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Sanierung des ehemaligen und denkmalgeschützten Reußischen Amtshauses zur Stadtbibliothek „Dr. Konrad Duden“ sowie Freiraumgestaltung des Bibliotheksvorplatzes · Schleiz

Stadt Schleiz, Bauamt, Schleiz

Projektbeschreibung

Stadtbibliothek

Das ehemalige Reußische Amtshaus (Rentamt) ist Bestandteil der historischen, im II. Weltkrieg durch Bombardierung zerstörten Schlossanlage der Stadt Schleiz. Das Gesamtensemble komplettieren das
3-flüglige Schlossgebäude (Ruine), der Marstall, der Schlosspark sowie der Küchengarten mit Pavillon und ist in der Denkmalliste des Freistaates Thüringen eingetragen. Im Jahre 2008 erwarb die Stadt Schleiz das ehemalige Amtshaus vom Landkreis Saale-Orla, welches in der Vergangenheit als Kinderarztpraxis, TBC-Röntgenstation, Pionierhaus sowie Kinder-und Jugendfreizeitzentrum genutzt wurde und als Leerstand dem stetigen Verfall preisgegeben war. Mittels Nutzung der Förderkulisse des Zukunftsinvestitionsgesetzes (ZuInvG) sowie des Bund-Länder-Programms für städtebauliche Sanierungs-und Erneuerungsmaßnahmen (BL-SE) – Städtebauförderung, plante und realisierte die Stadt Schleiz die komplexe Rekonstruktion sowie Umnutzung des historischen und denkmalgeschützten Gebäudebestandes für eine zeitgemäße und nutzerfreundliche Stadtbibliothek. Vor dem Hintergrund der Bibliotheksnutzung sowie unter besonderer  Beachtung entsprechender Normativen, Raumstruktur und nachhaltig-energetischer Planungs-und Betriebsaspekte, erfolgte eine vollständige Entkernung der Gebäudeflügel, im Zentralbaubereich eine Teilrekonstruktion des Treppenhauses, mit Sicherung der bestehenden Kreuzgewölbe sowie Einbau eines Personenaufzuges für eine barrierefreie Nutzung des Gebäudes. Aufgrund des bestehenden Denkmalschutzes für die klassizistische Fassadengestaltung, erfolgte eine notwendige Wärmedämmung der Außenwände mit einer vorgeblendeten Trockenbauwand aus Gipskarton im Innenraum sowie Ausblasen des Zwischenraumes mit dem Dämmstoff „Isofloc“. Der Dachbereich des Nordflügels wurde aufgrund des intakten baulichen Zustandes als Kaltdach belassen, erhielt eine neue Schieferdeckung, wobei die Dämmung der Decke ebenfalls mit dem Dämmmaterial „Isofloc“ realisiert wurde. Die desolate Dachkonstruktion des Südflügels wurde komplett abgebrochen, die Drempelbereiche neu aufgemauert, der Ringanker neu verlegt sowie eine Stahlkonstruktion, mit integriertem Oberlicht, Dämmung und Verbundholztafelkonstruktion, als Warmdach, realisiert. Die Haustechnik wurde vollständig erneuert. Dem Nordflügel wurde die Kinder-und Medienbibliothek zugeordnet, wobei die mobile Einrichtung
eine Nutzung des Raumes für Buchlesungen und vielfältige kulturelle Veranstaltungen ermöglicht. Dem Südflügel wurde der Empfang, die Erwachsenenbibliothek sowie auf einem eingebauten Galerie-
geschoss, ein Lesecafe mit Internetarbeitsplätzen, zugeordnet. Der Zentralbau, mit erhaltenen Kreuzgewölben ist Hauptzugang des Gebäudes, mit Garderobe, Sanitärräumen, Treppenhaus, Personenaufzug sowie Büro und Teeküche im Obergeschoss.´Das Ambiente der Innenräume ist geprägt durch Eichenholzparkett in den Lesebereichen, Granit-
platten im Haupteingangsbereich, Eichenholzeinsatz bei der Gestaltung der verglasten Zwischentüren, Windfang, Treppenstufen sowie des Galeriegeländers. Alle tragenden Stahlelemente erhielten einen Anstrich in der Farbe Bordeaux. Die Decken wurden in weißem Farbton gefasst. Die Raumwände wurden mit einem hellen beigen Farbton gestaltet, der die weißen Holzfenster, mit historischer Sprossung, zur Geltung kommen lässt. Unter Einhaltung der ENEV 2009 sowie der besonderen Beachtung der Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie eines nachhaltig energie-und kostensparenden Betriebes des Gebäudes, wurde für die Beheizung der Bibliothek ein Erdwärmeflächenkollektor, im unterirdischen Baubereich des
Vorplatzes, realisiert. Mittels einer Wärmepumpenheizung im 3-Kreis-System, werden die Fußbodenheizung im Erdgeschoss sowie die Heizradiatoren im Obergeschoß betrieben. Eine Regenwasserzisterne, mit einer Kapazität von 6,0 m³, sichert den Betrieb der WC-Anlagen.
Ein dezentrales Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung, sorgt mittels eines Kreuzstromwärmetauscher für angenehme Raumtemperaturen und beugt Schimmelbildung vor.

Freiraumgestaltung

Im Rahmen der planmäßigen Durchführung der Stadtsanierung im förmlich festgesetzten Sanierungs- gebiet „Innenstadt“ von Schleiz, erfolgte in der Zeit von 1993-2010 eine komplexe Sanierung und Neugestaltung öffentlicher Straßen, Wege und Grünräume, insbesondere im unmittelbaren Altstadt-und ehemaligen Schlossbereich. Die Freiraumgestaltung des Vorplatzes der Stadtbibliothek „Dr. Konrad Duden“ komplettiert die Gesamtgestaltung des ehemaligen Schlossparkareals. Folgende Planungsprämissen lagen der Neugestaltung zugrunde:

  1. Symmetrische Freiraumgestaltung im Bezug zur Ost-West-Achse des Schlossparks;
  2. Zonierung des Freiraums in Verkehrs-und Veranstaltungsfläche sowie Grün-und Sitzbereiche;
  3. Wahl der Belagsmaterialien in unmittelbarem Gestaltungsbezug in Form und Farbe zu den bereits neu gestalteten Bereichen Schlossberg, Schlossplatz, Gatterberg, Untere Schütt, Hinter dem Marstall und Pahlhornstraße;
  4. Zentrale Zuordnung des Veranstaltungsbereiches zum Bibliotheksgebäude, Nutzung der Terrasse als Bühne sowie
  5. Sicherung einer optimalen Versickerungsfähigkeit der Platzfläche durch Einsatz von Hydro-Drain bzw. Hydro-Por-Pflasterbelägen mit Natursteinvorsatz, Granitpflaster mit Sickerfuge sowie Betonrillenplatten zur Befestigung der Pkw-Stellplätze, um die Funktion des im unterirdischen Bauraum verlegten Erdwärmekollektors, zur Beheizung des Bibliotheksgebäudes, zu gewährleisten.

Die zentrale Fläche des Platzbereiches ist mit großformatigen Betonplatten mit Natursteinvorsatz, im Farbton Jura-beige, belegt und bietet als „ausgerollter Teppich“ vielfältigen kulturellen Veranstaltungen Platz. Sie wird im Norden und Süden von Flächen mit kleinformatigen Betonplatten im Farbton Belugagrau gerahmt, die jeweils mit zwei Baumscheiben, als  Steingartenfläche sowie Kupferfelsen- birnen und Sitzmöglichkeiten ausgestattet sind. Im Norden befindet sich der barrierefreie Zugang zum
Bibliotheksgebäude, der über eine flachgeneigte Rampe auf die Eingangsterrasse führt. Die vier Kupferfelsenbirnen markieren die Eckpunkte der Platzfläche und weisen symbolhaft auf die vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft, die vier Jahreszeiten sowie die vier Himmelsrichtungen hin. Diese wiederum symbolisieren die Verantwortung und Abhängigkeit des Menschen bezüglich seiner Umwelt sowie die Weltoffenheit und Freiheit des Geistes. Dieser zentrale Platzbereich wird städtebaulich-funktionell mit den Verkehrsbereichen, Fahr-und Pkw-
stellplatzflächen eingerahmt und in den umgebenden Grünraum des Schlossparkes eingebettet.

Projektdaten

Adresse

Am Schlosspark 1
07907 Schleiz

Planungsbüros

Stadt Schleiz, Bauamt, Schleiz
Ingenieurbüro Sittel, Schöndorf

Bauherr

Stadt Schleiz

Fertigstellung

Mai 2011

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 06.05.2014. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Stadt Schleiz, Bauamt, Schleiz auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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