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Immer mehr Tropenwald zerstört

Gesamtwaldbericht: In Deutschland nehmen Bäume zu

Die weltweite Zerstörung der Tropenwälder schreitet “in erschreckendem Ausmaß” voran. Dagegen wächst in Deutschland und Europa mehr Wald heran als zerstört wird. Das stellt die Bundesregierung in ihrem ersten Gesamtwaldbericht fest.

Größte Risiken für den deutschen Wald seien Schadstoffausstöße und die Zerschneidung durch Verkehrswege, sagte Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) bei der Vorlage des Berichts am Mittwoch in Berlin. Sie kündigte eine konsequente Fortsetzung des Umbaus der Landwirtschaft an: “Agrarpolitik ist immer auch ein kleiner Beitrag zum Erhalt des Waldes.”


Nach jüngsten Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden pro Jahr etwa 15 Millionen Hektar Wald zerstört, besonders in den Tropen. Das entspricht der Fläche von Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Auch der verstärkte Anbau von Plantagenwäldern könne den Verlust von Naturwäldern nicht voll ausgleichen. In Deutschland wächst jedes Jahr mit 57 Millionen Kubikmeter etwa ein Drittel mehr Wald heran als verbraucht wird (rund 40 Millionen Kubikmeter).

KOHLENSTOFF FREIGESETZT
Durch die Vernichtung von Wäldern würden nicht nur Pflanzen und Tieren ausgerottet, sondern jährlich ein bis zwei Milliarden Tonnen Kohlenstoff freigesetzt, sagte Künast mit Blick auf den Weltklimagipfel in Bonn. Dies entspreche etwa 10 bis 20 Prozent des Treibhauseffekts. In Bonn werden derzeit die Regeln für die Reduzierung der Treibhausgas-Ausstöße festgelegt. Einige Länder dürfen sich dabei großzügig ihre Wälder als Kohlenstoffspeicher anrechnen lassen.

Insgesamt bedecken weltweit 3,9 Milliarden Hektar Wald rund ein Viertel der Landoberfläche. Deutschland sei mit jährlich 250 Millionen Mark (rund 128 Millionen Euro) eines der größten Geberländer für Waldschutzprojekte und fördere derzeit 310 Programme in 66 Ländern, sagte Künast.


Nationale Agrarpolitik stehe auch in Zusammenhang mit dem weltweiten Raubbau am Wald, sagte die Ministerin. Wenn etwa der Anbau heimischer Futterpflanzen gestärkt werde, könne dies ein Beitrag zur Erhaltung der tropischen Wälder sein. Durch die steigende Nachfrage nach Pflanzenölen und eiweißhaltigen Futtermitteln habe sich die weltweite Produktion von Sojabohnen in den vergangenen zehn Jahren um fast 50 Prozent auf 154 Millionen Tonnen erhöht. Dies gehe auf Kosten von Wäldern, die gerodet und verbrannt würden, um Soja anzubauen.

MIT STICKSTOFF BELASTET
Die heimischen Waldböden seien wegen des Verkehrs und des Einsatzes von Düngemitteln am stärksten in Europa mit Stickstoff belastet, sagte Künast. Die neuen Fördergrundsätze für die Landwirtschaft seien ein Beitrag zur Entlastung des Bodens etwa bei der Gülle-Nutzung.

Zum Schutz des Waldes will die Bundesregierung die Politik der Luftreinhaltung konsequent fortsetzen. Außerdem sollen die unter einer kritischen Ertragslage leidenden Forstbetriebe leistungsfähiger werden. Rund 60.000 Betriebe in der Holzwirtschaft und Papierindustrie beschäftigten 1999 etwa 650.000 Menschen bei einem Umsatz von 170 Milliarden Mark. Im nationalen Forstprogramm seien die Standards die Waldnutzung gesetzt worden, sagte Künast. In der nächsten Etappe solle stärkerer Druck auf den internationalen Holzhandel gemacht werden.

Der vom Kabinett verabschiedete Gesamtwaldbericht führt erstmals den nationalen Waldbericht und den Tropenwaldbericht zusammen. Künftig soll er einmal je Legislaturperiode vorgelegt werden. Unberührt davon ist der Waldschadensbericht, der weiterhin jeweils im Herbst vorgestellt wird.
25. Juli 2001
Mit Material von: DPA © 2001 Financial Times Deutschland

veröffentlicht am 27.07.2001 von Susann Weber · Rubrik(en): Energie, News

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