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Dr. Erhard Kister (1932–2022)

Nachruf

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Dr. Erhard Kister, Bild: Familie Kister

Am 8. April 2022 ist Landschaftsarchitekt Dr. Erhard Kister nach 90 erfüllten Lebensjahren verstorben. Sein großer Wunsch, die BUGA 2021 in seiner Heimatstadt Erfurt zu erleben, ist in Erfüllung gegangen.

Dr. Erhard Kister erblickte am 7. Januar 1932 in einer Gärtnerfamilie in Bad Salzungen das Licht der Welt. Das gab ihm die frühe Prägung für seine berufliche Laufbahn. Nach Gärtnerlehre und Studium an der Ingenieurschule für Gartenbau Erfurt, der heutigen Fachhochschule Erfurt, folgten die ersten vier Berufsjahre in Cottbus bei der Wasserwirtschaftsdirektion und Hochbauprojektierung sowie in Dresden mit Aufgaben der Stadt- und Dorfplanung. Danach wechselte er in die Hochbauprojektierung nach Erfurt, wo er eine eigene Gruppe Freiraumplanung aufbaute und diese bis 1970 leitete. Mit 38 Jahren übernahm er im neu entstandenen Wohnungsbaukombinat (WBK) Erfurt die Brigade Freiflächengestaltung, die in den Städten des Bezirkes Erfurt das Entstehen der Großsiedlungen planerisch begleitete. Hier setzte sich Dr. Erhard Kister engagiert und vehement für stadtökologische Themen insbesondere bei gebietsvorbereitenden Planungen ein, beispielsweise vertrat er mit Nachdruck sein Veto zur ursprünglichen Planfassung der Wohnsiedlung auf dem Herrenberg in Erfurt.

Dr. Kister lebte ein Selbstverständnis der Gleichberechtigung der Freiflächengestaltung neben dem Hoch- und Tiefbau. Schon in dieser Zeit organisierte er Weiterbildungsveranstaltungen und Fachexkursionen, zu denen ein intensiver fachlicher Diskurs neue Impulse gab – eine Leidenschaft, der er mit Kommunikations- und Organisationstalent bis wenige Tage vor seinem Tod treu blieb.

Das Wirken von Dr. Erhard Kister auf regionaler und nationaler Ebene war im Rahmen der politisch gesetzten Möglichkeiten mit besonderem Engagement für den Berufsstand geprägt; zu DDR-Zeiten auch verbunden mit persönlichen Schwierigkeiten.

1983 promovierte Erhard Kister zum Nutzerverhalten in öffentlichen Freianlagen, 1987 folgte er dem Ruf als Dozent an die Ingenieurschule für Gartenbau Erfurt, wo er Generationen von Studierenden bis 2002 begeisterte. Eine besondere Herausforderung war nach der politischen Wende die Gestaltung des Übergangs von der Ingenieurschule zur Fachhochschule Erfurt, der 1991 abgeschlossen war.

Berufsständisches Engagement unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen war für Dr. Erhard Kister selbstverständlich. Im Februar 1991 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Landesgruppe Thüringen im Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla). Hier übernahm er von 1991 bis 1997 die ehrenamtliche Geschäftsführung.

Ebenfalls gehörter er am 27. April 1991 zu den Gründungsmitgliedern der Architektenkammer Thüringen, in der er auch von 1991 bis 1998 im Wettbewerbsausschuss mitwirkte. Eine besondere berufsständische Anerkennung erhielt Dr. Erhard Kister am 18. März 2004 mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des bdla in einer bewegenden Feierstunde im Rathaus-Festsaal seiner Heimatstadt. Bis zu seinem Tod war er das einzige bdla-Ehrenmitglied aus den jungen Bundesländern.

Dr. Erhard Kister war voller Lebensfreude und bis zuletzt berufsständisch auf Bundes- und Landesebene interessiert. Sein großer Erfahrungsschatz, gepaart mit strategischem Denken und Weitsicht, hat uns viele bereichernde Begegnungen  erleben lassen. Sein Tod erfüllt uns mit tiefer Trauer um einen sehr geschätzten Kollegen und Freund bei gleichzeitiger Dankbarkeit für die Impulse und Orientierung, die er uns gab. Seine Begeisterung für unseren Beruf lebte er als Berufung, der Funke sprang unweigerlich über, ob bei fachlichem Austausch oder in freundschaftlich–kollegialer Runde. Lassen wir die Funken der Begeisterung weiter sprühen für ein besseres, resilientes Lebensumfeld für uns und die folgenden Generationen.

Heike Roos,
Landschaftsarchitektin bdla / Stadtplanerin DASL,
Mitglied im Vorstand der AKT

veröffentlicht am 18.05.2022 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News

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