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Über Honorare, Wettbewerbe und die öffentliche Wahrnehmung

Vertreterversammlung tagte Ende November in der Landeshauptstadt

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Vertreterversammlung im großen Saal des Collegium maius, Bild: AKT

Im Zentrum des so genannten „Lateinischen Viertels“ in Erfurt steht das Collegium maius. Das ehemalige Hauptgebäude der alten Erfurter Universität wurde zwischen 2009 und 2011 auf Grundlage eines  Realisierungswettbewerbs durch Steinblock Architekten, Magdeburg, saniert und erweitert und ist seit dem 24. Juni Sitz des neuen Landeskirchenamts der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Im großen Saal tagte am 25. November die Vertreterversammlung der Architektenkammer Thüringen. Neben dem Bericht des Präsidenten, dem des Vorsitzenden des Landeswettbewerbsausschusses und dem der Geschäftsführerin standen unter anderem die Beschlüsse zum Haushaltsplan 2012 sowie zur Berufung von RA Klaus Müller als Vorsitzenden des Eintragungsausschusses auf der Tagesordnung.

Ausgewählte Aspekte des Berichts des Präsidenten

Novellierung der HOAI
Hartmut Strube informierte zuallererst über den aktuellen Stand bei der Novellierung der HOAI und die damit verbundene erforderliche Aktualisierung der Leistungsbilder. Im Ergebnis der Überarbeitung sei u. a. festzustellen, dass die Leistungsbilder eine durchgängigere Verpflichtung der Architekten und Ingenieure zur Terminplanung enthielten. Dies entspreche der Erwartung öffentlicher wie privater Bauherren nach verstärkter Termin- und Kostensicherheit. Die Auskömmlichkeit der Honorare sowie die Honorarstruktur würden in einer zweiten Novellierungsstufe, deren Beginn unmittelbar bevorstehe, überprüft.

Architekten- und Ingenieurvertragsrecht
Eine Sensibilisierung für die Belange der Architekten konnte in der Diskussion um ein eigenständiges Bauvertragsrecht erreicht werden. Laut Präsident Strube erkennt das Bundesministerium der Justiz (BMJ) an, dass bei der Gesamtschuld im Architektenbereich mittlerweile eine „wirtschaftliche Störung“ vorliege, die zu einer disproportionalen Inanspruchnahme des Architekten gegenüber den Bauunternehmen führe. Das BMJ unterstützt darüber hinaus das Erfordernis einer Qualifizierung des Architektenvertrages als Werkvertrag und die Bemühungen der Berufsvertretungen, für den Architektenvertrag Sonderregelungen ins BGB aufzunehmen, die insbesondere der Tatsache Rechnung tragen, dass beim Abschluss des Vertrages der Werkerfolg noch nicht genau beschrieben werden könne, sondern Ergebnis
des Planungsprozesses sei.

Evaluierung der RPW 2008
Weiterhin berichtete Hartmut Strube, dass die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung verbindlich eingeführten neuen Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2008) in Thüringen in den neuen „Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Freistaates Thüringen (RLBau)“, die am 1. Oktober 2011 in Kraft traten, geregelt seien. Dort heißt es im Kapitel K 13 „Wettbewerbe“: „Bei bedeutenden Baumaßnahmen des Landes können zur Förderung der Baukultur und zur Lösung der Aufgabe Wettbewerbe durchgeführt werden. Über die Durchführung entscheidet das für das Bauen zuständige Ministerium. Für die Durchführung von Wettbewerben finden die ‚Richtlinien für Planungswettbewerbe RPW‘ in der jeweils geltenden Fassung Anwendung.“

Weitere Redebeiträge in Kürze

Daran anknüpfend gab Dr. Hans-Gerd Schmidt in seiner Funktion als Vorsitzender des Landeswettbewerbsausschusses (LWA) im Rahmen seines Vortrags „Auf dem Weg zu mehr Planungs- und Verfahrenskultur“ Auskunft über die Arbeitsschwerpunkte des Gremiums, außerhalb der regulären Ausschussarbeit. So wurde die bestehende Liste verfahrensbetreuender Büros durch eine personengebundene Liste ersetzt und eine Liste für Preisrichter neu eingeführt. Die Aufnahme in beide Listen ist an bestimmte fachliche Kriterien gebunden, die allen Interessierten, Auslobern und Bauherren auf der Internetseite der AKT zugänglich sind. Zur Qualifizierung der an der Vorbereitung und Durchführung von Vergabeverfahren fachlich Beteiligten wurde im September ein Intensivseminar zum Thema „Wettbewerbsbetreuung“ in der Geschäftsstelle durchgeführt. Weitere Angebote werden folgen.

Um die Verfahrenskultur weiter zu verbessern, arbeitet der LWA derzeit an einer Infobroschüre zu den Vergabeverfahren nach RPW und VOF, die 2012 erscheinen soll. Ziel ist es, Auslobern, interessierten Bauherren und Planern eine Orientierungshilfe bei der Auswahl und Abwägung einer der Aufgabenstellung angemessenen Verfahrensart an die Hand zu geben. Vorgestellt werden die Vergabeinstrumente mit ihren Besonderheiten und Anwendungsbereichen ebenso wie die Verknüpfungen zwischen RPW und VOF.

Gertrudis Peters, Geschäftsführerin der Architektenkammer Thüringen, machte in ihrem Vortrag zur Öffentlichkeitsarbeit 2012 deutlich, dass die Berufsstände noch immer ambivalent und teils vorteilsbehaftet wahrgenommen werden. Es gelte, die Außenwahrnehmung der Berufsstände zu identifizieren, die Eigenwahrnehmung zu schärfen und Fremd- und Selbstbild in Überdeckung zu bringen. Die Kammer sei daher stets bemüht, Baukultur a) in die Breite zu tragen, b) im politischen Raum zu verankern und c) fortzuschreiben.

Das Jahr 2012 prägen werden neben der Bekanntmachung der bereits erwähnten Publikation des LWA zum Vergabewesen und bewährten Veranstaltungen – wie der Neujahrsempfang, der „tag der architektouren“ oder die Beteiligung an der Messe Haus.Bau.Energie – vor allem das 4. Internationale Symposium Architekturvermittlung in der Schule unter dem Motto „Stadtgespräche“ im April sowie der 7. Mitteldeutsche Architektentag, der im Oktober unter der Federführung der Architektenkammer Thüringen stattfinden wird. Eine Publikation als Nachlese der BAU.ART.Thüringen ist zudem in Vorbereitung.

Alle Beschlüsse im Überblick

Die Vertreterversammlung beschloss:

  • die Änderung § 2 Abs. 1 und § 3 Abs. 3 der Beitragssatzung der AKT,
  • den Haushaltsplan 2012,
  • die Haushaltsprüfung 2011 sowie
  • die Berufung von RA Klaus Müller als Vorsitzenden des Eintragungsausschusses.

Björn Radermacher

veröffentlicht am 16.12.2011 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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