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6. Internationales Symposium zur Architekturvermittlung

„Denkraum.Bauhaus“ – vom 27. und 29. September 2019 an der Bauhaus-Universität Weimar, veranstaltet von Architektenkammer Thüringen, Bauhaus-Universität Weimar und Fachverband für Kunstpädagogik, unter Schirmherrschaft des Thüringer Ministers für Bildung, Jugend und Sport, Helmut Holter, unterstützt durch den Freistaat Thüringen, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, den B100-Fonds, 100 Jahre Bauhaus sowie die Klassik Stiftung Weimar.

Thema

Im Zentrum des disziplinübergreifenden Diskurses über die Aktualität der Utopien des Bauhauses stand die Frage nach einer zeitgemäßen Pädagogik für eine nachwachsende Generation und die verantwortlichen Positionen von Architekten, Künstlern, Gestaltern und Vermittlern in Bezug auf eine Erziehung zu Mündigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe.

Rückblick

Denkraum.Bauhaus: Eindrücke vom 6. Internationalen Symposium zur Architekturvermittlung vom 27. bis 29. September 2019 an der Bauhaus-Universität Weimar

Denkraum.Bauhaus: Eindrücke vom 6. Internationalen Symposium zur Architekturvermittlung vom 27. bis 29. September 2019 an der Bauhaus-Universität Weimar

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Impressionen

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Dr.-Ing. Hannes Hubrich, Architektenkammer Thüringen, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Bild: Architektenkammer Thüringen
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Sprach als Schirmherr ein Grußwort: Helmut Holter, Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, Bild: Architektenkammer Thüringen
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Sprach als Schirmherr ein Grußwort: Helmut Holter, Thüringer Minister für Bildung, Jugend und Sport, Bild: Architektenkammer Thüringen
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Audimax der Bauhaus-Universität Weimar, Bild: Architektenkammer Thüringen
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Warum ist das Bauhaus heute noch attraktiv und ein Vorbild? Philosoph Prof. Wolfgang Welsch bei seinem Keynote-Vortrag, Bild: Architektenkammer Thüringen
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Vor dem Audimax in der Universitätsbibliothek, Bild: Architektenkammer Thüringen
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Orientierungssystem, Bild: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
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Workshop, Bild: Ines M. Jauck
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„Von der großen Idee zum Würfelhusten und zurück“ mit Julia Huber, Bild: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
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„Experiment gegen Mythos – Kritische Bauhaus-Rezeption jetzt“ mit Bettina Güldner im green:house, Bild: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
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Bauhaus-Bühne mit Dr.-Ing. Luise Nerlich und Dr. phil. Claudia Tittel in der Kunsthalle Harry Graf Kessler, Bild: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
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Vor der Neufert-Box in Weimar-Gelmeroda, Bild: Ines M. Jauck
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Architektur für eine lebenswerte Zukunft, Bild: Ines M. Jauck
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Architektur für eine lebenswerte Zukunft, Bild: Ines M. Jauck
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Eröffneten das Fest am Samstagabend: Sara Burkhardt, Vorsitzende des BDK e. V. Fachverband für Kunstpädagogik, und Dr.-Ing. Hannes Hubrich, Architektenkammer Thüringen, Bild: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
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Gnadenlos Schick & Bauhaus-Kapelle, Bild: Ines M. Jauck
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Abendessen und Fest im Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar, Bild: Studierende der Bauhaus-Universität Weimar
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Keynote von Hartmut Rosa am Sonntag, Bild: Ines M. Jauck

Weitere Informationen

Weitere Informationen, u.a. zu Programm und Referenten, finden Sie unter:

Denkraum.Bauhaus

Text: Andrea Dreyer, Luise Nerlich

Bauhaus – ein Begriff der Assoziationen weckt, die in einer langen Rezeptionsgeschichte begründet sind: ob die Meisterhäuser in Dessau von Walter Gropius, die Möbel von Erich Diekmann und Marcel Breuer, ob Lampen von Wilhelm Wagenfeld oder Geschirr von Marianne Brandt. Die mit ihnen verbundene Formsprache prägt unser Urteilsbewusstsein über die stilbildende Bedeutung des Bauhauses in der Moderne bis heute. In der Fokussierung und Begrenzung auf die Rezeption ausgewählter Produkte und Architektur konnte die „Marke“ Bauhaus über deren Existenz als Institution hinaus bis heute öffentlich wirksam gemacht werden. Um dem Bauhaus und seiner gesellschaftlichen, politischen wie wirtschaftlichen Einflussnahme gerecht zu werden, bedarf es jedoch einer differenzierten Auseinandersetzung mit seinen Ideen und Visionen im kulturhistorischen Kontext.

Kontext
Als Walter Gropius 1919 die Zusammenführung und Leitung der Großherzoglich Sächsischen Hochschule für bildende Kunst und der Großherzoglichen Sächsischen Kunstgewerbeschule unter „Neuangliederung einer Abteilung für Baukunst“ (Gropius 1919, S. 2) in Weimar übernahm, verband er mit seiner Leitungstätigkeit das Ziel der Vereinigung von Kunst, Technik und Handwerk mit materieller Produktion. Gropius reihte sich ein in ein neues Verständnis akademischer künstlerischer Bildung, das dem Bewusstsein folgte, gut gestaltete Industriegüter könnten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sein. Die Sicherung und der Ausbau der wirtschaftlichen Vormachtstellung Deutschlands auf dem internationalen Markt führten schon vor dem Ersten Weltkrieg zur Umgestaltung der preußischen Kunstgewerbeschulen. Maßgeblich trug die Gründung des Deutschen Werkbundes 1907 in München dazu bei, Kunst, Industrie und Handwerk im Zuge der Industrialisierung in einem vereinenden Verhältnis zueinander zu verstehen. Als Mitglied im Werkbund und Leiter des Arbeitsrates für Kunst war der Ruf Walter Gropius’ 1919 nach Weimar folgerichtig. Bereits vor seinem Amtsantritt forderte er notwendige Veränderungen in der Bildung von Architektinnen und Architekten und die Kunst in den Dienst des Baus zu stellen. „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau! Ihn zu schmücken war einst die vornehmste Aufgabe der bildenden Künste, sie waren unablösliche Bestandteile der großen Baukunst. Heute stehen sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der sie erst wieder erlöst werden können durch bewußtes Mit- und Ineinanderwirken aller Werkleute untereinander.“ (Gropius 1919, S. 1) Sein Ziel, die autonome Künstlerpersönlichkeit im Handwerk aufgehen zu lassen und zu überwinden, traf bereits in den ersten Jahren des Bauhauses in Weimar auf Widerstand. Neben der verstärkten Zusammenarbeit mit externen Produzierenden ist nicht zuletzt darin eine Abkehr von den Künsten und eine stärkere Fokussierung auf das Industriedesign und den Entwurf am Bauhaus in Dessau festzustellen. Stilprägend wurden die in der 1925 gegründeten Bauhaus GmbH entwickelten Prototypen für die industrielle Fertigung.

Rezeption
Neben der bis heute vordergründigen Rezeption dieser neuen Form-, Produkt- und Baukultur der späten Jahre des Bauhauses in Dessau wirkt das Staatliche Bauhaus in Weimar mit seinen pädagogischen Ideen und Konzepten immer noch prägend in die Grundlehre von Architektinnen und Architekten, Kunstschaffenden, ja aller Gestaltenden hinein und bestimmt maßgeblich den Diskurs über eine zeitgemäße ästhetische Bildung. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Rezeption der Lehransätze des Bauhauses leistete Walter Gropius in der unermüdlichen Kommunikation seiner Ideen. Gegenüber vielfältigen internationalen Strömungen der Moderne in Russland, Skandinavien, den Niederlanden, den USA und Frankreich, die den Entwurf und die Gestaltung dieser Stilepoche prägten, vermochte Gropius zudem der Entwicklung neuer Persönlichkeiten in Kunst, Gestaltung und Entwurf Raum zu geben und diese in einem neuartigen Bildungskonzept an einer Hochschule zu verorten. Die „Verkörperung“ der Einheit von Kunst, Handwerk und Architektur in einem gelebten und praktizierenden Hochschulalltag führte über die Bauhausrezeption hinaus zu einer Befragung und Entwicklung von Bildungsinhalten und Strukturen vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Einführung der Grundlehre an den Hochschulen fand ihre Anregungen in der Lehre des Bauhauses ebenso wie die Auseinandersetzung mit Form- und Farbenlehre, Komposition, Material und Technologien im Kunstunterricht.

Zeitgeschichte
Um die Entwicklungen des Bauhauses zu verstehen, bedarf es aber auch einer Befragung der Zeitumstände und der gesellschaftlichen, politischen wie ökonomischen Herausforderungen. Das Staatliche Bauhaus in Weimar wird in einer Zeit gegründet, die nach dem Ersten Weltkrieg geprägt ist durch den Verlust nationaler Würde und Identität, durch eine unzureichende Legitimation der aktuellen, erstmalig demokratisch gewählten Regierung sowie durch einen fehlenden kulturpolitischen Grundkonsens in Fragen der Religion, der Kunst, der Wissenschaft und Bildung – manifestiert durch einen kulturpolitischen Bruch mit traditionellen Sinnbildungsmustern. Die Gesellschaftsstrukturen sind bestimmt durch Säkularisierung und eine Auflösung der Ständezugehörigkeit in Folge der Industriellen Revolution. Die Suche nach individuellen Ausdrucksformen und die Befragung der eigenen Identität sind Voraussetzung für persönliche Orientierung und Stabilisierung im System. Jugend (als Phänomen hervorgehend aus der Wandervogelbewegung) erfährt erstmalig eine Anerkennung als eigene Entwicklungsphase, bestimmt durch die zeitgleiche Ablösung politisch wie erzieherisch kontrollierbarer Ausdrucksformen der Hochkultur in Folge einer Mediatisierung, Technisierung und Konsumorientierung des Alltags. Das Kino hält Einzug, ebenso Illustrierte, das Radio und das Grammophon, mit ihnen Swing und Jazz, sowie der US-amerikanische Film. Zugleich bestimmen Hunger und Elend, soziale Wohnungsnot, hohe Kindersterblichkeit und unzureichende Infrastrukturen in den rasant anwachsenden Städten die Lebensumstände.

Leitideen
In diesem Kontext ist die Zielstellung von Walter Gropius zu verstehen, einen „Neuen Menschen“ für eine sozial gerechte „Neue Gesellschaft“ formen zu wollen. Die disziplinübergreifende Verschränkung von Kunst, Handwerk und Technologie, die theoriegeleitete Reflexion der eigenen künstlerischen, gestalterischen wie entwerferischen Praxis, die Suche nach künstlerischen und gestalterischen Lösungen für politische und soziale Probleme, die internationale Mentalität einer zukunftsweisenden Bildung durch die Berufung international anerkannter Persönlichkeiten in Kunst und Gestaltung sowie Entwurf an das Bauhaus, das Lehren und Lernen in einer interkulturellen Gemeinschaft und die damit verbundene Pflege des Miteinanders sowie die Erfahrung der Selbstwirksamkeit als Gesellschaftsgestaltende bilden daher grundlegende Ideen und Leitbilder, die das Leben und Lernen am Staatlichen Bauhaus in Weimar vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Situation bestimmten. Die ihnen innewohnenden Fragen, sind nach 100 Jahren gleichermaßen aktuell. Sie symbolisieren die Suche nach Formen der Mitwirkung an Veränderungsprozessen in der Gesellschaft sowie nach einer zeitgemäßen ästhetischen Bildung, der wir uns im Zuge der Weiterentwicklung der Gesellschaft dauerhaft stellen und erneut stellen müssen.

Denkraum.Bauhaus
Welche Relevanz die Ideen die Bauhauses für eine zeitgemäße ästhetische Bildung an Hochschulen, Schulen und in außerschulischen kulturellen Bildungseinrichtungen haben und welche Rolle der Kunstunterricht als Begegnungsraum mit aktuellen Fragen und Problemlagen sowie ihrer diskursiven Verhandlung in der Kunst, in der Gestaltung und in der Architektur einnimmt, sind Fragen, die den Kongress „Denkraum.Bauhaus“ bestimmen sollen. Es bedarf dazu einer kritischen Rückschau auf die politischen, gesellschaftlichen wie ökonomischen Kontexte ebenso wie einer Befragung der Wirkung des Bauhauses auf unser Verständnis von zeitgemäßer ästhetischer Bildung sowie einer kritischen Auseinandersetzung mit der aktuellen Bauhausrezeption an Hochschulen, Schulen und in außerschulischen kulturellen Bildungskontexten. Zugleich bedarf es aber der Befragung der aktuellen Problemstellungen und Herausforderungen, auf die wir in Bildungsprozessen im Allgemeinen, im Kunstunterricht im Besonderen Antworten geben können und müssen. Ein Diskurs über den Beitrag des Kunstunterrichts für eine zeitgemäße ästhetische Bildung schließt daher zugleich die Frage nach der Bildungsverantwortung gegenüber zukünftigen Gesellschaftsgestaltenden ein. Diese zu verhandeln, ist Ziel des disziplinübergreifenden Diskurses in den nachfolgenden Themenfeldern.

Komplexität erfahren
Komplexität gestalten

In den Themenfeldern „Komplexität erfahren“ und „Komplexität gestalten“ wird nach der Relevanz der Wahrnehmungs-, Form-, und Materiallehre des Bauhauses für eine zeitgemäße ästhetische Bildung in Schule und Hochschule ebenso gefragt wie nach der Qualifizierung zukünftiger Nutzender zur aktiven Teilhabe an Entwurfs- und Gestaltungsprozessen durch den Kunstunterricht sowie durch Angebote der außerschulischen kulturellen Bildung. Darüber hinaus wird aber auch die Frage nach dem Wesen der Dinge und deren Einflussnahme auf den Menschen und den Alltag gestellt, die am Bauhaus jene Vision begleitete, über das Objekt den besseren Menschen zu formen. Ob das Bauhaus dieser Zielsetzung durch eine tatsächliche Bezugnahme auf die Bedürfnisse des Menschen und seine technischen Entwicklungen gerecht wurde und inwiefern das kunsthandwerkliche Design-Verständnis noch heute zeitgemäß ist für eine professionelle Qualifizierung zukünftiger Gesellschaftsgestalter in Kunst und Design, wird ebenso verhandelt wie die Frage, welches Verständnis von Design und Entwurf wir heute schlussfolgernd vermitteln müssen.

Moderne Haltung bilden
Moderne Haltung befragen

In den Themenfeldern „Moderne Haltung bilden“ und „Moderne Haltung befragen“ steht die Auseinandersetzung mit einer entwickelten Rezeptionskultur zu vergangenen und gegenwärtigen Veränderungen einer Gesellschaft einschließlich ihrer Kultur und Künste im Mittelpunkt. Die Ursachen der Entwicklung eines neuen Denkens als Ergebnis historischer Erfahrungen werden am Beispiel des Bauhauses verhandelt. Damit verbunden ist die Frage nach der aktuellen Relevanz einer hundertjährigen Idee der Rationalisierung des Lebens und der daraus resultierenden Formung des Menschen durch technische Orientierung und Formsprache für eine zeitgemäße ästhetische Bildung.

Virtuelle Realitäten verantworten

Im Themenfeld „Virtuelle Realitäten verantworten“ wird der Frage nachgegangen, welche Potentiale mit der Neukontextualisierung von Dingen der ‚echten Welt‘ im virtuellen Raum einhergehen, welche neuen Wege der Wahrnehmung mit den digitalen Aneignungs- und Teilhabeprozessen verbunden sind und welche Verantwortung Vermittelnde, Gestaltende, Kunstschaffende sowie Entwerferinnen und Entwerfer tragen. Dazu wird die Relevanz der Hochschullehre wie des Kunstunterrichts und der außerschulischen kulturellen Bildung für die Befähigung zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Technologien diskutiert.

Öffentlichkeit und Gemeinschaft pflegen

Das Bauhaus als Lern- und Lebensraum wird im Themenschwerpunkt „Öffentlichkeit und Gemeinschaft pflegen“ verhandelt. Damals wie heute an der Bauhaus-Universität Weimar war das tägliche Miteinander durch den Leitgedanken einer starken Beteiligungskultur der Studierenden geprägt. Diese fand ihren Ausdruck in internen privaten Festen und Zusammenkünften der Bauhausschüler und Bauhausschülerinnen (spontan, anarchisch, dionysisch) sowie in öffentlichen Bauhausabenden (szenografisch gestaltet, durchkomponiert). Welche Beziehung zwischen alltäglichen Formen der Selbstinszenierung und jugendkultureller Festformate und den Phänomenen Theater, Bühne und Fest am Bauhaus und heute bestehen und welches Potential das Performative als Erkenntnisform und -prozess inne hat, wird in diesem Themenfeld bearbeitet.

Material begegnen

Der Gestaltungsprozess konzentriert sich nicht nur auf die gestaltete Form selbst, sondern schließt die Befragung und Entwicklung von Verfahrensweisen, Produktionsmitteln und Materialien ein. Das Experiment, die Infragestellung bisheriger Nutzungen und bestehender Strukturen bestimmen daher den Designprozess. Zudem stellt die anhaltende Entwicklung neuer Materialien eine ebenso große Herausforderung dar wie die eigene notwendige Beteiligung am Entwicklungsprozess dieser. Dabei kommt durch digitale Materialien eine weitere Erkenntnis- und Entwicklungsebene hinzu, durch die sich ethische Fragen anders stellen als zur Zeit des Bauhauses. Die Frage nach unserem heutigen Materialbegriff bestimmt den Diskurs im Themenfeld „Material begegnen“. In welcher Form sich dieser von jenem des Bauhauses unterscheidet und welche Relevanz die Verhandlung von Materialerfahrung in der sozialen Begegnung für die Entwicklung eines gemeinsamen Vokabulars zur Decodierung bzw. Entwicklung zeitgenössischer Form- und Bildsprachen hat, wird ebenso thematisiert wie Impulse zur Materialerfahrung und kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Materialethik gegeben werden.

Räume deuten
Räume und Resonanzen erzeugen

Gestalter zu bilden bedeutet, sich jener Erfahrungs- und Dingwelten bewusst zu werden, welche die Menschen nicht beschreiben können, aber deren Sinnhaftigkeit mit ihrem Erscheinen außer Frage steht. Beobachtung, Neugierde und die Fähigkeit zum Wechsel zwischen Gestalter- und Nutzerperspektive sind wesentliche Bildungsziele, um eine zukunftsfähige Generation von Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designern sowie Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen zu gewinnen. Dabei ist die Gestaltung von Wirklichkeit nicht auf die Dingwelt zu reduzieren, sondern umfasst ebenso sämtliche soziale wie räumliche Konstruktionen. Inwiefern das Bauhaus auf eine als historisch empfundene Formsprache mit zeitgemäßen architektonischen Alternativen ebenso reagierte wie mit einer auf technischen Innovationen gründenden Produktkultur wird in den Themenfeldern „Räume deuten“ und „Räume und Resonanzen erzeugen“ diskutiert. Welche Vorstellungen von Raum den Entwurf im Bauhaus und heute prägen und welche Folgen diese für die Lehrinhalte und Lehrprogrammatik in der Professionalisierung zukünftiger Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designern sowie Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen haben, sind Fragen, die den Diskursraum bestimmen werden.

Orte
Der „Denkraum.Bauhaus“ zielt neben der Begegnung zwischen Akteuren verschiedener Disziplinen zu den soeben skizzierten komplexen Themenfeldern auch auf die Begegnung mit authentischen Orten des damaligen Bauhauses wie der Bauhaus-Universität Weimar. Es sind Orte, die – mit Ausnahme des Hauses Am Horn – keine Begegnung mit der „gebauten“ Architekturmoderne erwarten lassen und dennoch das Eintauchen in innovative und zukunftsgerichtete Möglichkeits- und Denkräume erlauben und provozieren. Ziel ist, den gemeinsamen Diskurs zu beleben und Forderungen für eine zeitgemäße ästhetische Bildung zu formulieren.Sie sind eingeladen an dieser dringlichen Aufgabe mitzuwirken!

„Denkraum.Nachwuchsforschung“
In Zusammenarbeit mit dem Hochschulreferat des BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik unter Verantwortung von Miriam Schmidt-Wetzel und Christin Lübke veranstaltet der „Denkraum.Bauhaus“ den Forschungstag „Denkraum.Nachwuchsforschung“. Dieser richtet sich sowohl an interessierte Studierende und Promovierende vor oder zu Beginn einer Forschungsarbeit in der Fachrichtung Kunstpädagogik, Architekturvermittlung sowie allen benachbarten Fächern, z.B. Kulturelle Bildung, Museumspädagogik oder Kunstvermittlung. Der Forschungstag nimmt das Bild des Denkraums wörtlich und untersucht die Phänomenologie des Raumes, in dem pädagogische Forschung verortet ist. Wir freuen uns auf Teilnehmende, die den „Denkraum.Nachwuchsforschung“ durch ihre aktive Mitwirkung bereichern.

Literatur:
Gropius, Walter: Bauhaus-Manifest. Weimar 1919.
Droste, Magdalena: Bauhaus 1919–1933. München 2013.

Autorinnen:

  • Andrea Dreyer, seit 2008 Professorin für Kunst und ihre Didaktik an der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar.
  • Luise Nerlich, Architektin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Bauformenlehre, Fakultät Architektur und Urbanistik, Bauhaus-Universität Weimar.

Seite zuletzt geändert am 04.07.2024

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