Wohn-/ Atelierhaus · Rudolstadt
Projektbeschreibung
Kritik: Hannes Hubrich
Nur fußläufig erreichbar, wachsen hier die letzten Altstadthäuser den steilen Hang des Schlossbergs empor, mit der darüberliegenden Heidecksburg ein unverwechselbares Stadtbild prägend. Ein unmöglicher Platz für heutiges Bauen? Engagierte Bauherrinnen und ihre Architekten haben die seit über 10 Jahren verwahrloste Parzelle Nr. 3 wieder entdeckt, neu bebaut und dabei viel Gefühl für die besondere Situation über der Stadt bewiesen. Der Entwurf reagiert räumlich und funktionell schlüssig auf die beengte Lage am Hang. Einstadtseitiges 'Wohnhaus' und ein hangseitiges 'Werkhaus', beide 2-geschossig und mit ziegelgedecktem Steildach versehen, sind durch ein verglastes Treppenhaus verbunden. Die Gliederung des Anwesens vermittelt die markante Höhenstaffelung und erlaubte zugleich eine künstliche, anheimelnd hofartige Terrasse zwischen den Häusern. Die 'dienenden' Räume Küche, Bad, WC und Atelier sind sämtlich im Werkhaus konzentriert. Das gestattet in beiden Ebenen des Vorderhauses frei gestaltbare Wohnflächen. Eine Belichtung von Süd und West wie der herrliche Blicküber die Stadt bestimmen die Atmosphäre dieser Räume. Um die ungewöhnliche Baustelle zu erreichen, diente, vom unteren Schlossaufgang her, eine 35 m lange und bis 2, 50 m hohe befahrbare Rampenkonstruktion aus Holz, die in der 6-monatigen Bauzeit auch die gerade sanierte Pflasterung des Schlossaufgangs schützte. Dem problematischen Baugrund am steilen Hang wurde durch Schlitzpfeilergründungen mit Bodenplatte und den als Stützmauer ausgebildeten Rückwänden aus Stahlbeton entsprochen.
Die Häuser selbst sind als einfacher Holzständerbau mit Wärmedämmsystem konzipiert. Das Werkhaus ist im oberen Bereich holzverschalt, während das Vorderhaus sich mit Öffnungsmuster, Verputz und rotem Farbanstrich in die gestaffelte Fassadenfolge zum Schlossaufgang hin einfügt. Die auf dem sanierten Sandsteinsockel ruhende Stahlbetonplatte ist hier bewusst sichtbar gelassen. Das Ganze ist von einem unaufdringlichen Selbstbewusstsein getragen und damit in seiner Neugestaltung dem Standort angemessen. Dieser Eindruck setzt sich in der schlichten baulichen Gestaltung und Sanierung der schmalen, am Hang sich schichtenden Terrassengärtchen fort, mit Stützmauern und sorgsam gesetzten Stufen aus Naturstein. Das so selbstverständlich wirkende und dennoch nicht alltägliche Resultat macht deutlich, was beim Bauen im Bestand, nicht nur in historisch besonderen Situationen, vor allem wichtig ist -das den planerischen Sachverstand der Architekten ergänzende Engagement, die Zustimmung und die Begeisterung der Bauherren für gemeinsam gefundene Ideen und geeignete Lösungen.
Projektdaten
Adresse
Schlossaufgang III/3
Rudolstadt
Bauherr
öffentlich
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Zugeordnete Schlagworte und Sammlungen
Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 15.03.2018. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.