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Wohnanlage „Am Kilianipark“ Erfurt

Ergebnis des nichtoffenen Realisierungswettbewerbs

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1. Preis - Perspektive, Bild: HKS Hestermann Rommel Architekten und Gesamtplaner

Auf einem Grundstück in Erfurt-Gispersleben, das seit vielen Jahren einen städtebaulichen Missstand darstellt, beabsichtigt die Bau Consult Dr. Werner Held, Erfurt, barrierearmen und zeitgemäßen Miet- und Eigentumswohnungsbau mit Tiefgarage im nicht hochpreisigen Segment umzusetzen.

Zwischen Bauherr und Stadt Erfurt wurde vereinbart, ein Wettbewerbsverfahren durchzuführen, dessen Ergebnis dem aufzustellenden vorhabenbezogenen Bebauungsplan und dem Bauvorhaben zugrunde liegen soll.

Ziel des Wettbewerbs war es, ein Konzept zu entwickeln, welches die unterschiedlichen siedlungsstrukturellen Erscheinungsformen sinnvoll ergänzt und eine nachhaltige Bebauung umsetzt.

Insgesamt stand eine Preissumme von 50.000 Euro zur Verfügung. Am 29. Juni 2015 tagte das Preisgericht unter Vorsitz von Vinzenz Dilcher, Architekt, Büro UmbauStadt Weimar, und beschloss einstimmig folgende Preisverteilung:

  • ein 1. Preis
    hks Hestermann Rommel Architekten und Gesamtplaner, Erfurt
    Freianlagen: plandrei Landschaftsarchitektur, Erfurt
  • ein 2. Preis
    dma deckert mester architekten, Erfurt
    Freianlagen: Plateau Landschaftsarchitekten, Berlin

Entsprechend der Juryempfehlung wird nach Abschluss des Verfahrens einer der Preisträger mit der weiteren Bearbeitung des Gesamtgebiets mindestens bis einschließlich LPH 4 § 34 HOAI sowie der gestalterischen Oberleitung beauftragt. Der beauftragte Entwurf wird Grundlage des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes.

Der Investor kündigt an, unmittelbar mit der Umsetzung des Vorhabens zu beginnen.

Die Wettbewerbsergebnisse werden noch bis zum 17. Juli 2015 im Rahmen einer Ausstellung im Bauinformationsbüro, Löberstraße 34 in 99096 Erfurt, präsentiert. Weitere Informationen:
www.erfurt.de/ef/de/erleben/veranstaltungen/ast/2015/122061.html

Beurteilungen des Preisgerichts

1. Preis
Die Entscheidung des Verfassers für einen „eigenständigen, jedoch vermittelnden Stadtbaustein neuer Prägung“ stellt einen für die Jury nachvollziehbaren städtebaulichen Grundansatz dar. Die Idee mit einer einzigen polygonalen Grundform in unterschiedlicher Ausrichtung und Beziehung zueinander auf dem topographisch sehr anspruchsvollen Grundstück zu arbeiten, erscheint fast simpel, ist jedoch sehr wirkungsvoll. Die unterschiedlichen Winkel der Bausteine nehmen geschickt Beziehung zur umgebenden Bebauung im Schnittpunkt zwischen Plattenbau und historischer Bebauung über eine differenzierte Wegeführung und besondere Blickbeziehungen auf. Die vier einzelnen Bausteine reagieren mit der jeweilig gewählten Geschossigkeit folgerichtig in dem Spannungsfeld zwischen 2 und 5 Geschossen. Die gewählte Typologie von 2- bzw. 3-Spännern mit wiederkehrendem Erschließungskern offerieren mehrseitig orientierte Wohnungen in nahezu vergleichbarer Qualität im Gesamtgebiet und bieten eine „robuste“ Grundstruktur für mögliche Individuallösungen im Vertrieb bzw. Verkauf. In der weiteren Bearbeitung sollten insbesondere die Nutzung und Gestaltung der Freianlagen im direkten Übergang zur Wohnnutzung stärker hinsichtlich der Abgrenzung zwischen privatem und öffentlichem Raum differenziert werden. Die merkliche „Abgrenzung“ zur Dorflage Gispersleben Kiliani wird von der Jury kritisch gesehen, insbesondere die Übergangszone zwischen Stadtbaustein und Dorflage erscheint zu hart und wenig differenziert. Der Maßstabssprung zwischen Haus 4 und der östlich angrenzenden kleinteiligen Bestandsbebauung sollte im Hinblick auf eine deutlichere Abstaffelung geprüft werden. Eine direkte Anbindung von Haus 2 an die Tiefgarage wäre wünschenswert und sollte in der weiteren Planung berücksichtigt werden.

2. Preis
Die komplexe städtebauliche Aufgabenstellung der Verzahnung der unterschiedlichen städtebaulichen Typologien und topographischen Niveaus wird durch den Beitrag hervorragend und beispielhaft gelöst. Die Binnenräume sind spannungsvoll inszeniert und der Bezug zu den wohnungsnahen Freiräumen ermöglicht eine gute funktionale Differenzierung. Die Vermittlung zur Körnung sowohl zum Geschosswohnungsbau in der Ulan-Bator-Straße wie auch insbesondere zur dörflich geprägten Struktur von Gispersleben Kiliani gelingt in überzeugender Weise. Bedingt durch die skulpturale Ausbildung der Bauvolumina scheint das Bauvorhaben hoch komplex und bedarf einer sehr individuellen Ausarbeitung. Aus der hohen Spezialisierung erfolgt eine geringe Variabilität in Erschließungs- und Grundrissstruktur. Konzeptbedingt problematisch wird der geringe Anteil an barrierefrei erschließbaren Wohnungen gesehen. Die Abstandsflächen zwischen Haus 3 und 4 im nördlichen Bereich erscheinen trotz Mindestabstand zu gering.

veröffentlicht am 03.07.2015 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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