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Über die Krise in der Kommunikation von Architektur oder: Warum es gilt, Farbe zu bekennen

Rückblick auf den Deutschen Architektentag 2011 in Dresden

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Ort des Deutschen Architektentags 2011: das Deutsche Hygiene-Museum Dresden, Bild: AKT

„Verantwortung bedeutet die Möglichkeit, für die Folgen eigener oder fremder Handlungen Rechenschaft abzulegen. Sie drückt sich darin aus, bereit und fähig zu sein, später Antwort auf mögliche Fragen zu deren Folgen zu geben.“ (Quelle: Wikipedia)

Nicht die Architektur, sondern der Architekt – und insbesondere dessen Verantwortung für und dessen Verortung in der Gesellschaft – stand am 14. Oktober im Blickpunkt des Interesses. Als Dachverband der 16 Länderarchitektenkammern hatte die Bundesarchitektenkammer (BAK) zum Deutschen Architektentag nach Dresden in das Deutsche Hygiene-Museum eingeladen. Das Thema stieß auf reges Interesse: Mit mehr als 520 Teilnehmern war der Kongress ausgebucht. Bereuen sollte das Kommen niemand. Vertreter aus Politik und Medien öffneten in Vorträgen, Podien und Workshops neue Perspektiven, die weit über Entwerfen, Planen und Bauen hinausgingen.

Insbesondere Dominik Wichmann, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift „Stern“, wusste mit seiner Keynote „Der Architekt in der Gesellschaft“ die Zuhörer zu begeistern. Sowohl die Planer als auch die Medien, so die Kernthese, würden ihrer gesellschaftlichen Rolle zu selten gerecht. Das Bahnvorhaben Stuttgart 21 stehe dabei beispielhaft „für die fundamentale Krise in der Kommunikation von Architektur“. Erst mittels eines aufklärerischen Diskurses sei es der Architektur möglich, ihrer eigentlichen Rolle zu entsprechen und den ihr gebührenden Platz in der Mitte einzunehmen, führte Wichmann aus. Wichtig dabei sei, dass die Architekturszene sich den zunehmenden Debatten nicht verschließe, auch weil die Bevölkerung „sich nach der Einmischung von Experten“ sehne. Und: „Architekten kommen auch deshalb nicht zu Wort, weil sie sich zu selten melden.“ Wichmanns dringender Appell an die Berufsstände lautete daher: „Bringen Sie sich ein!“

Schon zuvor blies Dr. Peter Ramsauer in ein ganz ähnliches Horn. „Ziel muss es sein, Baukultur als notwendige Selbstverständlichkeit noch stärker in die Öffentlichkeit zu tragen“, blickte der Bundesbauminister voraus.

Der Frage, wie der Architekt sich Gehör verschaffen kann, ging Sigurd Trommer, Präsident der Bundesarchitektenkammer, nach: „Wenn wir Verantwortung gestalten wollen, müssen wir Fragen aushalten, Haltung zeigen und Farbe bekennen.“ Wenn es gelinge, die Bevölkerung mitzunehmen und den Stellenwert der Berufsgruppen wieder zu stärken, kämen auch die Aufträge zurück. Als den einen Ansatz, um diesem Ziel näher zu kommen, benannte er eine bessere Bildung der Bürger. „Wir müssen das Wissen um Qualität in die Menschen, am besten die jungen, einpflanzen“, betonte Trommer mit Blick auf das Programm „Architektur und Schule“. Ein zweiter Aspekt eröffne sich durch die neuen Medien. So ermögliche die Cyberkommunikation „völlig andere Beteiligungsformen“. Wikipedia, das Online-Lexikon, das in Umfang und Aktualität jede andere Enzyklopädie hinter sich lässt, führte der Präsident beispielhaft auf. Die Idee, die dahinter stecke – Millionen von Autoren stellen ihr Wissen zur freien Verfügung – sei schlicht und einfach „revolutionär“.

Björn Radermacher

Videomitschnitt der Reden zum Deutschen Architektentag auf www.bak.de

veröffentlicht am 20.10.2011 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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