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Erster von vier Gesundheitskiosken in Holzbauweise von Bodo Ramelow eröffnet

Mitteilung der IBA Thüringen

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Christopher Kaufmann, Ronald Schmöller, Estella Ehrich-Schmöller, Prof. Dr. Edgar Franke, Harald Zanker, Bodo Ramelow, Dr. Marta Doehler-Behzadi, Dr. h.c. Helmut Hildebrandt, Prof. Ralf Pasel, Kerstin Faber, Steven Renner und Frank Baumgarten (v.l.) bei der Eröffnung des ersten Gesundheitskiosks in Urleben, Bild: Thomas Müller, Weimar

Die gemeindeübergreifende Stiftung Landleben und der angeschlossene Verein Landengel e.V. bauen seit vielen Jahren ein Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsnetzwerk in der Dorfregion Seltenrain auf. Dazu werden im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen vier Gesundheitskioske in Holzbauweise realisiert.

Die Bevölkerung kann sich in den Kiosken zu gesundheitlichen und sozialen Belangen beraten lassen und muss dank Telemedizin für Untersuchungen nicht mehr weit fahren. Heute wurde der erste von vier Gesundheitskiosken in Urleben feierlich von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow eröffnet: »Die Sicherung und Fortentwicklung der Gesundheitsversorgung insbesondere im ländlichen Raum sind wichtige Hausaufgaben von Politik und Gesellschaft. Das Konzept ›Gesundheitskiosk‹ betrachte ich dabei als einen wichtigen Baustein. Hier wird nicht nur Digitalisierung durch die Nutzung von Telemedizin aktiv umgesetzt, sondern auch ganz analog gegen Einsamkeit und das Gefühl des ›abgehängt seins‹ gearbeitet. Dass sich Thüringen in diesem Bereich zudem als Vorreiter präsentiert und neue Wege geht, freut mich noch dazu.«

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit Prof. Dr. Edgar Franke hob in seinem Grußwort hervor, dass in Urleben ein Vorzeigeprojekt entstehe, das die gesundheitliche Versorgung in einer ländlichen Region verbessere. »In vielen Bereichen muss die gesundheitliche und pflegerische Versorgung neu gedacht werden«, so Franke. »Das gilt besonders in ländlich geprägten Regionen, in denen der Weg zum nächsten Arzt weit und die Mobilität begrenzt ist.«

Der ländliche Raum ist vielerorts von strukturellem und demographischem Wandel geprägt. So auch die Thüringer Dorfregion Seltenrain. Der zunehmend entfernte Zugang zu Gesundheits- und Pflegedienstleistungen und die schlechtere mobile Anbindung an gesundheitliche Versorgung bei gleichzeitig alternder Bevölkerung vermindert die Lebensqualität auf dem Land. Zusätzlich fehlen Ansprechpartner:innen, die bedarfsgerecht informieren und helfen.

Als Impuls für den Aufbruch ländlicher Räume und positives Signal an die Bevölkerung werden die Gesundheitskioske deshalb als neue, ergänzende Funktion an den zentralen Bushaltestellen der beteiligten Gemeinden umgesetzt. Weitere Projektstandorte sind im Gespräch.

Frank Baumgarten, Vorsitzender der Stiftung Landleben und Mitinitiator der Gesundheitskioske: »Wir haben die Kräfte vor Ort gebündelt, auch die Interessen der Bürgerinnen und Bürger, und sind viele Kooperationen eingegangen, um so viele Dörfer wie möglich auf diesem neuen Weg der Daseinsvorsorge mitzunehmen.«

Zukünftiger Träger der Gesundheitskioske ist die im Oktober 2022 neu gegründete Gesellschaft Gesundes Landleben. Gründer sind die Stiftung Landleben gemeinsam mit dem Hamburger Sozialunternehmen OptiMedis AG, das unter anderem umfangreiche Erfahrungen in der Ausgestaltung und Umsetzung dieses besonderen Gesundheitskonzeptes im städtischen Kontext von Hamburg Billstedt/Horn gemacht hat. Christopher Kaufmann, Vorsitzender des Vereins Landengel e.V. und Mitgeschäftsführer der Gesundes Landleben GmbH: »Uns treibt ein ganzheitlicher Ansatz: Im Mittelpunkt steht der Mensch, der aktiv in seine Behandlung einbezogen wird. Wir werden in den Gesundheitskiosken feste Sprechstunden anbieten über das vom Land Thüringen geförderte AGATHE-Programm.«

Die Gesundheitskioske sind ein Projekt der IBA Thüringen, die sich auf die Gestaltung des ländlichen Raums konzentriert: »Gute Projekte müssen ausstrahlen, umso überzeugender taugen sie als Modell für die Zukunft. Die Gesundheitskioske sind eine innovative Organisationsform der Daseinsvorsorge, aber als besonders gestaltete Holzbauten bereichern sie die Orte und die Dorfgemeinschaft.« so Dr. Marta Doehler-Behzadi, Geschäftsführerin der IBA. IBA Projektleiterin Kerstin Faber ergänzt: »Die Gesundheitskioske sind hier als Kleinstarchitekturen mit Bushaltestelle ein räumlich sichtbares Leitsystem für eine deutschlandweit neue Infrastruktur. Sie verbinden die soziale und gesundheitliche mit der mobilen Vorsorge auf dem Land.« Prof. Ralf Pasel von PASEL-K Architects aus Berlin hat die Gesundheitskioske in klimagerechter Holzbauweise entworfen. »Jeder Kiosk ist in seiner Form und Fassade spezifisch an seinen Ort angepasst, hat aber als prototypischer Holzbau eine hohe Serialität in der Konstruktion und Materialität. Einer Familie ähnlich sind die einzelnen Charaktere unterschiedlich ausgeprägt, der Genpool jedoch ist derselbe. So ergibt sich trotz individueller Gestaltung ein großes Ganzes.« Unterstützt wird die bauliche Umsetzung im Rahmen der Förderung von Einrichtungen für lokale Basisdienstleistungen des Freistaats Thüringen.

Am Dienstag, den 15. November wird u.a. das IBA Projekt Gesundheitskioske online ab 17 Uhr kostenfrei präsentiert. Registrierungen sind auf iba-thueringen.de möglich. Neben Vertreter:innen der IBA Thüringen, der Stiftung Landleben, des Vereins Landengel und der Gesundes Landleben GmbH wird auch der Architekt der Gesundheitskioske die Konzeption der Kleinstarchitekturen vorstellen.

Weitere Informationen zu den Gesundheitskiosken auf der IBA-Projektseite:

veröffentlicht am 04.11.2022 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News

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