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Wohn- und Geschäftshaus · Erfurt

Projektbeschreibung

Kritik: Norbert Korrek

Zu den städtebaulichen Besonderheiten und zu den wichtigsten profanen Bauwerken Erfurts zählt unzweifelhaft die Krämerbrücke, der 'Ponte Sistodes Nordens'. In ihrem Umfeld zu bauen verlangt nach Verantwortungsbewußtsein und Entwurfsvermögen. Beides ist dem ausführenden Architekturbüro mit dem Neubau des Wohn-und Geschäftshauses am Benediktsplatz zu bescheinigen. Mit der Schließung der Baulücke Ecke Fischmarkt/ Michaelisstraße wurde dem Platz als räumlichem Kontinuum der 'Via Regia' seine städtebauliche und damit historische Bedeutung zurückgegeben. Bis Mitte der 90er Jahre war die urbane Lebendigkeit einer Atmosphäre von Verfall und Leerstand gewichen. Für die bereits seit 1965 bestehende Baulücke wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Der siegreiche Neubauentwurf der Architekten-Partnerschaft Stuttgart strebte keine Rekonstruktionen des historischen Baubestandes an. Als Antwort auf die unterschiedlichen Stile der Umgebung entstand ein selbstbewußter Stahl-Beton-Bau mit zeitgemäßer Architektur und Materialanwendung. Bestehende Höhen und die historische Bauflucht wurden übernommen, Neu und Alt durch Fugenbaukörper jedoch von einander gelöst. Durch zwei Fassaden, innen eine Holz-Konstruktion, außen punktgehaltene große Glasfelder auf einer Stahl-Unterkonstruktion, konnte eine Anlehnung an die Staffelung der Fassaden der umliegenden Fachwerkgebäude erreicht werden. Die räumliche Distanz des vorgehängten Glasschildes zum eigentlichen Raumabschluß verleiht der Fassade Plastizität und Lebendigkeit, wie sie auch für die angrenzenden historischen Bauten typisch sind.

Die Konstruktion des Gebäudes schafft die Voraussetzung für flexible Grundrisse. Im Erdgeschoß wurde eine vorhandene Bruchsteinmauer mit Spitzbogen-Portal sowie die sogenannte Kemlatte mit ihrem Gewölbe in ein Café integriert. Der ehemalige Zugang zur rückwärtigen Synagoge ist im Bodenbelag gekennzeichnet worden. Die im Obergeschoß entstandenen Maisonette-Wohnungen richten sich auf die historische Krämerbrücke aus.

Das im Wettbewerb vorgeschlagene, zum Fischmarkt hin überstehende Flachdach wurde in der Planungsphase kontrovers diskutiert. Das schließlich errichtete Satteldach stellt einen offensichtlichen Kompromiß dar. Über einem gläsernen, industriell gefertigten Kubus schwebt ein traditionelles Satteldach als verordnete Replik der Geschichte. An einer historisch markanten Quartierecke wurde so eine für Erfurt untypische Giebelstellung in Kauf genommen. Es entstand ein Zwitter zwischen Modernität und Tradition, der sicher beiden Seiten viel ab verlangte, aber beide wohl auch nicht glücklich gemacht hat.

Projektdaten

Adresse

Benediktsplatz 4
Erfurt

Bauherr

privat

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Zugeordnete Schlagworte und Sammlungen

Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 15.03.2018. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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