Qualifizierungsinstanz Kammer
Vertreterversammlung tagte in Gotha
Ganz im Zeichen der zurückliegenden Legislatur stand die Vertreterversammlung am 12. April dieses Jahres. Letztmalig in dieser Besetzung traf man sich in Gotha. Anlass war die Besichtigung des Herzoglichen Museums, das derzeit grundlegend saniert wird und im Herbst 2013 als Baustein des „Barocken Universums“ eröffnet werden soll. Durch das beeindruckende Gebäude des Wiener Architekten Franz von Neumann führte Roland Kummer vom Büro Kummer.Lubk. Partner Architekten Ingenieure Generalplaner aus Erfurt. Im Anschluss nahmen die Vertreter im Bürgersaal des Rathauses Platz.
Im Rahmen seines Geschäftsberichts informierte Präsident Hartmut Strube u. a. über die fortlaufende Novellierung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), die seit dem 1. März in Kraft getretene Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW 2013) sowie zu den Expertenlisten der Bundesförderprogramme. Insbesondere letztere bieten viel Anlass, um über Rolle und Selbstverständnis der Kammer(n) nachzudenken. So setzen sich die Architekten- und Ingenieurkammern gemeinsam dafür ein, dass sich Planer nicht in die von der Deutschen Energieagentur (dena) geführte Energieeffizienz-Expertenliste eintragen müssen, wenn ihre Projekte Fördermittel der KfW erhalten sollen. Strube führte aus, dass die Vertreter der beiden Berufsgruppen insbesondere darauf drängen, dass die Kammern in ein Listenverfahren einbezogen werden. „Das aggressive Zertifizierungsbestreben Dritter gegen Bezahlung stimmt außerordentlich bedenklich.“ Um gegenzusteuern, könne die Kammer allerdings die Fortbildungspflicht ihrer Mitglieder nicht mehr allein der Eigenverantwortung überlassen, gab Strube zu bedenken. „Eine Pflichtfortbildung zu ausgewählten Themen würde die Glaubwürdigkeit der Kammern als ‚Qualifizierungsinstanz‘ stärken“, betonte der Präsident.
An die Berufsehre appellierte auch Dr. Hans-Gerd Schmidt, Vorsitzender des Landeswettbewerbsausschusses (LWA), in seinem Bericht zur Arbeit des Gremiums von 2008 bis 2013: „Wenn wir einerseits die Einflussnahme auf Verfahren per Gesetz einfordern, müssen wir andererseits auch bereit sein, für unsere Glaubwürdigkeit etwas zu tun. Solange Mitglieder unserer Kammer bereitwillig und bewusst an ‚grauen Verfahren‘ teilnehmen und zum Dumpingpreis Leistungen erbringen, konterkarieren sie unsere Arbeit“, brachte er gegenwärtige Praktiken und Problemstellungen auf den Punkt.
Sowohl die mögliche Fortbildungspflicht als auch das Ahnden von Berufspflichtverletzungen – beides sind Themen, derer sich die Kammer in ihrem Selbstverständnis als „Qualifizierungsinstanz“ im Sinne des Verbraucherschutzes verstärkt annehmen muss und die den neuen Vorstand beschäftigen werden. Um diesem Anspruch weiterhin gerecht zu werden, bedarf es der Ausdauer und beharrlichen Überzeugungsarbeit.
„Berufspolitik bedeutet das Bohren dicker Bretter. Sie ist ein kontinuierlicher Prozess und nur in Teamarbeit zu leisten. Da sie sehr von den Haltungen und Einstellungen einzelner Personen abhängt, ist ihr Erfolg fragil“, sagte Geschäftsführerin Gertrudis Peters, als sie ein abschließendes Resümee zu den vergangenen fünf Jahren zog.
Die Vertreterversammlung beschloss die Entlastung des Vorstands für das Haushaltsjahr 2012 und bestätigte die Änderungen zum Haushaltsplan 2013. Bereits am 5. Juli findet sich die neu gewählte Vertreterversammlung zu ihrer konstituierenden Sitzung auf Schloss Ettersburg bei Weimar zusammen.
br