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Neugestaltung der zentralen Freiflächen der Bauhaus-Universität Weimar

Ergebnis des offenen Ideen- und Realisierungswettbewerbs zu den Außenanlagen der Van-de-Velde-Bauten

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1. Preis: capatti staubach, Berlin, Bild: capatti staubach

Die Bauhaus-Universität Weimar ist mit ihren Stammgebäuden seit 1996 in die Weltkulturerbe Liste der UNESCO aufgenommen. Das Ensemble der ehemaligen großherzoglich-sächsischen Kunstschule (heute das Hauptgebäude der Bauhaus-Universität) und der ehemaligen großherzoglich-sächsischen Kunstgewerbeschule (heute als Van-de-Velde-Bau bezeichnet) werden mit der 2009 abgeschlossenen Sanierung funktional und konservatorisch diesem Anspruch gerecht. Die Außenanlagen wurden seinerzeit allerdings nur provisorisch hergerichtet. Sie werden in ihrer heutigen Gestalt noch als Beeinträchtigung der beiden Gebäude Van-de-Veldes wahrgenommen.

Nur für einen kleinen Teil der heute zur Bauhaus-Universität gehörenden Freiflächen ist überhaupt eine bauzeitliche Gestaltung überliefert und von dieser Fassung ist nach verschiedenen Überformungen nahezu keine originale Substanz erhalten geblieben. Als zentrale Freifläche vor dem Hauptgebäude der Bauhaus-Universität muss der Raum zwischen den Van-de-Velde-Bauten heute zudem einer weit intensiveren Nutzung gerecht werden, als zu Zeiten der ersten Kunst- und Kunstgewerbeschule Weimars. In ihrer räumlichen Begrenztheit ist die Hoffläche der Stammgebäude somit Teil eines baugeschichtlich überregional bedeutsamen Ensembles, Präsentations- und Repräsentationsfläche der Bauhaus-Universität und nicht zuletzt Aufenthalts- und Wegeraum für Bürger und Besucher und im Alltag einer Hochschule mit über 4.000 Studierenden.

Damit die anstehende Neugestaltung der Außenanlagen den Nutzungsansprüchen der Bauhaus-Universität Weimar gewachsen ist und in ihrer Gestaltqualität den bedeutenden Werken van de Veldes gerecht wird, lobte der Freistaat Thüringen diesen europaweit offenen Ideen- und Realisierungswettbewerb aus. Es war ein Konzept zu entwickeln, welches die spezifische Atmosphäre der Umgebung aufnimmt und langfristig sichert.

Teilnahmeberechtigt waren Landschaftsarchitekten sowie Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Landschaftsarchitekten. Die Wettbewerbssumme betrug 30.000 Euro (netto); 15 Wettbewerbsarbeiten wurden eingereicht. Das Preisgericht tagte am 28. September 2016 und vergab unter Vorsitz von Till Rehwaldt, Landschaftsarchitekt in Dresden, einen ersten und einen zweiten Preis sowie drei Anerkennungen.

Ergebnis

1. Preis (12.000 Euro)

  • capatti staubach, Berlin

2. Preis (7.500 Euro)

  • Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin

drei Anerkennungen (je 3.500 Euro)

  • r+b landschaft s architektur, Dresden
  • Mann Landschaftsarchitektur, Fulda, und Johann Bierkandt, Architekt, Weimar
  • Frank Kiessling Landschaftsarchitekten, Berlin

Beurteilung des Preisgerichts zum ersten Preis:

"Der Entwurf ist ein klarer und kraftvoller Versuch mit der Vergangenheit umzugehen. Gleichzeitig wird die gegenwärtige und zukünftige Funktionalität berücksichtigt. Die Gestaltung lässt die Kunstschule und die Kunstgewerbeschule gebührend zur Geltung kommen. Die Geschwister-Scholl-Straße wird in ihrer originären Form erhalten und durch das verwendete Material ruhig und zugleich funktional gestaltet. Kritisch ist die Anordnung des Behindertenparkplatzes an der Marienstraße. Die Fläche vor der Kunstgewerbeschule wird als eine waagerechte, zur Kunstschule abgesenkte, Campuswiese strukturiert. Das großzügige Bankelement dient als Erinnerung an die Einfassung des Van-de-Velde-Gartens. Durch die Pflanzung weißer Frühjahrsblüher sollen die ehemaligen Gartenwege nachgebildet werden. Die sogenannte „Tree-Bühne“, d.h. die Fläche zwischen Hauptgebäude und Campus Office, westlich der Marienstraße 18, wird positiv beurteilt. Mindestens die vorhandene Linde sollte in ihrer derzeitigen Form jedoch erhalten werden. Art und Höhe der Kronenansätze der neu zu pflanzenden Bäume ist zu überdenken. Die Sitztribüne an der Nordseite der so gennannten „Tree-Bühne“ bietet eine gut gewählte Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeit. Die Nähe des Baumhains zum Gebäude Marienstraße 18 wird kritisch gesehen. Ebenso der Rückbau der vorhandenen Mauer. Der reduzierte Einsatz von Oberflächenmaterialien erscheint gelungen. An der Rückseite des Van-de-Velde-Gebäudes wird eine stärkere Verbindung zwischen Werkstätten und Freiräumen angestrebt. Die Hofflächen werden einfach und multifunktional gestaltet, so dass die Bereiche durch die Studenten auf verschiedenste Arten genutzt werden können. Die Pflanzung eines Kiefernhains hinter der Amalienstraße 13 ist plausibel. Die vorgeschlagene Gestaltung der Fläche am Giebelende des Hauptgebäudes (Ideenteil) erscheint angemessen. Die Reaktion auf die Giebelseiten beider Gebäude ist ausreichend. Der Raum bietet einen Orientierungsort für Touristen und Besucher und stärkt gleichzeitig die bauliche Gebäudefassung. Das Raumkonzept ist jedoch noch nicht ausgereift. Bei Erhalt der am Hauptgebäude befindlichen Platane besteht weiterhin eine unklare Baumsituation. Die empfohlenen Oberflächenmaterialien sind robust und relativ wartungsarm. Sie sind für die Gestaltung einer Campus-Freifläche angemessen. Das vorgeschlagene Beleuchtungskonzept respektiert den historischen Kontext und unterstützt die derzeitige und zukünftige Nutzung."

Ausstellung

Die Ausstellung mit allen Wettbewerbsarbeiten ist im Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar, Geschwister-Scholl-Straße 8, im ersten Obergeschoss vom 4. bis zum 16. Oktober 2016 jeweils von Montag bis Freitag 8-22 Uhr sowie Samstag und Sonntag 8-20 Uhr geöffnet.

Zur Mitteilung der Bauhaus-Universität Weimar gelangen Sie hier.

veröffentlicht am 04.10.2016 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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