Zum Seiteninhalt Logo der Architektenkammer Thüringen

Landesgartenschau in Altenburg

Ergebnis des nichtoffenen freiraumplanerischen Realisierungs- und Ideenwettbewerbs

15 Bilder vergrößern
1. Preis: Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln, Bild: Greenbox

Die Stadt Altenburg lobte einen nichtoffenen, einphasigen freiraumplanerischen Realisierungs- und Ideenwettbewerb zur Vorbereitung der Landesgartenschau 2030 aus. (Anm.: Der Freistaat Thüringen und die Stadt haben sich darauf verständigt, die Landesgartenschau in Altenburg im Jahr 2032 durchzuführen, also um zwei Jahre zu verschieben. Grund für die Verschiebung ist, dass die ursprünglich für 2028 vorgesehene Landesgartenschau der Städte Pößneck, Neustadt (Orla) und Triptis erst 2030 stattfinden kann.) Ziel des Verfahrens war die Erarbeitung eines freiraumplanerischen Gesamtkonzepts für die Gestaltung der dauerhaften Anlagen der künftigen Landesgartenschauflächen.

Die für den Wettbewerb definierten Kernbereiche umfassen zwei zentrale Areale rund um den Kleinen und den Großen Teich. Diese bilden den südlichen Abschluss des Gesamtprojekts der Landesgartenschau, das sich künftig als grünes Band von Nord nach Süd durch das Stadtgebiet Altenburgs erstrecken soll. Das übergeordnete Konzept verfolgt das Ziel, die Stadt durch ein zusammenhängendes Netzwerk von Grünflächen landschaftlich und städtebaulich neu zu verbinden.

Das Ensemble um die beiden Teiche steht unter Denkmalschutz und soll als neu gestaltete Parkanlage behutsam in die bestehenden historischen Strukturen eingebunden werden. Zum Wettbewerbsgebiet zählen der Große Teich mit Promenade, Insel, Inselbrücke und Grünanlagen sowie der Kleine Teich mit Staumauer und Fischhälterei. Diese Bereiche sind Teil einer umfassenden gestalterischen und ökologischen Aufwertung der Ufer-, Promenaden- und Parkzonen.

Mit der Neugestaltung soll für die Landesgartenschau 2030 ein „robuster Rahmen“ entstehen, in den ein zukünftiges Ausstellungskonzept integriert werden kann. Der Realisierungsbereich der Freianlagen umfasst etwa 11 Hektar, der Ideenbereich rund 0,4 Hektar – jeweils ohne die Wasserflächen.

Teilnahmeberechtigt waren Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten. Die Wettbewerbssumme betrug 130.000 Euro netto.

Die Jury, unter dem Vorsitz von Axel Lohrer, Landschaftsarchitekt BDLA, München, tagte nach intensiver Diskussion über 13 eingereichte Wettbewerbsarbeiten und vergab folgende Preise und Anerkennungen.

Ergebnis

1. Preis (52.000,- €)

  • Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln

2. Preis (33.000,- €)

  • faktorgruen Landschaftsarchitekten, Freiburg

3. Preis (20.000,- €)

  • Planorama, Berlin

Anerkennungen (je 12.500,- €)

  • relais Landschaftsarchitekten, Berlin
  • Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden

Beurteilung des Preisgerichts

zur Arbeit von Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln:

Die konzeptionelle Leitidee der Arbeit bildet in einem spannungsvollen Bogen verteilt atmosphärisch dichte Gartenschaubereiche heraus. Dabei entwickelt sich unter dem Motto „Blaugrüne Talreise“ eine interessante Abfolge von Inhalten von der Hellwiese im Südwesten bis hin zum Lindenau-Museum / Hauptbahnhof im Nordosten. Bestehende Inhalte werden im Konzept erhalten, Neue in der richtigen Angemessenheit hinzugefügt.
In der Runde um den „Großen Teich“ wird der Baumbestand zu einer doppelten Baumreihe ergänzt und so die strenge Form des Gewässers angemessen gestärkt. Im Rundgang um den Teich wechseln sich intensive Bereiche mit ruhigeren (Geh-)Passagen ab, was eine gute Spannungsabfolge generiert und zur Umrundung des gesamten Teiches anregt.
Der vorhandene Spielplatz im Bereich der historischen Teichterrassen wird zu den „Wasserspiel-Kaskaden“ erweitert und mit einem Kiosk ergänzt. Der Mehrgenerationenspielplatz südlich des Hallenbades wird sinnfällig erhalten, könnte jedoch landschaftsarchitektonisch noch besser in die Raumfolge eingebunden werden.
Im Bereich des jetzigen Festplatzes wird eine Skateanlage vorgeschlagen, ein Ersatzstandort für die Festivitäten wird nur im schmalen Festwiesenband am Nordufer des Großen Teichs ausgewiesen.
Im Bereich des Ufers an der Hellwiese werden die Ausblicke auf den Teich verdichtet, mit Uferstufen betont und korrespondieren mit den Seestufen an der Teichvorstadt gegenüber.
Hier wird die Seebühne im Ausstellungskonzept aus Erschließungsgründen und hinsichtlich der Größe und Funktionalität deutlich hinterfragt.
Der „Hellwiesenblick“ und die „Flutstufen“ bieten Einblicke in das ökologisch wertvolle Gebiet. Das „Förstersche Gartenhaus“ wird angrenzend an die Streuobstwiese als „Mosthütte“ vorgeschlagen. Die damit verbundene sehr groß dimensionierte Erschließung, der Neubau und die Positionierung einer Gastronomie an dieser Stelle wird kritisch gesehen. Im Bereich des Wohnmobilstellplatzes könnte etwas mehr Gestaltungswillen weitere Qualität bringen. Der neue Spielplatz an der „Roten Zora“ ist eine interessante Setzung in Bezug auf die umliegenden Wohngebiete. Allerdings wird hier der Parkplatz für das Freibad vermisst.
Die verbindende Platzgestaltung am „Teichvorplatz“ ist gestalterisch wenig motiviert, hier könnten Fahrspuren zugunsten mehr Freiraumqualität an dieser wichtigen Nahtstelle reduziert werden.
Der „Kleine Teich“ wird mit einer nördlichen „harten“ Stadtkante und einer südlichen „weicheren“ landschaftlichen Kante ausgebildet. Die tatsächliche Qualität der weichen Kante wird jedoch differenziert diskutiert. Die abgerückte Parkpalette wird realistisch von Norden erschlossen und wirkungsvoll eingegrünt. Deren Funktionalität sowie die begleitende freiräumliche Qualität der Wegeführungen ist jedoch noch nachzuweisen.
Der „Schmuckplatz“ bildet einen schön gestalteten Abschluss mit drei Grünflächen und mittigem – nicht unbedingt erforderlichen - Wassertisch nordöstlich des „Kleinen Teichs“. Der Bereich der „Fischhälterei“ ist in Benachbarung mit dem „Nebelgarten“ attraktiv gestaltet und setzt das Konzept der „Blaugrünen Talreise“ wirkungsvoll fort. Diese Talreise wird durch die Einbeziehung von Grün- und Aufenthaltsflächen innerhalb der historischen Altstadt vorbildlich unterstützt. Die „Gärten der Blauen Flut“ werden ebenfalls mit der dem Entwurf eigenen Formensprache zu Retentionsflächen innerhalb des Stadtgefüges attraktiv gestaltet.
Die Arbeit erscheint mit einem akzeptablen Kostenbudget gut umsetzbar. Hierfür spricht auch, dass bereits realisierte Anlagen (Wohnmobilstellplatz, Mehrgenerationenspielplatz, Skateanlage) in die Planung des Beitrags integriert werden. Im Ausstellungskonzept werden wesentliche Gartenschauinhalte wie Blumenhalle, LAGA-Bühne im südwestlichen Bereich des Gartenschaugeländes abgebildet. Eine weitere Blumenhalle und eine Bühne werden im Marstall und im Schlosspark erwähnt. (…)
Insgesamt stellt die Arbeit eine sehr interessante, hochwertige und für eine Gartenschau dramaturgisch spannungsvolle Lösung der gestellten Aufgabe dar. Hier gelingt der Spagat zwischen denkmalschutzrechtlichem Erhalt und innovativen gestalterischen Lösungen, die die Freiräume in Altenburg für Jahrzehnte aufwerten können.

veröffentlicht am 15.12.2025 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

Diese Seite teilen

Die AKT in den sozialen Netzwerken