Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

Modellvorhaben „Neue Gartenstadt mit System“ – Wohnbebauung Tallinner Straße in Erfurt

Ergebnis des städtebaulichen und freiraumplanerischen Wettbewerbs mit hochbaulichem Ideenteil

10 Bilder vergrößern
1. Preis im Wettbewerb „Neue Gartenstadt mit System“ – Wohnbebauung Tallinner Straße in Erfurt, Bild: ARGE Strohe Ullrich Klöpfel Koenig, Berlin / JUCA architektur + landschaftsarchitektur, Berlin - Foto: PAD, Weimar

Ziel dieses Wettbewerbs der Kommunalen Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt (KoWo) war es, städtebauliche, hochbauliche und freiraumplanerische Ideen und Ansätze für ein serielles bzw. modulares Bauen im sozialen Wohnungsbau zu entwickeln. Gegenstand war die Erarbeitung eines städtebaulichen und freiraumplanerischen Entwurfs für das Wettbewerbsgebiet. Für einen Teilbereich war die Typologie des Wohnungsbaus darzustellen.

Insgesamt sollen im Bereich des Wettbewerbsgebiets ca. 100 Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen entstehen, die über eine angemessene Wohn- und Freiraumqualität verfügen.

Der Wettbewerb wurde als nichtoffener, städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ausgeschrieben. Teilnahmevoraussetzung war die Bildung von Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftsarchitekten oder aus Stadtplanern und Landschaftsarchitekten. Die Beteiligung eines Landschaftsarchitekten war zwingend.

Zum Wettbewerb wurden 22 Arbeiten zugelassen; als Wettbewerbssumme standen insgesamt 58.000 Euro (netto) zur Verfügung. Das Preisgericht tagte am 8. Mai 2018 unter Vorsitz von Prof. Michael Mann, Architekt BDA in Erfurt.

Ergebnis

1. Preis (25.000 Euro):

  • Architekt/Stadtplaner: ARGE Strohe Ullrich Klöpfel Koenig, Berlin
    Landschaftsarchitekt: JUCA architektur + landschaftsarchitektur, Berlin

2. Preis (15.000 Euro):

  • Architekt/Stadtplaner: dma deckert mester architekten BDA, Erfurt
    Landschaftsarchitekt: clubL94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln

Anerkennungen (je 6.000 Euro):

  • Architekt/Stadtplaner: Naumann Wasserkampf Architekten, Weimar
    Landschaftsarchitekt: Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten, Leipzig
  • Architekt/Stadtplaner: Raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH, Frankfurt/Main
    Landschaftsarchitekt: ST raum a Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
  • Architekt/Stadtplaner: roedig schop architekten, Berlin
    Landschaftsarchitekt: TDB Landschaftsarchitektur, Berlin

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis:

Der Entwurf ist getragen vom Gedanken des „Zuhauses mit eigenem Vorgarten“. Dieses Prinzip wird flächig in ein netzartiges System von dreigeschossigen Baukörpern, zugehörigen wohnungsbezogenen Freiräumen bzw. Terrassen und die lineare Erschließungsstruktur eingebunden, die das System der Höfe quert. Damit entstehen kleine überschaubare Nachbarschaften, die eine sehr überzeugende Gegenthese zum umgebenden großmaßstäblichen Wohnungsbau aufstellen. Die versetzen Wege öffnen sich alternierend zu privaten oder halbprivaten Innenhöfen, was die Orientierung für den Fremden und Besucher nicht einfach macht. Dem Bewohner ermöglicht die Anlage jedoch mit den knapp geschnittenen, aber wohl geformten Innenräumen unaufdringlich ein gutes und enges nachbarschaftliches Miteinander. Zum Grünzug der Geraaue nimmt die Siedlungsstruktur hingegen außer zwei schmalen Wegen über den nordöstlichen Parkplatz keinen Kontakt auf. Die Abstandsflächen zwischen den Gebäuden und der Auenlandschaft beschränken sich auf eine homogene Wiesenfläche mit Einzelbäumen in Randlage. Umso mehr überzeugt auch landschaftsarchitektonisch die Qualität der Gartenhöfe, die sich in den Wohnungen zugeordnete Garten- bzw. Terrassenflächen und insgesamt sieben Gemeinschaftshöfe gliedern. Diese bieten sich für eine spontane gemeinsame Nutzung der Bewohner an. Im Anbetracht der eher introvertierten Wohnqualität ist die angebotene Parkierung entlang der äußeren Erschließung stimmig.
Die Grundrisse sind kompakt, aber variabel; mit den Wohnungszugängen über die Küchen wird das Prinzip der Überlagerung von Zugang und Freiraum in das Gebäudeinnere fortgesetzt. Trotz der schmalen Innenhöfe, gelingt durch die fast komplett durchgesteckten Grundrisse und die schmalen Baukörper eine gute Belichtung aller Wohnungen. Dichte- und Flächenvorgaben werden exakt eingehalten, mit der kompakten Dreigeschossigkeit, einer sehr effizienten Ausnutzung der Kubatur und einem weitgehenden Verzicht auf gemeinschaftliche genutzte Innenräume ist eine sehr gute Wirtschaftlichkeit zu erwarten. Brandschutzprobleme bestehen nicht. (…) Insgesamt stellt die Arbeit insbesondere vor dem Hintergrund der erweiterten Aufgabenstellung und dem wohnungswirtschaftlichen Kontext einen sehr zukunftsweisenden programmatischen Beitrag dar. Der Entwurf besitzt auch sozial ein hohes Aneignungspotenzial, mit dem Zusammenhalt und Identifikation im Quartier wesentlich verstärkt werden können.

veröffentlicht am 02.07.2018 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken