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Die IBA ist in aller Munde

Rückblick auf die Neujahrsempfänge der Architekten und Ingenieure sowie der grünen Branche

Der IBA-Gedanke ist in Thüringen angekommen. Wenn es hierfür noch eines Beweises bedufte, dann lieferten ihn die Festredner der beiden Neujahrsempfänge im Januar dieses Jahres. Sowohl Prof. Dr. Rolf Kuhn, Geschäftsführer der IBA Fürst-Pückler-Land, als auch Christian Carius, Thüringens Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, stellten ihre Überlegungen zu einer Internationalen Bauausstellung in den Mittelpunkt ihrer Vorträge.

100 Jahre IBA
Was eine IBA auszeichnet, welche Möglichkeiten sie eröffnen kann und welche Strahlkraft von ihr ausgeht, darüber gab Prof. Dr. Rolf Kuhn am 17. Januar auf dem Neujahrsempfang von Architektenkammer Thüringen (AKT) und Ingenieurkammer Thüringen (IKT) im großen Saal des Theaters Erfurt Auskunft. In seiner Rede ging er zunächst auf die mehr als hundertjährige Entwicklung von Internationalen Bauausstellungen in Deutschland ein: von der Mathildenhöhe in Darmstadt (1901) und der Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927) über zwei IBAs in Berlin (1952/1957 und 1987), der IBA Emscher Park im Ruhrgebiet (1999) und der IBA Stadtumbau in Sachsen Anhalt (2010) bis hin zur IBA Fürst-Pückler-Land (2010).

Prof. Dr. Kuhn berichtete über die Erfahrungen, Ergebnisse und Methoden der von ihm seit zehn Jahren erfolgreich geleiteten IBA in der Lausitz. Auf der von Braunkohletagebau zerstörten Landschaft entstehen 14 Tausend Hektar neue Wasserfläche – und somit die größte Seenlandschaft Europas. Identität bewahren, Zukunft gestalten, Zwischenlandschaft erleben – so lautete der Dreiklang der Bauausstellung. Vor allem Ersteres, das lässt sich schon jetzt konstatieren, scheint vorbildlich umgesetzt: So gelang es, die Bevölkerung, in einer Region mit knapp 25 Prozent Arbeitslosigkeit, mit „ins Boot zu holen“, sie für die einzelnen Projekte zu begeistern und mehr Identifikation zu stiften.

Exemplarisch zeigt die IBA Fürst-Pückler-Land, dass derartige Bauausstellungen mehr leisten, als es der Name suggeriert: Es geht nicht allein um das Planen und Realisieren neuer Bauaufgaben, vielmehr auch um Ideen und Projekte, die auf drängende Fragen – soziale, kulturelle, ökonomische und ökologische – Antworten geben und daraus qualitative Kriterien für eine räumliche Umsetzung generieren.

IBA und Thüringen
Nimmt man die derzeit laufende IBA in Hamburg, die 2013 ihr Abschlussjahr feiern wird, und noch eine weitere, die erneut für Berlin geplante „IBAerlin“ hinzu, zählt Deutschland bereits neun Internationale Bauausstellungen. Um Thüringen machten diese bislang einen Bogen. Das soll sich nach dem Willen der Landesregierung nun ändern, der Freistaat soll erstmals Austragungsort einer IBA werden.

Prof. Dr. Rolf Kuhn gab auf dem Neujahrsempfang eine mögliche Richtung vor. Als denkbaren Inhalt benannte er die „Verbindung notwendiger Erneuerungen durch den energetischen und demografischen Wandel mit dem Erhalt und der Weiterentwicklung der gewachsenen hochwertigen Thüringer Kulturlandschaft“. Das hundertjährige Jubiläum des Bauhauses in 2019 könne hierbei Anlass sein, um Gestaltvorstellungen zu entwickeln, „die wir dringend nötig haben“. Dem Wunsch des Bauministers folgend, solle zudem „das ganze Land mobilisiert werden“, möglichst alle Regionen Thüringens sollen an der Bauausstellung partizipieren.

IBA und Landschaft
Der Bauminister griff das Thema postwendend auf – neun Tage später auf dem vierzehnten gemeinsamen Neujahrsempfang von bdla Thüringen, DGGL Thüringen und FGL Hessen-Thüringen. Der Freistaat sei prädestiniert für eine IBA, so Christian Carius im Kanonenhof des Deutschen Gartenbaumuseums in Erfurt. Auch er sieht im demographischen wie im energetischen Wandel, aber auch in der ländlichen Prägung, die Kernelemente für eine IBA in Thüringen. Neu ist die direkte Ansprache des Berufsstandes der Landschaftsarchitekten. Sie seien besonders gefragt. Gerade die Herausforderungen des demographischen Wandels passen „elementar zum Themenfeld der Branche“. Die Schrumpfung, das Thema Brachflächen und der Rückbau kompletter Stadtteile erfordern eine qualitative Diskussion. „Dass wir Sie dazu noch nicht eingeladen haben, war ein Fehler“, schloss der Minister seine Rede.

Björn Radermacher

Weitere Fotos, Infos und die Präsentation von Prof. Dr. Kuhn zum Neujahrsempfang der Architekten und Ingenieure: http://architekten-thueringen.de/neujahrsempfang/2011/

veröffentlicht am 16.02.2011 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit, IBA Thüringen

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