open houses – open gardens – open spaces
vom sinnlichen Erleben des gebauten Raumes
Bericht von Wolfram Stock, Jena
Beim „Tag der Architektouren“ machten sich dieses Jahr mehr als 5.500 Thüringer auf den Weg, eines oder mehrere der 74 Architektur-Beispiele anzusehen.
Um – was normalerweise nicht ganz einfach ist - vor Ort mit Architekten und Bauherren ins Gespräch zu kommen oder auch einfach nur zu spüren, wie es sich anfühlt z.B. im Wohnzimmer eines neuen Einfamilienhaus zu sitzen, das speziell für diesen Ort und die individuellen Anforderungen der Bauherren entworfen wurde (siehe DAB 08/2006).
Und genau dieses sinnliche Erleben hat wohl auch dazu geführt, dass in diesem Jahr über 6.000 Gartenliebhaber in 180 „offenen Gärten“ in Thüringen unterwegs waren, um neue Eindrücke gebauter Gartenräume zu sammeln und sich auszutauschen, zu sehen, zu riechen, zu schmecken und zu lauschen.
Aber nicht nur Gebäude und private Freiflächen finden zunehmend mehr Interesse in der öffentlichen Wahrnehmung. So wurde bei den „Gartenstücken“ in Jena nach dem Theatervorplatz 2004 und der Rasenmühlinsel 2005 in diesem Jahr das Saaleufer in Wenigenjena ausgewählt, um den Fluss in der Stadt - mit den Beinen im Wasser oder einem Getränk an der „Uferbar“ - zumindest für ein Wochenende wieder besser erlebbar zu machen.
Auch der Rollplatz in Weimar, der bereits zum Kulturstadtjahr 99 mit dem Entwurf von Daniel Buren heftig diskutiert wurde, wurde im Juli zum 2. mal „vom Parkplatz zum Stadtpark“ umgewandelt, was Weimars neuen Oberbürgermeister Stefan Wolf zu der Äußerung veranlasste: „So was müsse man unbedingt wieder machen – und vielleicht müsse man den Rollplatz ja auch dauerhaft umgestalten“.
Allen Veranstaltungen gemeinsam ist wohl die umfassende Erfahrung von gebauten Räumen in hoher Qualität.
Eine Erfahrung die anregt, auch an die „eigenen vier Wände“ oder auch die öffentlichen Räume unserer Städte und Dörfer höhere Ansprüche zu stellen.
Viele Gespräche während und nach den genannten Veranstaltungen dieses Sommers stimmen optimistisch - und die Idee eines Kollegen aus dem Planungsamt einer Thüringer Großstadt, das Thema modernes Bauen doch mal ganzheitlich auf die Tagesordnung zu setzten, ist eine von vielen sinnvollen Schritten - auf dem Weg privaten und öffentlichen Bauherren klarzumachen, dass der beste Weg zu Gebäuden und Freianlagen von architektonischer Qualität eben doch die Einbindung eines Architekten bedeutet.