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Engagieren und profitieren: Vorstandsmitglieder im Gespräch

Ein Interview zur Kammerwahl 2023

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Langjährige Mitglieder im Vorstand, Bild: AKT / privat

Michael Hardt, Dr. Hannes Hubrich, Matthias P. Gliemann und Thomas Wittenberg sind langjährige Mitglieder im Vorstand der Architektenkammer Thüringen: ein Gespräch.

Interview: Björn Radermacher

Sie alle sind seit vielen Jahren Mitglieder im Kammervorstand. Werfen Sie für uns einen Blick zurück: Was brachte Sie zum Ehrenamt?

Gliemann: Zu DDR-Zeiten arbeitete ich im Projektierungsbereich des Wohnungsbaukombinates Erfurt in Mühlhausen. Mit der Wende entwickelte sich im Projektierungsbetrieb in Erfurt die Keimzelle der heutigen Architektenkammer. Interessierte Architekten und Architektinnen trafen sich regelmäßig, um eine berufsständige Vertretung voranzubringen. Bei diesen Versammlungen war ich stets dabei. Da es noch keine gesetzliche Grundlage für die Gründung einer Architektenkammer gab, gründeten wir den Verein Architektenkammer Thüringen e. V. Ein Jahr später, 1991, wurde die Architektenkammer Thüringen gegründet. Ich war eines der Gründungsmitglieder und bin in den Vorstand gewählt worden, in dem ich bis heute tätig bin.

Hubrich: 1990 lauteten die Fragen: Wie werden wir arbeiten? Wie wird die Stellung der Architekten in der neuen Gesellschaft sein? Wer wird unsere Interessen vertreten? Als Interessengemeinschaft berieten wir den Weg zur Bildung einer Architektenkammer Thüringen; im Frühjahr 1991 gehörte ich dann zu den ersten Mitgliedern. Wenn Berufskollegen und Freunde dich in die Vertreterversammlung oder in den Vorstand wählen, zeugt das von Vertrauen und Anerkennung. Die Arbeit im Vorstand ab 1993 und von 1998 bis 2013 als Vizepräsident, dann wieder im Vorstand, habe ich durchaus als Ehre empfunden und entsprechend ernst genommen. Denn dieses Engagement kostet Zeit und das Einarbeiten auch in Themen, die man sich mitunter erst erschließen muss. Andererseits hat man die Möglichkeit aktiver Mitwirkung, kann Entscheidungen beeinflussen und Initiativen zu Themen einbringen, die einem am Herzen liegen.

Hardt: Seit der Gründung der Architektenkammer engagiere ich mich in der Vertreterversammlung, dem Parlament unserer Kammer. Als die Themen Energie und Klima immer stärker in den Fokus unserer Arbeit rückten, kandidierte ich 2008 für den Vorstand. Seit nunmehr 14 Jahren versuche ich besonders, diese Thematik in unserer Arbeit zu vertreten.

Wittenberg: Bei mir bestand die Motivation ganz klar in der Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, zur Mitwirkung und Einflussnahme auf unsere „Arbeitsumgebung“ als Architekten und Planer.

Was hat das Engagement in der Kammer persönlich gebracht?

Gliemann: Ich konnte über viele Jahre mit interessierten Architekten und Architektinnen konstruktiv arbeiten, und auch streiten, immer mit dem Ziel, den Berufsstand nach vorn zu bringen. Weiterhin bin ich über meine Vorstandstätigkeit als Vertreter der AKT in den Thüringer Landesdenkmalrat delegiert worden, den ich seit 2000 leite. Dieses berufspolitische Engagement war und ist fruchtbringend für meine Arbeit als Architekt.

Hubrich: Das Empfinden persönlicher Anerkennung wurde bereits angesprochen. Mein Thema der Gestaltungsqualität des Bauens in Thüringen hat sich ab 2005 im damaligen „architektourpreis“ und den jährlichen Broschüren wiedergefunden. Unsere Initiative „Architektur macht Schule“ hat nicht nur der Kammer eine aktive Arbeitsgruppe beschert, sondern auch unsere Architekturseminare für Lehramtsstudenten an der Bauhaus-Universität forciert. Im Rahmen der Kooperation von Architektenkammer und Universität haben wir seit 2004 sechs Internationale Symposien zur Architekturvermittlung organisiert. Auch für meine Aufnahme in das Arbeitsprogramm „Architecture & Children“ des Weltverbands der Architekten UIA war dies eine Empfehlung.

Hardt: Auf der Grundlage von Landes- und Bundesgesetzen üben wir unseren Beruf in Selbstverwaltung aus, ein hohes Gut, eine große Verpflichtung. Es war interessant, 30 Jahre in der Vertreterversammlung und nächstes Jahr dann 15 Jahre im Vorstand an vielen Entscheidungen direkt mitzuwirken, unser Berufsverständnis zu schärfen, unter anderem über das Konzept „Generalist +“ die Architektentätigkeiten zu präzisieren. In der langen Mitgliedschaft im Verwaltungsausschuss unseres Versorgungswerkes ging es mir um die Sicherstellung der Renten, die Absicherung der Berufsunfähigkeitsvorsorge, die langfristige und sichere Kapitalanlagepolitik als Grundlage aller Überlegungen und vieles mehr.

Wittenberg: Für mich waren und sind die Unterstützung und Horizonterweiterung in beruflichen Belangen ein großer Mehrwert.

Hat sich über die Jahre etwas an der Vorstandstätigkeit verändert und wenn ja, in welche Richtung?

Gliemann: Die Grundstruktur des Vorstandes ist natürlich gleichgeblieben: Es gibt neun Vorstandsmitglieder, davon ein Präsident, zwei Vize und sechs Beisitzer. Aber die personelle Zusammensetzung ändert sich und auch manche zu bearbeitende Themen. Es gibt die immer wiederkehrende Themen wie der jährliche Haushalt, die Mitgliederwerbung usw. und es gibt spezifische Themen, zum Beispiel Gesetzesänderungen auf nationaler oder europäischer Ebene, auf die die AKT reagieren muss, oder Jubiläen und besondere Veranstaltungsformate zu denen gesonderte und zeitlich befristete Arbeitsgruppen innerhalb des Vorstandes gebildet werden.

Wittenberg: Das Aufgabenspektrum und die Anforderungen sind komplexer und anspruchsvoller, aber auch interessanter geworden.

Hardt: Es stimmt, die zu bearbeitenden Themen, die Abstimmungen mit Partnern der Landesverwaltung bis zur Bundespolitik, in den Gremien der Architektenkammer, Vertreterversammlung, Ausschüsse, Arbeitsgruppen und somit auch untereinander wurden tatsächlich immer komplexer. Ein größer werdender Spalt zwischen den berechtigten Ansprüchen und Ideen der Mitglieder der Architektenkammer und dem eigenen Antritt, auch persönlich engagiert an Lösungen und Kompromissen mitzuarbeiten, muss jedoch wieder in allen Ebenen geschlossen werden. Sicher bin ich mir aber: Junge Architektinnen und Architekten werden neue Fragen stellen und werden dafür auch entsprechende Lösungen finden.

Hubrich: Natürlich änderten sich mit dem aktuellen Zeitgeschehen oft die Schwerpunkte der Vorstandsarbeit. Kontakte und Kommunikation gehen heute viel mehr in die Breite. Das zu bedienen, fordert entsprechenden Aufwand. Die Vorstandsarbeit musste noch arbeitsteiliger und effektiver organisiert werden.

Wie lautet Ihr Tipp an die Kolleginnen und Kollegen, die eine Kandidatur erwägen?

Hardt: Es ist wichtig, sich in den Gremien der Architektenkammer, der Vertreterversammlung, dem Vorstand, Präsidium, den Ausschüssen und Arbeitsgemeinschaften zu engagieren. Dadurch ist ein besserer Einblick in die zu bearbeitenden Themen der Architektenkammer, in unsere überaus komplexe berufliche Tätigkeit, möglich. Wer soll dies tun, wenn nicht wir selbst? Es gilt, unseren Beruf weiter progressiv inmitten der sich ständig ändernden gesellschaftlichen Aufgaben zu verankern.

Gliemann: Für die anstehenden Wahlen möchte ich die jüngeren Mitglieder unserer Kammer ermutigen, für einen Platz im Vorstand zu kandidieren. Ihr könnt Eure Vorstellungen und auch Eure Erfahrung für das Wohl und den Fortbestand einer aktiven und bedeutungsvollen Architektenkammer einsetzen. Ich war 35 Jahre alt, als ich das erste Mal in den Vorstand gewählt wurde. Habt Mut zur Kandidatur.

Wittenberg: Einfach tun. Aber es geht nicht ohne persönliches Engagement.

Hubrich: Zunächst sollte man aktiv werden, sich einbringen, mitmachen, Ideen haben und berufliche Kompetenz zeigen. Aber man muss dieses kundtun, seine Meinung äußern, Probleme benennen und seine Lösungsvorschläge mit anderen teilen, das heißt Verbündete suchen. Denn die braucht man letztlich, um gewählt zu werden.

Vielen Dank.

Themenseite zur Kammerwahl 2023:
www.architekten-thueringen.de/mitglieder/wahl/

veröffentlicht am 14.12.2022 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Kammergremien, Berufspolitik / Kammerarbeit

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