tag der architektouren 2010: Rückblick und Impressionen
Einfamilienhäuser und Objektsanierungen stießen auf das größte Publikumsinteresse
Was ist zu tun, wenn mehr als einhundert Menschen die eigene Wohnung respektive das eigene Haus betreten wollen? Eine Frage, die sich beim „tag der architektouren“ unweigerlich immer wieder neu stellt. Die Antwort hatten Planer und Bauherren am letzten Juni-Wochenende abermals parat: In kleinen Gruppen werden die Interessenten durch das Objekt geführt, eine Besichtigung dauert meist nicht länger als zehn, maximal zwanzig Minuten. „Es ist offensichtlich wichtig, kleine Führungen anzubieten, um die Zusammenhänge zu erläutern“, sagt Architekt Prof. Michael Mann. Das von ihm um- und ausgebaute Dachgeschoss in Erfurt wollen fast 250 Schaulustige sehen. Ein Andrang, der bei den gebotenen Öffnungszeiten, Samstag vier und Sonntag drei Stunden, zu stemmen war.
Nicht viel weiter, bei einem KfW-55-Effizienzhaus für eine Familie „Am Unigarten“, entworfen von Architekt Christian Kaiser, kommen 150 Menschen. Für sie sind die Türen zwei Stunden lang geöffnet. Bei mehreren Führungen zu je ein Dutzend Personen bekommen nahezu alle die Möglichkeit, das Gebäude auch von innen zu sehen. Ähnlich in Weimar: Gut 120 Neugierige wollen am Samstag zwischen 14 und 16 Uhr die vom Büro Tectum, Hille · Kobelt sanierte Villa in der Max-Liebermann-Straße in Weimar in Augenschein nehmen. Hier wie dort stehen für die Wartenden Getränke und Kuchen, ja sogar Sekt, bereit, auch Informationsmaterial ist ausgelegt. Jene, die standhaft sind, werden belohnt: „Einfach traumhaft! Geht besser nicht rein, ihr werdet eure eigene Wohnung nicht mehr mögen“, entfährt es einer älteren Dame, die begeistert die Eingangstür der Villa hinter sich schließt.
Großen Reiz strahlen an diesem Wochenende auch Sanierungen und Erweiterungen historischer Bauten aus: Neben dem Van-de-Velde-Gebäude (Junk & Reich, Pitz & Hoh) zieht es die Interessenten in Weimar in Scharen zur Max-Zöllner-Villa (SIGMA PLAN) und zum Torhaus (Elster + Henker). Ebenfalls stehen das Herrenhaus der Domäne Wechmar (baubüro lehniger), die Wasserkunst in Gera (Architekturbüro Kohl) und das Stadttheater in Hildburghausen (KLAUS ROTH) hoch in der Gunst der Bürger.
Trotz Freibadwetter, zahlreicher Parallelveranstaltungen und der Fußball-Weltmeisterschaft machten sich am 26. und 27. Juni fast sechstausend Architekturinteressierte auf den Weg, um die 65 Bauwerke in 32 Städten und Gemeinden Thüringens zu besichtigen. Das energieeffiziente Bauen wurde nicht nur im privaten Wohnungsbau, sondern auch bei öffentlichen Bauten unter Beweis gestellt. Mal ging es um moderne Lösungen für das Wohnen im Alter, mal stand Architektur als Ausdruck eines Firmenimages im Mittelpunkt.
Basis für gewinnbringende „architektouren“ war die wiederholt gute Resonanz in den Medien: So konnte unter anderem die gute Zusammenarbeit mit dem MDR Thüringen Journal fortgesetzt werden, das ab dem 21. Juni täglich ausgewählte Objekte detaillierter vorstellte und die Ideen der Planer bürgernah vermitteln konnte. Bereits zum sechsten Mal vergab die Thüringer Allgemeine ihren Leserpreis. Sieger ist in diesem Jahr das neue Service- und Informationszentrum im Bärenpark Worbis des Architekturbüros Stadermann aus Hausen. Erfreulich zudem: die Vor- und Nachberichterstattung im öffentlich-rechtlichen, im privaten als auch im lokalen Radio. Zugenommen hat ferner die Präsenz in Veranstaltungs- und Stadtmagazinen, in Amtsblättern sowie im Internet.
„Schade für jeden Berufskollegen, der diese Möglichkeit nicht nutzt. Viele Besucher haben vorher solche Häuser nie gesehen und sind nach der Besichtigung und ein paar erklärenden Worten völlig anders eingestellt“, resümiert Ines M. Jauck, Architektin aus Gotha.
Wir hoffen, dass der „tag der architektouren“ die gewünschten Erwartungen erfüllen konnte und bedanken uns bei allen Beteiligten für ihr Engagement, insbesondere bei den Bauherren und den Organisatoren der Begleitveranstaltungen in Nordhausen, Erfurt, Jena und Weimar. Für 2011 sind bereits einige Neuerungen angedacht, über die wir Sie auf dem Laufenden halten werden. Wir wünschen allen wieder zahlreiche spannende Objekte und ergänzende Angebote, die den „tag der architektouren 2011“ bereichern können.
Björn Radermacher