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Geschichtsort Kyffhäuser: Museale Nutzung des Denkmalareals

Ergebnis des interdisziplinären Realisierungswettbewerbs

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1. Preis CODE UNIQUE Architekten GmbH, RSP Freiraum GmbH, VOR - Agentur für strategische Entwicklung und Kommunikation GmbH, Dresden, Bild: CODE UNIQUE, RSP Freiraum, VOR

Gegenstand des Wettbewerbs war die Erarbeitung von hochbaulichen und freiraumplanerischen Entwürfen für den Plateaubereich des Kyffhäusers.

Betrachtet werden sollten u.a. die vorhandenen Museumsflächen östlich des Restaurants, der gesamte Barbarossaturm, die Seitenkammern des Nationaldenkmals, die Flächen der Verwaltungsgebäude am Erfurter Tor sowie der gesamte Freiraum. Teil der Entwurfsaufgabe war zudem die Entwicklung von Grundzügen eines Informations- und Leitsystems sowie Ausstellungskonzepts.

Auslober des nichtoffenen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs mit Teil Ausstellungsgestaltung/Leitsystem ist der Kyffhäuserkreis. Teilnahmevoraussetzung war die Zusammenarbeit von Architekt*innen, Landschaftsarchitekt*innen und Kommunikationsdesigner*innen; elf Arbeiten wurden zum Wettbewerb zugelassen. Die Wettbewerbssumme betrug 60.000 Euro (netto).

Das Preisgericht unter Vorsitz von Matthias Dreßler, Architekt BDA in Halle, kürte den gemeinsamen Entwurf der Büros CODE UNIQUE, RSP und VOR aus Dresden mit dem ersten Preis. Dieser überzeuge durch gezieltes Freilegen und geschickt platzierte bauliche Interventionen, gefasst von großzügigen Freianlagen. Insgesamt liege „ein sehr qualitätvoller Entwurf vor, der den architektonischen Duktus des Besucherzentrums am Burghof kongenial fortführt und den Diskurs mit der vielgestaltigen Historie am Ort ermöglicht“.

Ergebnis

1. Preis (30.000 Euro):

  • Architektur: CODE UNIQUE Architekten, Dresden
    Landschaftsarchitektur: RSP Freiraum, Dresden
    Kommunikationsdesign: VOR – Agentur für strategische Entwicklung und Kommunikation, Dresden

2. Preis (18.000 Euro):

  • Architektur: MONO Architekten, Berlin
    Landschaftsarchitektur: Planorama Landschaftsarchitektur, Berlin
    Kommunikationsdesign: MUS, Berlin

Anerkennungen (je 6.000 Euro):

  • Architektur: BURUCKERBARNIKOL Architekten / ATELIER . SCHMELZER . WEBER, Erfurt / Dresden
    Landschaftsarchitektur: UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden
    Kommunikationsdesign: Studio AHA!, Erfurt
  • Architektur: LOMA architecture. landscape. urbanism, Kassel
    Landschaftsarchitektur: LOMA architecture. landscape. urbanism, Kassel
    Kommunikationsdesign: chezweitz, Berlin

Ausstellung

Die Wettbewerbsarbeiten sind noch bis 2. November 2021 im Regionalmuseum im Schloss von Bad Frankenhausen (Schlossstraße 13) ausgestellt. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Schlosses (Montag bis Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr) besichtigt werden.

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

„Neues Bauen in einer mit Geschichte aufgeladenen, monumentalen und mehrfach überformten Umgebung: Dieser Entwurf überzeugt durch gezieltes Freilegen und geschickt platzierte bauliche Interventionen, gefasst von großzügigen Freianlagen. Dabei rückt der Innenbereich des Plateaus zwischen den beiden Polen Barbarossaturm und Kaiser-Wilhelm-Denkmal in den Fokus.

Konsequent ist die neue Gastronomie der zentralen Achse zugekehrt. Das in Burgmauern und Topografie eingelassene, schlanke Gebäude dient der Erschließung aller Ebenen, auf der Gastronomieebene der Orientierung des Publikums auf den Binnenbereich. Im Freibereich korrespondiert eine lange steinerne Bank und wird zur Kommunikationsschiene auf dem Plateau. Die großzügige Terrasse an der südlichen Burgmauer lädt zum Flanieren ein und bietet einen weiten Blick ins Land. Durch eine überraschende Intervention wird die räumliche Begrenztheit des Barbarossaturmes für Ausstellungen gelöst. Ein östlich vorgelagerter Bau ermöglicht die thematische Einführung in den Wohnturm des Stauferkaisers und Einblicke in die Mauerfragmente der Oberburg. Zugleich ist er notwendige Adaptionszone zwischen dem hellen Außenbereich und dem dunklen Turminneren. Das Erreichen der Turmspitze (per Aufzug oder Treppe) mit überwältigendem Ausblick auf Denkmalareal und Landschaft steigert diese Inszenierung. Funktional und baurechtlich zu lösen ist hier noch der zweite Rettungsweg.

Die baulichen Ergänzungen in Stahl, Glas, Betonstein nehmen sich in Materialität und Formsprache zurück und überzeugen durch Großzügigkeit, Transparenz und schlichte Eleganz. Auch wenn hohe Qualitätsmaßstäbe an die Details der Gebäude und Freiflächen zu legen sein werden, zielt dieser funktionale Entwurf mit seinen disziplinierten Eingriffen auf eine wirtschaftlich vertretbare Lösung. Die Barrierefreiheit wird durch eingefügte Rampen, Aufzüge und Lifte geleistet. Im wilhelminischen Turm werden durch Aufständerung der Ebenen in den nördlichen und südlichen Gewölberäumen aufwendige Rampen vermieden.

Die großzügige und konzentrierte Freiraumgestaltung wird im Umfeld der Bestandsgebäude Museum und Lesehalle mit Kräutergarten, Apfelbaumwiese etc. etwas kleinteilig, was freilich am grundsätzlichen Erhalt und Nachnutzung dieser beiden Gebäude liegt. Hier wäre mit einem zeitgemäßen und kompakten Pendant zum Gastronomie-Neubau und der angrenzenden Sitzstufen-/ Kletterlandschaft noch mehr räumliche Qualität denkbar. Beim Ausstellungssystem können die im Innenraum dargestellten Vitrinenkörper skulptural überzeugen, was den Elementen der Leitsysteme im Außenraum in Form, Proportion und Funktion noch nicht umfassend gelingt.

Seitens der Denkmalpflege wird das Gesamtkonzept als gelungen betrachtet und dem Entwurf zum Barbarossaturm eine behutsame Ergänzung und angemessene neue Nutzung bescheinigt. Die Abgrenzung der Oberburg und die Einbeziehung der historischen Gebäude entlang der West-Ost-Achse werden begrüßt. Im Detail zu klären sein wird am Barbarossaturm wie am Erfurter Tor der Witterungsschutz der eingebundenen historischen Bausubstanz.

Insgesamt liegt hier ein sehr qualitätvoller Entwurf vor, der den architektonischen Duktus des Besucherzentrums am Burghof kongenial fortführt und den Diskurs mit der vielgestaltigen Historie am Ort ermöglicht. Die zurückhaltende Ästhetik der Architektur übersetzt überzeugend den Anspruch des Auslobers, einen bedeutenden Ort der Deutschen Geschichte zeitgemäß und in demokratischer Verantwortung neu zu präsentieren.“

veröffentlicht am 21.10.2021 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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