Neue Raumordnungsprognose 2020/2050 des BBR zeigt Handlungsbedarf auf
Pressemitteilung Wissenschaftlicher Bereich des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, 11.04.2006
Regionale Spaltung der Entwicklungsdynamik in Deutschland
Zentrales Ergebnis der aktuellen Raumordnungsprognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist die regionale Spaltung der Entwicklungsdynamik bei Bevölkerung, Haushalten, Erwerbspersonen und Wohnungsmarkt. Immer mehr Regionen verlassen den Wachstumspfad und beginnen zu schrumpfen. Dies verlangt nach regional und örtlich angepassten Entwicklungsstrategien.
Bis 2020 nimmt die Einwohnerzahl Deutschlands nur gering ab; es lebt dann aber nahezu die Hälfte der Bevölkerung in schrumpfenden Landkreisen oder kreisfreien Städten. Bevölkerungsabnahme war zunächst fast ausschließlich eine ostdeutsche Angelegenheit, doch macht sich die Schrumpfung künftig noch mehr in den alten Länden breit.
Trotz leicht sinkender Bevölkerungszahl steigt die Zahl der Haushalte noch um ca. 3% an. 2020 wird es über 1 Mio. Haushalte mehr als heute geben. Dabei steigt der Anteil der der kleinen Haushalte auf über 75%, während die 3 und mehr Personenhaushalte überall im Land weiter zurück gehen. Im Westen verzeichnen die Nachbarräume die größten Zunahmen, während im Osten lediglich das Umland von Berlin stärkere Gewinne aufweisen kann.
Bei weiterhin wachsenden Haushaltszahlen muss auch künftig mit einem immer noch spürbaren Wohnungsneubaubedarf gerechnet werden. Zusätzlich werden die strukturellen Verschiebungen in der Größen- und Altersstruktur der Haushalte deutliche Nachfrageveränderungen bedingen.
Im Ergebnis der Prognoserechnung werden bis 2020 in Deutschland noch 3,4 Mio. Neubauwohnungen benötigt. Jahresdurchschnittlich sind das knapp 226.000 Wohnungen, davon 194.000 in den alten und 32.000 Wohnungen in den neuen Ländern. Im Zeitverlauf sinkt der jährliche Neubaubedarf, der bis 2010 auf rd. 280.000 Wohnungen beziffert wird, ab. Für die letzten 5 Jahre des Prognosezeitraums wird ein Neubaubedarf von knapp 194.000 Wohnungen jährlich ausgewiesen.
Der Schwerpunkt der Neubautätigkeit liegt im Umland der großen Wachstumsregionen. In den ländlichen Regionen der neuen Länder wird der Neubau im Geschoßwohnungsbau fast völlig zum Erliegen kommen.
Bis 2010 überwiegt in ganz Deutschland der Eigenheimbau mit jährlich 150.000 Neubauwohnungen in Ein-/Zweifamilienhäusern das Baugeschehen. Danach sinkt die Zahl der Jahrgänge in der Familienphase relativ stark ab. Infolgedessen verliert der Eigenheimneubau an Bedeutung. Die Wohneigentumsbildung schreitet auch danach weiter voran. Sie verlagert sich aber aufgrund der kleineren Haushaltsgrößen vor allem im Westen mehr auf den Geschosswohnungsbau; im Osten bleibt der Neubau von Ein-/Zweifamilienhäusern bis 2020 dominant. Insbesondere in den ländlichen Regionen der neuen Länder kann ein erhöhtes Leerstandsrisiko im vermieteten Geschosswohnungsbestand nicht ausgeschlossen werden.
Mit der BBR-Wohnungsmarktprognose 2020 können erstmals bundesweit Ergebnisse zum Neubaubedarf auf der Ebene der kreisfreien Städte und Landkreise ausgewiesen werden.