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Begleitforschung und Monitoring im Stadtumbau in Thüringen

Beitrag von Hermann Sträb, GRAS* Gruppe Architektur & Stadtplanung Darmstadt/ Dresden

Stadtentwicklung unter den Bedingungen eines allgemeinen, in den neuen Ländern aber besonders akzentuierten Rückgangs sowohl der städtischen als auch der ländlichen Bevölkerung stellt die Kommunen und Wohnungsunternehmen vor eine Herausforderung bisher unbekannter Qualität und Dimension.

Die Schieflage des Wohnungsmarktes mit Angebotsüberhängen sowohl in Innenstädten als auch in den Großwohnsiedlungen gefährdet die Existenz der Wohnungseigentümer, die Folgen mangelnder Auslastung sozialer wie technischer Infrastrukturen drohen sich zu einem gravierenden Standortnachteil für die Städte zu entwickeln, der den Prozess demografischer Erosion nur beschleunigen kann.

Mit der Auflage des Programms Stadtumbau Ost hat der Bund den Ländern und Kommunen ein Instrument anhand gegeben, das zu einer Stabilisierung des Wohnungsmarktes und zu einer strukturellen Anpassung der Städte an die neue Situation beitragen soll. Angesichts fehlender Erfahrungen erscheint die Titulierung des Stadtumbauprogramms als „lernendes Programm“ ebenso wie die Durchführung des Bundeswettbewerbs Stadtumbau Ost richtungsweisend: es geht darum, im laufenden Prozess möglichst frühzeitig die Erfahrungen bei der Vorbereitung und Umsetzung von Maßnahmen der Aufwertung und des Rückbaus auszuwerten und damit Anhaltspunkte für die Optimierung der kommunalen Praxis ebenso wie für die Programmgestaltung auf Landesebene zu gewinnen.

Das Thüringer Innenministerium hat frühzeitig die Voraussetzungen für eine systematische Auswertung des Stadtumbauprozesses im Freistaat geschaffen. Im Ergebnis einer internationalen Ausschreibung wurde eine Arbeitsgruppe mit der Begleitforschung beauftragt, die sich aus Stadtplanern, Wohnungswirtschaftlern, Sozial- und Infrastrukturplanern zusammensetzt. Die Stadt Leinefelde sichert als Auftraggeber die besondere Berücksichtigung der kommunalen Belange der 44 Programmgemeinden; Gemeinde- und Städtebund Thüringen sind ebenso wie der Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft (VTW) und die Architektenkammer Thüringen in die Steuerung der Begleitforschung eingebunden.

Inzwischen liegen folgende Arbeitsergebnisse vor:

1.
Das Ausgangsgutachten stellt auf der Grundlage der zum Bundeswettbewerb eingereichten Stadtentwicklungskonzepte und ihrer Aktualisierungen sowohl die Ausgangssituation des Stadtumbauprozesses dar als auch die Ziele, Strategien und Maßnahmen, die seitens der Kommunen für die Steuerung des Stadtumbauprozesses festgelegt wurden. Ein Quervergleich zwischen den Programmgemeinden erlaubt eine Überprüfung der Konzepte hinsichtlich ihrer Plausibilität und Zielführung und gibt den Kommunen Hinweise zur Aktualisierung und Umsetzung der Planung.

Festzustellen ist auf der Grundlage einer ersten Evaluierung des Zeitraumes 2002-2003, dass das Stadtumbauprogramm dazu beigetragen hat, dass die Anzahl der Leerstände in Thüringen nicht mehr zugenommen hat; deutlich wird aber auch, dass das Ziel einer Wohnungsmarkstabilisierung Anstrengungen erfordern wird, die über das bisher geplante und durch Förderung abgesicherte Ausmaß deutlich hinausgehen muss.

2.
Das Monitoringkonzept schafft die inhaltliche und methodische Grundlagen für eine kontinuierliche Prozessbeobachtung und Evaluierung des Stadtumbauprozesses hinsichtlich der Rahmenbedingungen und Ziele, der umgesetzten Maßnahmen und Instrumente sowie ihrer Wirkungen. In einem intensiven Abstimmungsprozess mit den Programmgemeinden, dem Thüringer Landesamt für Statistik (TLS), dem Landesverwaltungsamt (LVWA) sowie dem VTW wurde ein Katalog der notwendigen Indikatoren entwickelt, der auf kommunaler Ebene die Steuerung des Stadtumbauprozesses mit den notwendigen Daten untersetzen soll und gleichzeitig die Grundlage schafft für die landesweite Prozessevaluierung und Programmoptimierung. Dabei werden alle Programme der Städtebauförderung erfasst, da sie in Thüringen schon frühzeitig als Bestandteil des Stadtumbaus gesehen und eingesetzt wurden. In jährlichem Intervall werden die Daten der Kommunen, des TLS, des LVWA sowie des VTW in einem Datenpool durch das TLS zusammengeführt und aufbereitet und bilden damit die Grundlage für die Auswertung durch die Begleitforschung. In Form von Konferenzen und Workshops werden die Ergebnisse den Städten und Gemeinden zur Verfügung gestellt, sodass das Versprechen vom „lernenden Programm“ eingelöst werden kann.

3.
Um den Städten und Gemeinden den Aufbau des kommunalen Monitoring zu erleichtern, wird das Thüringer Innenministerium allen interessierten Kommunen eine speziell auf das Monitoring städtebaulicher Entwicklungsprozesse ausgerichtete Software zur Verfügung stellen, die sich in bereits vorhandenen Strukturen kommunaler Datenverarbeitung einbinden lässt und einheitlich mit dem Standardindikatorenkatalog ausgestattet ist; über diese Ausgangskonfiguration hinaus können die Kommunen in diese Software weitergehende Datenerfassung und Auswertung integrieren, sodass eine hohe Flexibilität und Effizienz im täglichen kommunalen Einsatz gegeben ist. Zur Unterstützung der Gemeinden beim Aufbau des kommunalen Monitorings werden weitere Workshops durchgeführt.

4.
Inzwischen ist die Erfassung und Aufbereitung der Daten auf kommunaler Ebene angelaufen, erste Auswertungen zum Stadtumbauprozess 2002/2003 sollen in der Jahreskonferenz im Herbst vorgelegt und diskutiert werden.

5.
Seit Beginn der Begleitforschung steht allen Beteiligten und der interessierten Öffentlichkeit ein Internetforum zur Verfügung in dem die jeweils aktuellen Informationen entsprechend den jeweiligen Zugangsrechten abgerufen werden können. Ab dem 12.7.2004 sind unter http://www.begleitforschung-stadtumbau-thueringen.de auch das Ausgangsgutachten und das Monitoringkonzept allgemein verfügbar.

Mit dem Aufbau von Begleitforschung und Monitoring zum Stadtumbauprozess hat Thüringen innerhalb der neuen Länder einen neuen Qualitätsmaßstab für die Städtebauförderung gesetzt, der auch Ausdruck eines verantwortlichen Umgangs mit den knappen verfügbaren Fördermitteln ist.

veröffentlicht am 21.07.2004 von Susann Weber · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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