Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

Sportarena und Schule im Industriedenkmal Eisenach, Umbau und Neubau

Ergebnis des offenen einphasigen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs

9 Bilder vergrößern
1. Preis im Wettbewerb Sportarena und Schule im Industriedenkmal Eisenach, Bild: dichter Architekturgesellschaft mbH, Berlin / FABRIK°B Architekten, Berlin / bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh, Berlin

Der Stadt Eisenach fehlen gedeckte Sportstätten zur Absicherung des Wettkampf-, Vereins- und Schulsportes. Sportliches Aushängeschild der Region ist der Handballverein ThSV Eisenach. Die Werner-Aßmann-Halle als Heimspielstätte entspricht jedoch nicht den Anforderungen der 1. Handballbundesliga. In einem Standortauswahlverfahren setzte sich das Areal „Heinrich-Erhardt-Platz“ durch. Das hier stehende Industriedenkmal „O1“, ehemals Stammwerk der BMW- Automobilproduktion, ist seit über 20 Jahren ohne Nutzung. Eine positive Stadtentwicklung des Gebietes zwischen Hörsel und Rennbahn setzt eine Wiedernutzbarmachung des „O1“ voraus.

Für den Einbau der Sportarena werden nur Teile des Industriedenkmals benötigt. Die verbleibenden Flächen sollen für die Einordnung einer Berufsschule genutzt werden. Das Berufsschulzentrum „Ludwig Erhard“ besteht aktuell aus dem Standorten Palmental, Siebenborn und Nordplatz. Die Zusammenfassung in unmittelbarer Nähe zum Palmental soll zukunftsfähige Bildungsvoraussetzungen schaffen.

Am Wettbewerb der Stadt Eisenach waren Architekten und Landschaftsarchitekten teilnahmeberechtigt; die Zusammenarbeit zwischen Architekten und Landschaftsarchitekten war zwingend vorgeschrieben. Zwölf Arbeiten wurden zum Wettbewerb zugelassen. Als Wettbewerbssumme standen 133.000 Euro (netto) zur Verfügung. Das Preisgericht tagte am 26. Juni in Eisenach unter Vorsitz von Klaus Reich, Architekt BDA in Weimar.

Ergebnis

1. Preis (66.000 Euro):

  • dichter Architekturgesellschaft mbH, Berlin
    FABRIK°B Architekten, Berlin
    bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh, Berlin

3. Preis (40.000 Euro):

  • Schuster Architekten, Düsseldorf
    nsp christoph schonhoff landschaftsarchitekten stadtplaner, Hannover

ein 4. Preis (13.500 Euro):

  • Schettler Architekten, Weimar

ein 4. Preis (13.500 Euro):

  • Hartmann + Helm Planungsgesellschaft mbH, Weimar
    Planungsbüro Rau Landschaftsarchitektur, Weimar

Die Ausstellung ist in der Zeit vom 29.06. bis 13.07.2018 von Montag bis Freitag während der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung Eisenach zu besichtigen. Sie ist zusätzlich am Sonnabend, 07.07.2018 von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Ausstellungsort: Markt 2, 99817 Eisenach (öffentliche Flure EG und 1. OG)

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis:

In einer beeindruckenden Klarheit extrahieren die Verfasser den besonderen Geist dieses industriell-historisch geprägten Ortes und entwickeln daraus ein stringentes Konzept von hoher atmosphärischer Dichte. Überzeugend ist die städtebauliche Verortung. Aus einer wohlproportionierten Abfolge von offenen und baumüberstellten Plätzen bilden sich einladende Adressen für die jeweiligen Nutzungen und die stimulierenden wechselseitigen Dialoge. So wird beispielsweise die notwendig Tiefgaragenrampe als richtig gesetzter Raumteiler zwischen den Nutzungen unter einen Baumhain verortet. Der östliche Platz wird durch eine attraktive Sonnenbank gefasst, eine angemessen schlichte wie richtig gesetzte Treppe führt auf dem Damm und weiter in die reizvolle Flusslandschaft. Der geforderte Hochwasserschutz wird so selbstverständlicher Teil der räumlichen Inszenierung. Der Charakter der ursprünglichen Halle wird wieder klar herausgearbeitet und kraftvoll mit eigenständiger zeitgemäßer Handschrift weitergebaut. Das neue Obergeschoss ist durch den Rücksprung im Stadtraum angemessen integriert, entspricht durch die industriell geprägte Materialität der ursprünglichen Haltung des Gebäudes und integriert sinnfällig sowohl den notwendigen Aufbau der Dachkonstruktion der Halle wie auch die neuen Nutzungen der Schule. (…) Das Konzept der klaren räumlichen wie konstruktiven Trennung von Schule und Halle ermöglicht gut die abschnittsweise Revitalisierung der historischen Halle. Größe und innere Struktur der Sporthalle entsprechen den geforderten Parametern. Einladend ist die Vorzone mit Kassen, schlüssig die nachfolgende Verteilung, gut nachvollziehbar die innere Struktur von Halle, Tribünen, Umkleiden und funktionstüchtige Erschließung mit den vier Treppenkernen. Die Konstruktion des weitspannenden Daches ist richtig aus der architektonischen Haltung abgeleitet und konstruktiv nachvollziehbar. Auch in der Schule ist das geforderte Raumprogramm erfüllt und gut umgesetzt. Die Erschließungsachse ist durchgesteckt und nutzt so spannungsvoll die besondere Lage zwischen zwei Plätzen. Konsequent ist das Konzept des inneren Lichthofes mit den nach innen verlagerten Klassenzimmern und den rückwärtigen Erschließungskorridoren, das eine größtmögliche Belichtung der einzelnen Räume ermöglicht. – Der große „Ausblick“ in die benachbarte Halle ist dabei ein interessantes wie belebendes Detail.
Sensibel zeigt sich der Umgang mit dem Denkmal, stimmig die Fortschreibung der Fassade trotz der erforderlichen Integration der notwendigen neuen Elemente. Die aufgezeigten Lösungen zu Blendschutz, thermischer Ertüchtigung und dem Energiekonzept mit Lüftung und PV Anlage sind schlüssig aus dem Konzept entwickelt und ermöglichen in den historischen Rahmen den Bau einer zeitgemäßen Anlage. (…) Mit der konsequenten Arbeit gelingt es den Verfassen Geschichte, Bestand und die neuen Anforderungen zu einem beeindruckenden Projekt von großer poetischer Dichte zu entwickeln, das zudem kraftvoller wie stimulierender Anker für die weitere Entwicklung des Areals werden kann.

veröffentlicht am 06.07.2018 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken