Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

Die BUGA wird Erfurt langfristig verändern

Die Bundesgartenschau in der Landeshauptstadt ist zum Greifen nah: ein Gespräch mit Kathrin Weiß, Geschäftsführerin der BUGA Erfurt 2021 GmbH

4 Bilder vergrößern
Kathrin Weiß vor dem Deutschen Gartenbaumuseum im egapark, Bild: BUGA Erfurt 2021

Frau Weiß, was überwiegt aktuell bei Ihnen: Vorfreude oder die Sorge, ob alles so klappt, wie Sie es sich vorstellen?

Kathrin Weiß: Viele Projekte sind jetzt kurz vor der Fertigstellung, zwei Monate vor der BUGA ist die Anspannung groß. Auch wenn aktuell den Mitwirkenden wie Planern, Baufirmen, Garten- und Landschaftsbauern, dem BUGA-Team oder den Mitstreitern aus der Landeshauptstadt in schwierigen Zeit viel abverlangt wird. Ich spüre Optimismus und den starken Wunsch, das Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen. Auch in dieser intensiven Phase überwiegt die Vorfreude ganz klar.

Viele Erfurter und Thüringer sehnen sich nach den schwierigen Monaten mit vielen Einschränkungen nach etwas Schönem. Was passt da besser als eine Bundesgartenschau mit ihrem Blumenmeer, ihrer Pflanzenvielfalt und vielen grünen Themen? Nicht zu vergessen: Die BUGA ist ein Motor für viele Bereiche, für das Bauhandwerk und die grünen Berufe. Ein Großteil der für die BUGA tätigen Firmen kommt aus Thüringen und hat hier über Monate und Jahre engagierte Arbeit geleistet.

Meine Vorfreude wird bestärkt, wenn ich über den Petersberg oder durch den egapark gehe und sehe, was alles entstanden ist und wie sich beide Areale verändert haben. Wir merken jetzt auch immer stärker, wie groß die Neugier auch bei den Erfurtern ist. Die Gera-Aue und der Nordpark haben sich in beeindruckender Weise gewandelt und bringen einen riesigen Beitrag für die Lebensqualität der Erfurter, auch wenn es keine eintrittspflichtigen BUGA-Ausstellungsbereiche mehr sind.

Ich habe keine Sorge, dass Wichtiges nicht fertig wird. In den vergangenen Monaten gab es in den Bauabläufen kaum Verzögerungen. Die Gesamtsituation hat sich seit unserem Start in die BUGA-Vorbereitungen gewandelt. Aus der Covid-19-Pandemie erwachsen neue Anforderungen, nicht alles lässt sich schon konkret vorherbestimmen, davor habe ich Respekt. Das Thema beschäftigt uns gegenwärtig intensiv in verschiedenen Bereichen wie Veranstaltungen, Gastronomie oder Besucherlenkung. Zu den normalen, notwendigen Sicherheitskonzepten erarbeiten wir ein umfangreiches Hygienekonzept für die verschiedenen möglichen Szenarien, damit jeder Besucher die BUGA sicher erleben kann.

Je nach dem weiteren Verlauf der Witterungsverhältnisse gibt es sicher Projekte, die sehr knapp vor der Eröffnung fertig sind.

Was sind die größten Baustellen, die bis zur Eröffnung noch bewältigt werden müssen?

Bis weit in den Dezember hinein wurde auf beiden Ausstellungsflächen gearbeitet. Dank der günstigen Witterung konnte auch wie geplant gepflanzt werden. Temporäre Vorhaben wie Pavillons, Ein- und Aufbauten für die Gastronomie, die Kassenhäuschen oder das Besucherleitsystem stehen noch im Plan für die nächsten Wochen. Wann das alles passiert, ist vom Witterungsverlauf abhängig.

Unsere großen Baustellen wie das Wüsten- und Urwaldhaus „Danakil“ stehen kurz vor dem Abschluss. Hier planen wir in Kürze die ersten Probeläufe. Der Spielplatz „GärtnerReich“ wird mit neuen Geräten erweitert und im Waldpark machen die entstehenden Naturerlebnisstationen neugierig auf den Wissenswald. Aktuell läuft noch die Hallensanierung im egapark, die Fördermittel dafür sind sehr spät – aber zum Glück überhaupt – gekommen. Im Deutschen Gartenbaumuseum wird die neue Dauerausstellung aufgebaut, die das Haus noch mehr als bisher zu einem Erlebnis- und Kommunikationsort macht.

Auf dem Petersberg läuft der temporäre Ausbau der Defensionskaserne planmäßig. Gastronomie, die neue Ausstellung des Freistaates Thüringen, Kunst und ein Regionalitätenmarkt finden hier zur BUGA einen passenden Rahmen.

In einigen Wochen, wenn der Frost vorbei ist, startet dann auch auf allen Ausstellungsflächen die Frühjahrsbepflanzung. Eine sechsstellige Zahl von Frühjahrsblühern verbreitet zusätzlich zu den bereits gesteckten 500.000 Tulpen, Hyazinthen oder Kaiserkronen richtiges BUGA-Flair.

Ein wichtiger Aspekt von Gartenschauen ist ihre Nachhaltigkeit und die Bedeutung für die Stadtentwicklung. Wie wurde dem Rechnung getragen und welchen Einfluss wird die BUGA Ihrer Meinung nach auf die Stadt haben?

Wir hatten die Chance, bereits bestehende Parks zukunftsorientiert zu entwickeln und ihnen eine neue Ausrichtung zu geben. Unsere BUGA in Erfurt wirkt langfristig. Wir gestalten im egapark und auf dem Petersberg einen Großteil der Flächen dauerhaft um. Natürlich werden wir egapark und Petersberg zur BUGA mit großartigen temporären Flächen noch einmal ganz besonders präsentieren. Das können die Besucher nur zur BUGA erleben. Im Stadtentwicklungsprojekt Gera-Aue verändert sich für mehr als 50.000 Erfurter dauerhaft das Wohnumfeld mit Erfurts größtem Landschaftspark auf fünf Kilometern entlang der Gera und vielen neu erschlossenen Flächen.

Mit dem BUGA-Schwung wurden viele Korrespondenzprojekte entwickelt. Ich denke an Straßensanierungen oder Brücken. Hinzu kamen Investitionen in die Lebensqualität der Erfurter durch grüne und touristische Infrastruktur wie neue Radwege oder Ausstellungen. Wir haben bereits 2020 einen Aufschwung des Grüns in der Stadt durch frische Ideen des Gartenamtes und neu gestaltete Flächen wie den Hirschgarten erlebt. Das hat wunderbare Farbtupfer in Erfurt gesetzt und wurde von den Landeshauptstädtern sehr positiv aufgenommen.

Im Vorfeld der BUGA gab es vier Wettbewerbsverfahren – zum Teilbereich Nördliche Gera-Aue, zur Danakil-Klimazonenwelt im egapark sowie zum Ausstellungskonzept für den Petersberg und zur Neugestaltung des südöstlichen Petersberghanges. Auf welche Bauprojekte, auch unter Beteiligung der Kammer-Mitglieder, können sich die Besucher noch freuen?

Wir entwickeln mit dem Petersberg und dem egapark zwei Flächen, auf denen der Denkmalschutz besondere Anforderungen stellt. Im egapark sind es die Gebäude und die Gartengestaltung Lingners im Stile der 1960er und 1970er DDR-Moderne, die dem Park eine besondere Ausstrahlung verleihen. In diesem spannenden historischen Umfeld präsentieren wir weitere Vorhaben wie den neu gestalteten Karl-Foerster-Garten, den wiedereröffneten Südeingang mit dem Irisgarten oder das Besucherzentrum.

Den Petersberg dominieren die barocke Festung, die altehrwürdige Peterskirche und die mächtige Defensionskaserne. Hier haben wir mit der dauerhaften Neugestaltung der Freianlagen und den temporären Ausstellungsbeiträgen für die BUGA ein spannendes und besonderes Konzept umsetzen können. All das zeigt Erfurts Historie modern interpretiert und verleiht dem Petersberg eine enorme touristische Aufwertung.

Zu nennen wären auch das Kommandantenhaus auf dem Petersberg als künftiges Besucherzentrum, die sanierte egapark-Empfangshalle oder das Deutsche Gartenbaumuseum mit Erlebniszugang, neuer Dauerausstellung und barrierefreiem Eingang.

Wie wurden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erfurt in die Prozesse einbezogen?

Ein so umfangreiches Projekt wie eine BUGA entsteht im Ergebnis vieler unterschiedlicher Diskussionen, Ansprüche und Prozesse. Wir haben die Erfurter von Beginn an ins Boot geholt. Zu Beginn mit dem BUGA-Beirat und nach der Entscheidung in zehn BUGA-Dialogen, die wir während des Planungsprozesses durchgeführt haben. Dadurch haben wir kontinuierlich informiert, haben Rückmeldungen, Kritik und Anregungen bekommen. Das hat auch zu Veränderungen der ursprünglichen Planungen geführt und dafür war dieses Format ja auch gedacht.

Die Vereine der BUGA-Freunde und die egapark-Freunde haben sich ebenfalls in verschiedene BUGA-Projekte eingebracht oder diese selbständig entwickelt. Beide stehen allen Interessierten offen und bieten die Chance, aktiv an der Bundesgartenschau mitzuwirken.

Nicht alles wird rechtzeitig zur Eröffnung fertig sein, manch eine Idee musste wieder verworfen werden. Gibt es ein nicht realisiertes Projekt, das Sie vermissen werden?

Wir konnten deutlich mehr realisieren, als wir ursprünglich bei der BUGA-Bewerbung geplant hatten. Dank der Investitionen der Stadt Erfurt, des Engagements der Stadtwerke Erfurt sowie verschiedener Fördermittel des Freistaates, des Bundes und der EU konnten wir zusätzliche Projekte umsetzen. 60 Millionen Euro Fördermittel hatten wir geplant, jetzt sind es mit dem Stadtentwicklungsprojekt Gera-Aue mehr als 180 Millionen Euro, mit denen wir Erfurt noch grüner und lebenswerter machen.

Ich wünsche der Stadt Erfurt, dass der zweite Teil des Bastionskronenpfades noch realisiert werden kann. Für die Besucher wird mit dem Rundweg die enorme Dimension der Festung Petersberg erlebbar und er ist für die barrierefreie Erschließung des Petersberges essentiell.

Was ist Ihr persönliches Highlight der BUGA 2021?

Wir haben zwei BUGA-Ausstellungsbereiche, deswegen habe ich mehrere Favoriten. Im egapark ist es das Danakil. Das Wüsten- und Urwaldhaus beeindruckt mit seinem einzigartigen Konzept, die Szenografie sorgt für ein besonderes Besuchererlebnis. Es ist zugleich das Symbol für die Verbindung von Historie und Zukunft im egapark, in seiner architektonischen Gestaltung und seinen Erlebnisangeboten. Der interdisziplinäre Wettbewerb hat sich aus meiner Sicht gelohnt, wenn man das Ergebnis in seiner Gesamtheit betrachtet.

Auch der Karl-Foerster-Garten, der in den vergangenen Jahren ein Schattendasein fristete, wird wieder zu einem wahren Schmuckstück. Im Sinne von Karl Foerster werden hier hochaktuelle Themen in der Pflanzenverwendung vermittelt.
Auf dem Petersberg freue ich mich auf den blühenden Festungsgraben, die „Erfurter Gartenschätze“. Dieser großartige und einmalige Ausstellungsbereich macht Erfurter Gartenbautradition in besonderer Weise erlebbar.

Beide BUGA-Ausstellungsflächen zeigen anschaulich, wie man Anlagen aus dem Bestand weiterentwickeln und gleichzeitig aktuelle Themen wie den Klimaschutz, klimaresistente Pflanzen oder Biodiversität zeitgemäß präsentieren kann.

„Erfurt erblüht“ ist unser BUGA-Motto – und das ist uns gelungen!

Frau Weiß, vielen Dank für dieses Gespräch.

Interview: Björn Radermacher

veröffentlicht am 23.02.2021 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken