Vertreterversammlung tagte Ende November in Erfurt
Ein konstruktives Klima prägte trotz strittiger Entscheidungen den Sitzungsverlauf
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Ein straffes Programm erwartete die Teilnehmer der Vertreterversammlung der Architektenkammer Thüringen (AKT) am 27. November im Comcenter in Erfurt. Neben der Fortbildungssatzung der Mitglieder und der Geschäftsordnung der Geschäftsstelle standen der Haushaltsplan 2010, die Beitragssatzung und die Perspektiven der Stiftung Baukultur zur Diskussion und Abstimmung.
Als Entscheidungsgrundlage diente der Geschäftsbericht des Präsidenten Hartmut Strube, der Statusbericht zur Stiftung Baukultur von Astrid Oestereich sowie der Beitrag von Gertrudis Peters zum Wirken der Geschäftsstelle, insbesondere zu den geplanten Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit 2010.
Hartmut Strube ließ in seinem Bericht die wesentlichen Ergebnisse der berufspolitischen Arbeit des letzten Jahres Revue passieren. Er ordnete den Koalitionsvertrag in seiner Bedeutung für den Berufsstand ein und erläuterte abschließend die Haushaltsentwicklung der Architektenkammer Thüringen.
Berufspolitische Ergebnisse
Das berufspolitische Ereignis 2009 war zweifelsohne das Inkrafttreten der novellierten Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) am 18. August. Nach jahrelangen Gesprächen über die Zukunft der HOAI und der zeitweilig drohenden Abschaffung konnten wichtige Kernforderungen der Architektenkammern und -verbände, wie beispielsweise der Erhalt der Gliederung des Leistungsspektrums der Architekten in neun Leistungsphasen, umgesetzt werden. Nahezu zeitgleich zur HOAI wurde am 1. Oktober die vierte Auflage der Honorarregelung Dorfentwicklungsplanung in Kraft gesetzt und damit einhergehend eine Honorarsteigerung um 20 Prozent. Beide Honorarreglungen stellen Etappensiege dar, bedürfen jedoch auch in Zukunft weiterer Modifikationen und engagierter Kammerarbeit.
Landtagswahlen und Koalitionsvertrag
Im Vorfeld der Landtagswahlen in diesem Jahr überreichten Ingenieurkammer Thüringen und AKT gemeinsam Wahlprüfsteine an die zur Wahl stehenden Parteien. Das Positionspapier und die darauf aufbauende Podiumsdiskussion zwei Wochen vor der Wahl waren ein guter Auftakt, um auch bei der Vorbereitung des Koalitionsvertrages eingebunden zu werden. Sowohl inhaltliche Anliegen der vier Berufsstände als auch methodisch-strukturelle Anregungen konnten in das Papier einfließen.
Das Wichtigste in Kürze:
- CDU und SPD werden ein Leitbild „Energieland Thüringen/Grüner Motor Deutschlands“ entwickeln und unter anderem die energetische Sanierung sowie die Nutzung erneuerbarer Energien in den Gebäuden des Landes vorantreiben.
- Thüringen soll zu einer Zukunftswerkstatt für den Wohnungs- und Städtebau werden, zu einer Ideenschmiede für die Entwicklung von Materialien, Prozessen und Methoden des modernen Bauens.
- Die Dorferneuerung ist von einem sanierenden und eher statischen Ansatz hin zu einer regional abgestimmten Dorfentwicklung einhergehend mit einer Fortentwicklung des Förderinstrumentariums auszubauen und zu erweitern.
- CDU und SPD werden gemeinsam mit den beteiligten Akteuren eine Qualitätsoffensive Bauen starten. Dazu werden die Arbeit der Stiftung Baukultur unterstützt und die Möglichkeiten einer IBA, der Landesgartenausstellungen und städtebaulicher Wettbewerbe genutzt.
Hartmut Strube betonte, dass die Zielstellungen des Koalitionsvertrages ein Appell an die Berufsstände seien, sich aktiv mit Ideen und Vorschlägen einzubringen. Die Architektenkammer Thüringen wird auch weiterhin das Gespräch mit der Politik suchen, um den Dialog zu verstetigen und zu mehr Verbindlichkeit im Miteinander zu gelangen.
Haushalt 2010
Mit Blick auf die neue Beitragssatzung betonte der Präsident, dass sich der Vorstand nicht leichtfertig für eine Beitragserhöhung ausgesprochen, sondern sehr ausführlich über die Verhältnismäßigkeit diskutiert habe. Konnten die Beitragssätze seit 2003 konstant gehalten werden, zeigten die zurückliegenden Jahre jedoch, dass die Ausgaben der Kammer nicht künstlich niedrig gehalten werden könnten, wolle man nicht auf notwendige Maßnahmen in der Öffentlichkeitsarbeit verzichten und die Kammerarbeit auf die bloße Verwaltung ihrer Mitglieder beschränken.
Bereits die Haushalte 2008 und 2009 waren durch Rücklagen gestützt. Dass die AKT auch unter der Berücksichtigung der vorgeschlagenen Beitragssteigerung moderate Beiträge von ihren Mitgliedern verlangt, zeigte der Vergleich der Beitragssätze anderer „kleiner“ Kammern. Der Vortrag der Geschäftsführerin verdeutlichte, dass die AKT in ihrer Arbeit wieder verstärkt wahrgenommen wird, das offene und positive Gesprächsklima zur Politik jedoch auch der konstanten Pflege und Einbringung von Inhalten bedarf. 2010 soll der historische Anlass des Einigungsvertrages genutzt werden, um die Berufsstände von ihrer besten Seite zu zeigen: innovativ, kreativ, qualitäts- und zukunftsorientiert. Neben saisonalen Höhepunkten der AKT, wie zum Beispiel dem Neujahresempfang, dem tag der architektouren sowie diversen Messebeteiligungen, werden außerordentliche Projekte in der Öffentlichkeitsarbeit, die an die Diskussionen und Erwartungen, welche im Rahmen der Sondervertreterversammlung im Februar zur Sprache kamen, anknüpfen, weiter dazu beitragen, die Kompetenzen und Leistungen der Berufsstände ins rechte Licht zu rücken und zu vermarkten.
Die Vertreter waren sich einig, dass der Haushaltplan 2010 und die damit verbundenen Maßnahmen in der vorgelegten Form umgesetzt werden sollen. Im Raum stand die Frage der Finanzierung: Sollten die Rücklagen weiterhin abgeschmolzen werden oder einmalig vorgenommene Beitragserhöhungen das notwendige Haushaltsvolumen decken? 25 Prozent Beitragserhöhung wären hierzu notwendig. Die Vertreter verständigten sich nach eingehender Diskussion auf einen Kompromiss: Sie beschlossen die etappenweise Erhöhung der Beitragssätze um jeweils zehn Prozent in den nächsten drei Jahren. Diese Lösung belastet zwar kurzfristig die Rücklagen der Kammer, um die Deckungslücke zum Haushaltsplan 2010 zu schließen, sorgt mittel- und langfristig jedoch für mehr Planungssicherheit.
In diesem Zusammenhang wurden seitens der Vertreter zahlreiche konstruktive Anregungen gegeben, die helfen sollen, die Ausgaben im Haushalt zu verringern. Der Vorstand und die Geschäftsstelle werden die vorgeschlagenen Einsparungspotentiale prüfen und die Ergebnisse bei einer nächsten Vertreterversammlung vorstellen.
Fortbildung
Neben der neuen Beitragssatzung beschloss die Vertreterversammlung zudem eine neue Fortbildungssatzung für die Mitglieder der AKT. Ziel der Fortbildungssatzung ist es, positive Anreizsysteme zu schaffen, um die Fortbildung zu fördern. Die Vertreterversammlung geht dabei davon aus, dass es zum beruflichen Selbstverständnis eines jeden Architekten gehört, sich fortzubilden und jedes Mitglied frei in der Wahl der Fortbildungsart ist. Im Entwurf neu gefasst wurde die Fortbildungssatzung für Absolventen. Sie bedarf jedoch noch weiterer Abstimmungen mit der Rechtsaufsichtsbehörde und wurde kurzfristig aus der Beschlussfassung ausgeklammert.
Alle Beschlüsse im Überblick
Die Vertreterversammlung beschloss:
- die Satzung der Architektenkammer Thüringen zur Fortbildung
ihrer Mitglieder (Fortbildungssatzung),
- die Geschäftsordnung der Geschäftsstelle der AKT,
- die Wahl des Stiftungsrats der Stiftung Baukultur,
- die Beitragssatzung der AKT,
- die 2. Änderung des § 2 Abs. 4 der Hauptsatzung der AKT,
- den Haushaltsplan 2010,
- die Bestätigung der Rechnungsprüfer sowie
- die Haushaltsprüfung 2009.
Gertrudis Peters | Björn Radermacher