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Campus am Inselplatz der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Ergebnis des offenen, zweiphasigen Realisierungswettbewerbs

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1. Preis: Code Unique Architekten, QUERFELDEINS

Für die Friedrich-Schiller-Universität, mit rund 20.000 Studierenden die größte Universität des Landes, sollen zentrale Funktionen und Abteilungen durch den Neubau eines zeitgemäßen Campus auf einem innerstädtischen Areal gebündelt und moderne Studien- und Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Das Vorhaben auf dem lnselplatz östlich der Jenaer Altstadt und in direkter Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Hauptgebäude ist für die Universität von herausragender Bedeutung.

Zentraler Teil der Aufgabenstellung war, einen anregenden Ort des Austauschs und des Miteinanders mit hoher Aufenthaltsqualität für die Universitätsangehörigen und die Bürger der Stadt Jena zu schaffen, mit dem der Universität eine prägende Einbindung in das urbane Umfeld gelingt. Die Gestaltung und die damit verbundene Belebung des Inselplatzes als zentraler Ort spielt eine entscheidende Rolle.

Auf dem Wettbewerbsgebiet werden für die Friedrich-Schiller-Universität vier Neubauten entstehen: eine Bibliothek mit Cafeteria, das Fakultätsgebäude Mathematik und Informatik, das Institutsgebäude für Psychologie sowie das Universitätsrechenzentrum. Das Raumprogramm der Universitätsbauten umfasst eine Nutzungsfläche von insgesamt rund 18.500 Quadratmetern. Von städtischer Seite wird auf dem östlichen Wettbewerbsareal ein Parkhaus entstehen, das die notwendigen PKW-Parkplätze beherbergt, so dass die weiteren Flächen des Wettbewerbsgebietes von Stellplätzen freigehalten werden. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden ferner inspirierende Vorschläge für die Außenanlagen des neuen innerstädtischen Campus gesucht. Hierbei waren Ideen für die integrierte Gestaltung aller öffentlichen Flächen der Stadt Jena sowie der halböffentlichen Flächen der Universität gefragt. Die Fertigstellung der Gebäude ist für das Jahr 2023 geplant.

Auslober des Wettbewerbs waren der Freistaat Thüringen (für die Universität) und die Stadt Jena (für die Außenanlagen und das Parkhaus). Teilnahmeberechtigt waren Architekten, Landschaftsarchitekten und Ingenieure. Insgesamt nahmen 88 Büros an der ersten Phase teil; 19 Teilnehmer qualifizierten sich für die zweite Phase.

Als Wettbewerbssumme standen insgesamt 360.000 Euro für Bearbeitungshonorare und Preisgelder zur Verfügung. Das Preisgericht tagte am 28. April in Jena unter Vorsitz von Prof. Ulrike Lauber, Architektin in Berlin und München.

Ergebnis

1. Preis (60.000 Euro)

  • Code Unique Architekten BDA, Dresden
    QUERFELDEINS, Dresden

2. Preis (40.000 Euro)

  • Heinle Wischer und Partner, Freie Architekten GbR, Berlin
    UKL Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten, Dresden

3. Preis (30.000 Euro)

  • HENN, Berlin
    Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten Gmbh, Berlin

Vier Anerkennungen (je 10.000 Euro):

  • Zaha Hadid Architects, London
    realgrün Landschaftsarchitekten Gesellschaft von Landschaftsarchitekten und Stadtplanern mbH, München
  • wörner traxler richter planungsgesellschaft mbH, Dresden
    Rehwald Landschaftsarchitekten, Dresden
  • LANKES KOENGETER Architekten, Berlin
    Birke Zimmermann Landschaftsarchitekten, Berlin
  • pbr Planungsbüro Rohling AG, Braunschweig
    Kuttner und Kahl Landschaftsarchitekten GbR, Hamburg

(Jeder Teilnehmer der zweiten Phase erhielt zusätzlich eine pauschale Aufwandsentschädigung in Höhe von 10.000 Euro.)

Ausstellung:
Ort: Volksbad Jena, Knebelstraße 10, 07743 Jena
Ausstellungseröffnung: Montag, 29. Mai, 17 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung: vom 30. Mai bis 5. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum ersten Preis:
Die strukturelle Leitidee der städtebaulichen Konfiguration liegt in der Ausformung von drei großen Schollen zu einem Ensemble aus ‚prägnanten Stadtbausteinen‘. Es gelingt den Verfassern, die Gebäudekubaturen gut proportioniert in den Stadtraum einzugliedern, sowohl in der Erdgeschosszone als auch in der allgemeinen Gebäudestruktur. Durch die Höhenversprünge in den Fassadenabwicklungen werden die Dimensionen gebrochen und sehr gut in die städtebauliche Umgebung eingepasst.
Mit der geplanten kleinteiligen Gliederung der Erdgeschossflächen entstehen fließende Übergänge zwischen den öffentlichen und halböffentlichen Räumen, die einem Universitätscampus entsprechende Nutzungsperspektiven gut ermöglichen. Die Lage der Zugänge an diesen Durchwegungen lassen die angestrebte Belebung der öffentlichen/halböffentlichen Räume realistisch erscheinen.
Die öffentlichen Straßen und Plätze sind gut proportioniert und gestaltet. Der Brunnen auf dem Inselplatz bildet einen wirkungsvollen Mittelpunkt, auch die Zonierung der Bewegungs- und Sitzflächen ist gut durchdacht. Es ist jedoch fragwürdig, ob Baumpflanzungen in den Gassen notwendig, wenn nicht sogar hinderlich sind, insbesondere für die Andienung.
Aus der Differenzierung der Baukörper, Plätze und Zugänge ist eine Adressbildung nicht eindeutig ablesbar, jedoch entsteht eine Quartiersidentität, die vor allem auch durch die feingliedrige Ausbildung einer – je nach Nutzung unterschiedlich entwickelter – Fassade geprägt wird. Proportionen und Farbgebung der modularen Fassadenbauteile reflektieren auf die Altstadt von Jena in einer geglückten Modernität. Die Fassaden werden durch die jeweilige angemessene Struktur und Fenstergröße lesbar und vermitteln feinsinnig die dahinterliegende Nutzung. Die Nutzungsverteilung ist sinnvoll und nachvollziehbar auf die drei großen Schollen aufgegliedert. (…)
Die ausdifferenzierte Detailierung der Fensterflächen, die hohe Transparenz und das durchgängige Fassadenraster bieten den Nutzern eine hohe Flexibilität und hervorragende Nutzbarkeit. Die Entwurfsidee, einen strukturellen Zusammenhang der Gebäude herzustellen, den Gebäuden im Einzelnen jedoch mit Hilfe von feinen Modifikationen eine eigene Identität zu verleihen, wird von der Jury als besonders gelungen bewertet. (…)
Der Vorschlag der Verfasser für den neuen Campus in Jena stellt einen hervorragenden und wohl gestalteten Beitrag für einen wirtschaftlichen, funktionalen und zukunftsfähigen Ausbau der Hochschule in der Altstadt dar.

veröffentlicht am 18.05.2017 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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