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Neues zum Landlabor Schloss Wiehe

Beim Projekt der FH Erfurt wurden durch die Studierenden zwei weitere Musterzimmer fertiggestellt

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Musterzimmer 04 - Flur mit Spiegelkabinett, Bild: Prof. Joachim Deckert / FH Erfurt

Text: Prof. Joachim Deckert

Eigentlich war die FH Erfurt auf der Suche nach einer ländlichen Dependance als Tagungsort, für Workshops, Summerschools, Exkursionen und andere Aktivitäten der Hochschule. Ein Ort jenseits von Hörsälen und Studios, wo der Kopf frei ist für schräge neue Ideen.

Bereits 2015 stieß die Hochschule dabei auf das leerstehende Spätrenaissance-Schloss in Wiehe, circa 60 Kilometer nördlich von Erfurt, im Dreiländereck Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt gelegen. Nach einigen Komplikationen bei der Sanierung des Schlosses waren die Mittel erschöpft und die Bauarbeiten wurden eingestellt. Immerhin waren bis dahin einige Räume in Erd- und Untergeschoss fertiggestellt. Ebenso eine Küche, eine WC-Anlage. Das Dach war dicht, alle Fenster erneuert. Nur die beiden Obergeschosse sind im Rohbauzustand erstarrt.

Mit der Gemeinde wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen. Um handlungsfähig zu sein, gründete die FH den Verein „Landlab Schloss Wiehe e. V.“, wir schafften von ersten Beiträgen und Spenden 20 Feldbetten und zwei mobile Duschen an und begannen mit Entwurfsseminaren zur Umnutzung des Gebäudes. Gleichzeitig gab es Arbeitseinsätze, in denen wir die Räume von Unrat und Bauschutt befreiten.

2017 starteten wir mit dem Musterzimmer 01 erstmalig ein Realprojekt (design-build) als Bachelorthesis. 2018 folgte das zweite Musterzimmer, 2019 das dritte. In diesem Jahr hatten die Studierenden eine Woche Zeit, um Gästezimmer-Konzepte für zwei weitere Räume im Ostflügel des Schlosses zu entwerfen. Darauf folgte eine dreiwöchige Werkplanungsphase und der Umzug ins Schloss, wo innerhalb von zehn Wochen die Planung in die Realität umgesetzt wurde, überwiegend eigenhändig. Dielen waren zu ergänzen, abzuschleifen und zu versiegeln. Wände wurden mit Lehmputz repariert, Trockenbauwände wurden gestellt, bei den Installationen die vorbereitenden Maßnahmen ergriffen, Deckendurchbrüche hergestellt, Zargen und Türen eingebaut, Durchgänge zugemauert, andere hergestellt, Oberflächen gespachtelt, geschliffen, angestrichen, Möbel gepolstert, bezogen usw. Nebenbei musste das Sponsoring besorgt werden und vieles mehr.

Die Komplettierung des Ostflügels ist nun absehbar, sodass dieser Bereich bald separat und zusammen mit den Veranstaltungsräumen als Tagungs- und Klausurhaus nutzbar sein wird.

Musterzimmer 04 – Spiegelkabinett:
Der Raum befindet sich im zweiten Obergeschoss der Südostecke des Schlosses. Die Studierenden planten und bauten hier zwei Doppelzimmer, einen bequemen Alkoven für zwei Personen und ein Bad. Erschlossen wird das Ensemble über einen Flur, der mittels einer verspiegelten Wand optisch auf doppelte Breite gebracht wird. Gleichzeitig wird das halbierte Bogenfenster im Spiegel komplettiert.
Studierende: Fatemah Amiri, Niklas Brendel, Adnan Igidov, Anastasiya Koshelnik und Melina Kotroci.

Musterzimmer 05 – Bad im Schrank:
In der Nordostecke des Schlosses befindet sich dieses Erkerzimmer, wobei der Erker diagonal angefügt ist. Das Konzept prägt ein nachgebauter Barockschrank, in dem sich der Nassraum sowie ein Schrank (!) befindet.
Die alte Fachwerkwand wurde ergänzt, gesichert, mit einer Lichtleiste inszeniert, ein Trödelsessel neu gepolstert und bezogen.
Studierende: Sara Fetzer, Stella Götz, Benjamin Hering, Patrick Riedl, Antonia Strubel und Anna Zimmermann.

Herausgebende: Fachhochschule Erfurt, Fakultät Architektur und Stadtplanung in Kooperation mit dem Landlab Schloss Wiehe e. V. und der Stadt Roßleben-Wiehe
Professor*innen: Jutta Bechthold, Jockel Deckert
Erstprüfer: Prof. Florian van het Hekke
Lehrbeauftragter: Frank Bigeschke

Weitere Informationen: https://www.fh-erfurt.de/fakultaeten-und-fachrichtungen/architektur-und-stadtplanung/landlab

veröffentlicht am 17.10.2022 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News

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