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Umbau Zentraler Omnibusbahnhof Dingelstädt

Christian Brüstel Freier Architekt, Jena

Projektbeschreibung

Der bestehende, 1998 an der Poststraße errichtete zentrale Omnibusbahnhof der Stadt Dingelstädt befand sich in einem maroden und baufälligen Zustand. Entsprechend bestand dringender Handlungsbedarf. Seitens der Stadt wurde beauftragt eine kostengünstige Lösung zur Modernisierung beziehungsweise zum weiteren Betrieb des Busbahnhofes zu suchen.

Analyse
Die Analyse ergab folgende Punkte:

Schadhaft Bestandskonstruktion:
• Ein Großteil der tragenden Leimbinder zeigen aufgrund fehlerhaften Einbaus Feuchteschäden, welche nun schon im fortgeschrittenen Stadium die Statik beeinträchtigen könnten
• Der Leimbinder wurde mit dem Hirnholz direkt auf Flansch aufgebracht. Entsprechend entstand eine Schwammwirkung.
• Die Leimbinder wurden teils voll bewittert.
• Die Brettschalung in den Rückwänden der einzelnen Leimbinderpaare wurde aufgrund der Randale-Anfälligkeit entsprechend in Mitleidenschaft gezogen.
• Scheinbar nachträglich aufgebrachte Bleche verstärkten den Effekt der Vermorschung der Leimbinder in den direkt bewitterten Bereichen.

Fehlkonstruktion des Bestandes:
• Eine komplizierte fehleranfällige Fallrohrkonstruktion (dem Entwurf nicht zuträglich; Wartungsaufwändig).
• Die Dachrinnenkonstruktion der Spanntuchelemente (Verstopfungsgefahr; dem Entwurf nicht zuträglich; Wartungsaufwändig)

Erhaltenswert:
• Die Architektur und Konzeption der Anlage bilden einen hochwertigen Beitrag für das Stadtbild Dingelstädt
• Der ZOB stellt eine prägende Superstruktur im städtischen Luftbild dar.
• Die Mängel sind offensichtlich, die Herleitung dieser ist möglich und die Fehler sind korrigierbar
• Das komplexe Stahltragwerk (gekreuzte Zugstäbe; Druckstäbe; Verplattungen; Endkappen) ist vollkommen intakt und kann in seinem statischen System weiterverwendet werden.

Konzept
Aus der Analyse resultierend sind wir zu der Überzeugung gekommen den Busbahnhof möglichst in seiner Struktur zu erhalten und korrektiv in die bestehende Substanz einzugreifen. Dies aber unter der Maßgabe einen Großteil der bestehenden Tragstruktur zu erhalten und Änderungen möglichst nur auf Grundlage der bestehenden Statik zu vollziehen.
Folgende Punkte sind hierbei noch einmal zu nennen:
• Erhalt der Fundamentstruktur
• Teilweiser Erhalt des Stahltragwerkes
• Austausch der schadhaften Holzbinder
• Bewitterungsschutz der Holzbauteile
• Integration der Beleuchtung in die neue Anlage
• Aufwertung Innenbereich
• Baumpflanzung Innenbereich
• Fundamentstruktur noch ohne sichtbare Schäden erhaltenswert
• Vermeidung statischer Veränderungen der Lasteinträge bzw. -Dimensionierung.

Konstruktion
Hauptfächer
• Zusammenfassen von je zwei Bindern
• Eindeckung mit Stehfalzblech (walzblank) auf von unten sichtbarer Holzverschalung
• wasserführende Schicht bis OK Fundament (somit keine Regenrinne bzw. Fallrohr mehr notwendig)
• Seitlicher Überstand 20cm
• rinnenloses abtropfen in Kiesbett (jeweils an alte Fallrohreinläufe angebunden)

Nebenfächer
• keine aussteifende Wirkung
• Überdeckung ebenfalls mit einer Stehfalzdeckung auf einer Holzverschalung
• Fahrradständer reduziert als Bügel in die Zwischenbereiche an denen keine Wege abgehen
• Mülleimer reduziert an den Eingängen zum Inneren (von außen und innen gut erreichbar!)

Holzleimbinder
• Austausch geschädigter Leimbinder
• Behebung der Feuchtigkeitsfehler an den Fußpunkten der Hirnhölzer

Innenschale
• Austausch Bretterschalung durch eine aussteifende Traglattung
• Indirekte Beleuchtung der

Gartenfläche
• Grünflächen zum Innenbereich erhöhen…schaffen eines spürbaren Innenraums
• Parkbänke in den Außenradius zueinander gekehrt und eingelassen in die Bodenerhöhung
• Pflanzung der schon vorher angedachten Bäume (keine Laubprobleme in Dachrinne mehr möglich da nicht mehr vorhanden)
• Wege neu gesplittet
• Randbegrenzung (teilweise aufgehend auf 75cm) in Cor-Ten-Stahl
• Aufwertung der zentralen Figur (Wasserspiel, Skulptur)


Entsprechend des Konzeptes hat der neue zentrale Busbahnhof viel der alten Strukturen behalten. Dies sollte zum einem Kosten sparen, indem Abrisskosten reduziert wurden und entsprechend funktionierende Systeme in die neue Anlage eingebunden wurden, ohne eine statische Neuberechnung veranlassen zu müssen.
Zum anderem ist somit die stadtbildprägende unverwechselbare und architektonisch hochwertige Superstruktur der Stadt Dingelstädt erhalten geblieben anstatt der Alternative einer konventionellen Kataloglösung.

Projektdaten

Adresse

Busbahnhof
37351 Dingelstädt

Planungsbüros

Christian Brüstel Freier Architekt, Jena
Waldhelm GmbH, Jena

Bauherr

Stadt Dingelstädt

Fertigstellung

April 2020

Nutzfläche

400 m2

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Zugeordnete Schlagworte und Sammlungen

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Letzte Aktualisierung dieser Seite am: 15.07.2020. Alle Angaben auf dieser Seite werden durch das Büro Christian Brüstel Freier Architekt, Jena auf freiwilliger Basis verwaltet. Das Büro ist für den Inhalt dieser Seite selbst verantwortlich. Die Angaben werden von der Architektenkammer Thüringen nicht geprüft.

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