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Neubau Bibliothek und Bürgerservice der Stadt Jena

Ergebnis des offenen zweiphasigen hochbaulichen und freiraumplanerischen Ideen- und Realisierungswettbewerbs

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1. Preis: pbr Planungsbüro Rohling AG, Jena, und Stock Landschaftsarchitekten, Jena

Schwerpunkt dieses Wettbewerbs der Stadt Jena ist die Neuerrichtung eines Gebäudes für die städtische Ernst-Abbe-Bibliothek im Bereich Engelplatz/Neugasse, die damit deutlich bessere Arbeits- und Nutzungsbedingungen erhalten soll. Für die Bibliothek ist eine Gesamtnutzungsfläche von ca. 3900 Quadratmeter vorgesehen. Der zentrale Bürgerservice der Stadt soll zudem in einem Teil des Gebäudes auf einer Fläche von zusätzlich ca. 1700 Quadratmeter untergebracht werden.

Bestandteil des Wettbewerbsgebietes in einem Ideenteil sind die angrenzenden Freiflächen des Theaterhauses Jena bzw. der Kulturarena. Hier ergeben sich städtebauliche Möglichkeiten einer Akzentuierung und Adressbildung für das neue Kultur- und Bildungsquartier.

Am Wettbewerb teilnahmeberechtigt waren Architekten und Landschaftsarchitekten. Insgesamt nahmen 70 Teams teil. Für die zweite Wettbewerbsphase wurden 20 Arbeiten ausgewählt; 19 Arbeiten wurden eingereicht. Als Wettbewerbssumme standen insgesamt 100.000 Euro (netto) zur Verfügung. Die Hälfte davon wurde als Aufwandsentschädigungen an die Teilnehmer der zweiten Phase ausgezahlt.

Das Preisgericht tagte am 7. November 2017 in Jena unter Vorsitz von Prof. Karl-Heinz Schmitz, Architekt in Weimar, und vergab einen ersten Preis, zwei dritte Preise und zwei Anerkennungen.

Ergebnis

  • 1. Preis (20.000 Euro):
    pbr Planungsbüro Rohling AG, Jena, und Stock Landschaftsarchitekten, Jena
  • ein 3. Preis (10.000 Euro):
    Matthias Schneider, Architekt, Stuttgart, und Johannes Jörg, Landschaftsarchitekt, Grünkraut
  • ein 3. Preis (10.000 Euro):
    Meurer Architekten Stadtplaner Ingenieure Partnerschaftsgesellschaft, Frankfurt am Main, und Bierbaum.Aichele.Landschaftsarchitekten Part.G, Frankfurt am Main
  • Anerkennung (5.000 Euro):
    asp Architekten GmbH, Stuttgart, und Köber Landschaftsarchitektur, Stuttgart
  • Anerkennung (5.000 Euro):
    CODE UNIQUE Architekten GmbH, Dresden, und impuls°Landschaftsarchitektur GbR, Jena

Ausstellung

Die Ausstellung der Entwürfe zum Neubau der Ernst-Abbe-Bücherei ist noch bis 2. Dezember 2017 zu den Öffnungszeiten der Bibliothek (Montag bis Freitag: 10-19 Uhr, Samstag: 10-13 Uhr) im 2. Obergeschoss der Ernst-Abbe-Bücherei im Volkshaus (Carl- Zeiss- Platz 15 in Jena) zu besichtigen.

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

Die Arbeit erfasst alle angebotenen Baufelder und leistet damit einen Beitrag zur Stadtreparatur sowohl am Engelplatz, an der Neugasse und vor allem am Theaterplatz. Das Gebäude kommt überwiegend mit einem Untergeschoss und drei Hauptgeschossen aus, was die innere Erschließung und die Betreibung der beiden Hauptnutzungen erleichtert. Die sich aus der geringen Anzahl der Geschosse ergebende Fläche pro Geschoss bietet große, zusammenhängende und flexibel nutzbare Grundrisse, die insbesondere für die Bibliothek wichtig sind. Wichtige Funktionen mit Außenbezug, wie die 24-Stunden-Medienrückgabe liegen richtig und vor allem nicht abgelegen.
Der nutzerübergreifend verfügbare Versammlungsraum liegt zentral am Eingang und ist separat öffentlich nutzbar. Im Kopfbau am Engelplatz, der durch seine selbstbewusste, aber nicht vordergründige Erscheinung eine eigene Adressbildung sichert, findet die separate Erschließung für den Bürgerservice statt. Im ruhiger gelegenen Kopfbau an der Neugasse werden separate Bibliotheksnutzungen, wie das Lernzentrum oder Büroräume, platziert.
Mit seiner dezenten, aber zugleich eigenständigen Fassade mit geschosshohen Vertikallamellen schafft sich der gesamte Bau seine ganzheitliche öffentliche Wahrnehmung. Durch die verschiedene Ausbildung der einzeln sichtbar werdenden Baukörper wird gleichzeitig differenziert auf die jeweilige städtebauliche Situation eingegangen. Neben dem öffentlich zugänglichen Versammlungsraum schafft der Entwurf mit dem zum Theaterplatz orientierten Cafébereich eine weitere städtebauliche Bereicherung.
Das Gebäude mit ehemaliger Sakristei/Kapitelsaal bleibt freigestellt und für eine unabhängige museale Nutzung verfügbar. Gleichzeitig wird es städtebaulich gefasst, ohne es zu dominieren.
Der Nachbarbebauung in der Neugasse wird durch die niedrige Geschoßzahl nicht zu nahe getreten, und die dahingehenden Freiräume werten die Außenraumsituation für deren Bewohner auf.
Im Ideenteil wird die Erschließung von der Schillerstraße her durch eine Freitreppe mit Sitzstufen von der Kulturarena separiert. Gleichzeitig wird der Kulturarena durch das angebotene Technik- und Kassengebäude ein wichtiger Baustein für deren eigenständige Nutzbarkeit gegeben.
Die Fußwegebeziehungen vom Engelplatz zum Theaterplatz und vom Theaterplatz zur Neugasse sind kleinräumig und von urbaner Qualität.
Im Innern bieten die großflächigen Geschossebenen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für die sich entwickelnde Bibliotheks- und Servicewelt.
Das Raumprogramm ist funktionell und wirtschaftlich erfüllt und ist sehr effektiv hinsichtlich der Verkehrsflächen durch die großen zusammenhängenden Nutzflächen.
Die technische Realisierbarkeit steht in keinem Punkt in Frage, und insbesondere die vorgeschlagene Fassadenausbildung mit Vertikallamellen verspricht durch ihre Stahlbetonbauweise mit Muschelkalkzuschlag eine dauerhafte und zugleich ortstypische Ausbildung. Die mögliche Vorfertigung sichert eine wirtschaftliche und schnelle Bauweise.

veröffentlicht am 24.11.2017 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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