Erlebniswelt Inselsberg
Ergebnis des Realisierungswettbewerbs mit Ideenteil
Der 916 Meter hohe Inselsberg ist der vierthöchste Berg Thüringens und ein Wahrzeichen des Thüringer Waldes. Um den Berg touristisch weiter aufzuwerten, soll das Bergplateau bis 2025 ganzheitlich entwickelt und neu gestaltet werden.
Geplant sind unter anderem eine Erlebniswelt mit Ausstellungs- und Veranstaltungsbereichen sowie die Neugestaltung der öffentlichen Freianlagen (Realisierungsteil). Im Ideenteil war ein baulich-räumliches Konzept für das Plateau zu entwickeln, welches sowohl die vorhandenen Angebote im Bereich Besucherinformation, Gastronomie und Beherbergung als auch die technischen Anlagen integriert und Entwicklungsperspektiven aufzeigt.
An dem nichtoffenen Wettbewerb des Freistaats Thüringen waren Arbeitsgemeinschaften aus Architekt(inn)en und Landschaftsarchitekt(inn)en teilnahmeberechtigt; 21 Arbeiten wurden zugelassen. Die Wettbewerbssumme betrug 72.000 Euro (netto). Das Preisgericht unter Vorsitz von Martin Haas, Architekt in Stuttgart, kürte den Entwurf von RICHTER MUSIKOWSKI Architekten und Stefan Bernard Landschaftsarchitekten, Berlin, mit dem ersten Preis. Positiv bewertet wurde vor allem „der sensible Ansatz, die sehr heterogene Bebauung des Berges mit einer behutsamen, aufgeschlossen naturnah gestalteten Kante zu ergänzen“.
Ergebnis
1. Preis (28.800 Euro):
- RICHTER MUSIKOWSKI Architekten PartGmbB, Berlin
Stefan Bernard Landschaftsarchitekten, Berlin
2. Preis (21.600 Euro):
- pape + pape architekten, Kassel
plandrei Landschaftsarchitektur GmbH, Erfurt
3. Preis (14.400 Euro):
- Lamott.Lamott Architekten PartGmbB, Stuttgart
lohrberg stadtlandschaftsarchitektur, Stuttgart
Anerkennung (7.200 Euro):
- GLASS KRAMER LÖBBERT Architekten BDA, Berlin
bbz landschaftsarchitekten gmbh, Berlin
Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis
Der Leitidee, die die Verfasser in Bezug auf die Identität des Inselsberges formulieren, wird mit dem vorliegenden Entwurf in hohem Maße entsprochen. Der sensible Ansatz, die sehr heterogene Bebauung des Berges mit einer behutsamen, aufgeschlossen naturnah gestalteten Kante zu ergänzen, wird positiv bewertet. Diese übergeordnete Gestaltungsidee bietet für das gesamte Areal vielfältige Möglichkeiten der Weiterentwicklung für einen zu erwartenden langen Realisierungszeitraum. Mit der Idee, kein weiteres Gebäude im herkömmlichen Sinne auf den Berg zu platzieren, wird auf angenehme Weise eine Konkurrenzsituation zu den Türmen zu den Bestandsgebäuden vermieden.
Das Erschließungskonzept für den Inselsberg überzeugt – der Zugang zur neuen Erlebniswelt ist richtig positioniert. Im Inneren entwickelt sich entlang der geschwungenen gläsernen Fassade eine interessante Raumfolge, die atmosphärisch anspricht.
Besonders hervorzuheben ist die gelungene Verzahnung zwischen Innen- und Außenraum, die ihren Höhepunkt in der geschickt inszenierten Treppenführung auf das nächsthöher gelegene Niveau am Aussichtsturm erfährt.
Die Gestaltung der Fassade folgt konsequent dem Entwurfsgedanken. Die vorgehängte hölzerne Lärchenholzstruktur schwingt folgerichtig mit und steigert die Wirkung des Innenraumes, aus dem damit differenzierte Blicke in die Umgebung erzielt werden können.
Die Weiterentwicklung des baulichen Konzeptes mit einer neuen gastronomischen Nutzung ist sehr gut vorstellbar.
Die Qualität der Freiräume unterstreicht die Architektur auf selbstverständliche Weise. Besonders gelungen ist die Gestaltung der Terrassenpromenade als Teil des Rundweges entlang der geschwungenen Hangkante und die kluge Setzung der Spielbereiche, immer in der Nähe gastronomischer Einrichtungen.
Diese hohe Funktionalität, gepaart mit der dargestellten gestalterischen Qualität, lässt die gewünschte Erhöhung der Verweildauer auf dem Inselsberg erwarten.
In Bezug auf das Gesamtkonzept für den Berg bewertet die Jury positiv, dass verschiedenste Angebote für das Verweilen auf dem Berg mit gleichen Formensprache, jedoch differenziert ausformuliert, bewältigt werden.
Das Projekt ist in Etappen realisierbar. Dadurch, dass der neue Baukörper der Erlebniswelt im Wesentlichen vor die bestehende Topografie platziert wird, werden aufwendige Eingriffe in den Berg und das Grundwasser vermieden, was eine wirtschaftliche Errichtung erwarten lässt.
Es wird darauf hingewiesen, dass Teile des Gesamtensembles den ausgewiesenen Realisierungsteil überschreiten. Kritikwürdig ist die Lage der Motorradaufstellflächen.
Insgesamt stellt die Arbeit mit ihrer Zurückhaltung gegenüber dem Bestand, den wohl überlegten baulichen Setzungen und der atmosphärischen Tiefe einen sehr wertvollen Beitrag zur Lösung der Aufgabe dar.
Ausstellung
Alle 21 Arbeiten sind noch bis zum 15. August 2021 in einer Ausstellung im Zentrum für Kunst, Kultur und Natur in Bad Tabarz zu besichtigen.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zum Inselsberg und zum Wettbewerb: