeicherwerken „als bipolare Systemstabilisatoren“.

Hartmut Strube, Präsident der Architektenkammer, wies darauf hin, dass die Herausforderungen der Energiewende nicht nur technisch zu meistern sind, sondern auch der gestalterischen Betrachtung bedürfen: „Mit der Energiewende besteht die große Chance, technische Infrastruktur, Baukultur und Landschaftsgestaltung zusammenzubringen, neue Landschaftskonzepte zu entwerfen und sie als bereichernde Bausteine der Kulturlandschaft und neue Sinnbilder für eine Region zu entwickeln.“ Das Funktionieren der Gesellschaft, ihr Wohlstand und Wachstum hänge von einer guten Infrastrukturausstattung ab. Allzu oft aber werde die Energieinfrastruktur ausschließlich als technische Anlagen oder Funktionsbauten konzipiert. Eine exzellente Gestaltung hingegen führe „zu höherer Werthaltigkeit, zu mehr Akzeptanz und damit auch zu reibungsloseren Planungsverfahren“, erklärte Strube. Auf diese Weise könnten sich auch Infrastrukturen zum Wahrzeichen und Bedeutungsträger einer Region entwickeln.

Abschließend appellierte er an die Planer, ihre Vorreiterrolle ernst zu nehmen. Jetzt die Weichen zu stellen, setze jedoch voraus, „dass alle beteiligten Akteure sich ihrer ökologischen, ökonomischen, kulturellen und sozialen Verantwortung bewusst sind und Baukultur zu ihrem persönlichen Anliegen machen“.

Dass eine Bürgerbeteiligung im Rahmen der Planungsverfahren selbstverständlich sei, bekräftigte Bauminister Christian Carius in seiner Rede: „Denn die Energiewende gelingt nur mit, nicht gegen die Bürger.“ Bezugnehmend auf die Chancen und Potentiale, die sich mit der Energiewende ergeben, nahm er die Veranstalter in die Pflicht. Die Kammern seien bei der Durchführung dieses Vorhabens wichtige Partner.

br

Impressionen und Reden der Präsidenten:
www.architekten-thueringen.de/neujahrsempfang/2013/

veröffentlicht am 21.01.2013 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken