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Studie zum neuen Bauhaus-Museum vorgestellt

Den idealen Standort gibt es nicht

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Auftraggeber der Standortstudie und potentieller Bauherr des neuen Bauhaus-Museums: Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar, im Institut für Europäische Urbanistik, Bild: Architektenkammer Thüringen

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, als die Kammergruppe Weimar erstmals in das Institut für Europäische Urbanistik zu einem Podium einlud, um über mögliche Standorte und Inhalte eines neuen Bauhaus-Museums zu diskutieren (siehe auch DAB 12/08). Eine Erkenntnis damals: Keiner der besprochenen Plätze (Theaterplatz/Zeughof, Campus der Bauhaus-Universität Weimar (BUW), Mensa der BUW) bietet perfekte Voraussetzungen.

Was hat sich seither getan? Noch Anfang des Jahres wurde das Mensagelände der BUW favorisiert, die Finanzierung jedoch stellte sich als zu große Hürde dar. Als potentieller Bauherr gab die Klassik Stiftung Weimar eine Standortanalyse in Auftrag. Deren Ergebnisse in Kenntnis sprach sich der Stiftungsrat am 15. Juli mit großer Mehrheit für den Standort Theaterplatz/Zeughof aus. Der Weimarer Stadtrat allerdings konnte sich für diese Empfehlung wenig begeistern, votierte stattdessen für den Parkplatz an der Weimarhalle (frühere „Minol-Tankstelle“).

Wie kam es zum Theater? Um mehr über die Hintergründe der Studie zu erfahren, luden Architektenkammer Thüringen, Kammergruppe Weimar und BDA-Landesgruppe erneut in das Institut für Europäische Urbanistik ein. Am 22. Oktober stellte Andreas Reich, stellvertretend für die beiden beteiligten Büros assmann beraten + planen sowie gildehaus.reich architekten BDA, die Standortanalyse vor.

Studie umfasste zehn mögliche Standorte
Gegenstand zu Beginn der Untersuchung waren zehn mögliche Orte: der Beethovenplatz, die Mensa der BUW, das ehemalige Gelände der Materialprüfanstalt der BUW, der Theaterplatz/Zeughof, der Theaterplatz/Südseite, die Leibnizallee, der Parkplatz Weimarhalle, die Berkaer Straße, der Frauenplan und der Weimarplatz. Analysiert wurden einzig die Standortqualitäten, nicht jedoch das Selbstverständnis oder die Ausstellungsziele eines neuen Bauhaus-Museums. Schwer genug, wie der Abend erneut belegte.

In einer ersten Phase wurden mögliche Baufelder definiert. Schon hier zeichnete sich ab, dass beispielsweise bei Mensa und Theaterplatz/Zeughof schwierige Grundstückszuschnitte zu berücksichtigen sind. Aufgrund ihrer geringen Größe unzureichende Baufelder bieten die Standorte Theaterplatz/Südseite, Leibnizallee, Berkaer Straße und Weimarplatz. Gegen den Beethovenplatz spricht die Nähe zum Ilm-Park und der somit notwendige Klärungsbedarf mit der UNESCO.

Ein weiterer Punkt im Kriterienkatalog betraf die Wirtschaftlichkeit der Bauorte. Überraschende Erkenntnis: Keiner der beiden Uni-Standorte steht zur unmittelbaren Verfügung, da sowohl für die Mensa als auch für die Gebäude der ehemaligen Materialprüfanstalt Investitionen für Ersatzstandorte zu tätigen wären, die das vorgesehene Budget weit übersteigen.

Drei Bauorte fielen in die engste Wahl
In der letzten Phase untersuchten die Planer unter anderem auch großräumliche Aspekte wie Erreichbarkeit, Parkplatzangebot und Nahverkehr, die Nähe zu Gaststätten, zu musealen und touristischen Angeboten. Einbezogen wurde zudem das kommerzielle Potential unter Berücksichtigung bisheriger und zu erwartender Besuchszahlen sowie die Akzeptanz der Standorte, beispielsweise durch die UNESCO. In die engste Wahl fielen letztendlich der Parkplatz Weimarhalle, der Theaterplatz/Zeughof sowie der Frauenplan, wobei letzterer aufgrund der Nähe zum Goethe-Wohnhaus nie ernsthaft in Erwähnung gezogen wurde, wie Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar, im Anschluss an die Präsentation nochmals betonte.

In der folgenden Debatte unterstrich er zudem, warum sich der Stiftungsrat für den Theaterplatz ausgesprochen hat: Da für die Bauaufgabe nur maximal 25 Millionen Euro zur Verfügung stünden, spiele der Bauort eine tragende Rolle. Die Randlage des Weimarhallenparkplatzes sei hier als deutlicher Nachteil zu bewerten. Entscheidend aber sei, dass ein Bauhaus-Museum „im Hinterhof des Gauforums nicht zu vermitteln ist“.

Ein Kompromiss als Lösung
Des Rätsels Lösung kann demnach nur ein Kompromiss sein. Weil sich Stiftungs- und Stadtrat (noch) nicht annähern, sind die genannten Standorte der Bauhaus-Universität zurück im Gespräch. Hier bedarf es schneller und überzeugender Angebote – in ökonomischer wie in kreativer Sicht. Hoffnung machen diesbezüglich Diplom-Arbeiten aus diesem Jahr, welche die genannten Einschränkungen angehen und teilweise aus den Weg räumen können. Doch die Zeit drängt. Kommt es nicht bald zu einer Standortentscheidung, wäre auch der Gau denkbar: Dass ein neues Bauhaus-Museum nie gebaut wird, zumindest nicht in Weimar. Aber bleiben wir optimistisch und gehen davon aus, dass das Ziel von Hellmut Seemann, einen internationalen Architektenwettbewerb Anfang des Jahres 2010 auszuloben, umgesetzt wird.

Björn Radermacher

veröffentlicht am 23.11.2009 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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