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Mehr Raum für Freiräume – Lust oder Last?

Flächen sparen – das Gebot der Stunde

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Grußwort im Namen des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt: Dr. Karl-Friedrich Thöne, Bild: Architektenkammer Thüringen

Das Thema „Brachflächenmanagement“, das sich hinter dem Veranstaltungstitel verbarg, stieß nicht nur bei Planern auf große Resonanz. Gut 80 Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Planung waren der Einladung des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt und der Architektenkammer Thüringen nach Bad Langensalza gefolgt und nahmen sich Zeit, Strategien im Umgang mit innerstädtischer und randstädtischer Brachflächen zu diskutieren. Referenten aus Politik, Wissenschaft und Planung boten hierzu interessante Ansätze.

Was war Anlass, sich mit diesem Thema zu beschäftigen? Eine umfassende Erhebung des Freistaates in den Jahren 2003 bis 2006 ergab: Rund 7300 Flächen mit einem Umgriff von 6800 Hektar liegen brach. Das entspricht knapp fünf Prozent der Siedlungs- und Verkehrsfläche im Freistaat – ein großes Potential, berücksichtigt man das Ziel, bis 2020 die Neuflächeninanspruchnahme auf einen Hektar pro Tag in Thüringen zu reduzieren.

Doch wie steht es mit der Renaturierung und Revitalisierung vorhandener Brachen? Der Beitrag von Staatssekretär Prof. Dr. Christian Juckenack zeigte, mehr als 50 Prozent der Flächen sind für die Baulandentwicklung geeignet. Allerdings können nur 15 Prozent als Selbstläufer bezeichnet werden. Die übrigen Standorte verlangen nach intelligenter Bodenordnung, kreativen Konzepten und staatlicher Förderung. Welche Bedeutung die Klärung von Grundstücksfragen einnimmt, machte der Beitrag von Bernd Schönau, Bürgermeister der Stadt Bad Langensalza, deutlich. Sein Appell an die Landesregierung lautete, den Städten durch Fördermittel den Ankauf von Grundstücken zu erleichtern.

War die Umnutzung zahlreicher innerstädtischer Brachen der strategische Ansatz der Kur- und Rosenstadt Bad Langensalza, so zielte der Vortrag von Dr. Martin Peschken, TU Braunschweig, unter dem Titel „Ästhetik der Leere“ auf einen weiteren Aspekt im Umgang mit Brachen, nämlich die Wahrnehmung. Mit freien Räumen, so zeigte sein Ausflug in die Kunst- und Kulturgeschichte, war in der Vergangenheit häufig die Hoffnung auf ein besseres Leben verbunden. Als die Leere ins Zentrum der Bilder rückte, so seine Aussage, bot sie Raum für Imagination. Dass es in Teilen nur der klärenden Eingriffe bedarf, um die Leere abseits konkreter Gestaltung zu kultivieren, zeigten seine Beispiele. Der Frage, was vor der Planung kommt, ging auch Dr. Sonja Beeck von der Stiftung Bauhaus Dessau nach. Performative Aktionen im Umgang mit Brachen wurden genauso vorgestellt wie eine neue Ästhetik kultivierter Weite. Ihre Beispiele zeigten aber auch die Kraft von Freiräumen, als neue Identifikationsflächen den Menschen eine Mitte zu bieten.

Es können nur schlaglichtartig die konzeptionellen Ansätze einzelner Referenten wiedergegeben werden. In einem waren sich die Referenten des Tages jedoch einig: Mehr Raum für Freiräume als ein „Symptom“ der Schrumpfung bedeutet die Chance für Landschaftsarchitekten, sich aktiv einzubringen. Die zukünftigen Aufgabenfelder werden weitreichender sein und sich hoffentlich auch in den Projekteinreichungen des nächsten Thüringer Landschaftsarchitekturpreises widerspiegeln.

Gertrudis Peters

veröffentlicht am 21.10.2009 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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