Neugestaltung des Herrenteich-Parks in Suhl

Die Stadt Suhl plant, den zentral gelegenen Bereich um den Herrenteich im Stadtzentrum grundlegend aufzuwerten und neu zu gestalten.

Ziel ist es, die bestehenden Grünflächen zu einer attraktiven, zeitgemäßen Parkanlage mit hoher Aufenthaltsqualität zu entwickeln. Der neue Herrenteich-Park soll Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Gästen der Stadt Raum für Erholung, Ruhe und Kontemplation bieten – mitten im urbanen Zentrum und in unmittelbarer Nähe zu den wichtigsten Einrichtungen der Innenstadt.

Im Zuge dieser Aufwertung ist auch eine stärkere räumliche Fassung des Parks vorgesehen, die durch landschaftsarchitektonische Mittel umgesetzt werden soll. Aufgrund der zentralen städtebaulichen Bedeutung dieser „Grünen Mitte“ entschied sich die Stadt Suhl für die Durchführung eines freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs, um den besten Entwurf für die künftige Gestaltung zu ermitteln.

Der Wettbewerb hatte die Erarbeitung innovativer, zukunftsfähiger Freiraumkonzepte zum Ziel, die Aspekte der Klimaanpassung und Stadtökologie berücksichtigen. Darüber hinaus sollten exemplarische Vorschläge zur Ausstattung des Parks – etwa zur Möblierung und Beleuchtung – entwickelt werden.

Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ gefördert. Die Aufgabenstellung orientierte sich daher an den Zielen dieses Förderprogramms, das beispielgebende Projekte zur klimaresilienten Entwicklung von Städten und Gemeinden unterstützt. Der geplante Investitionsrahmen beträgt rund 1,2 Mio. Euro brutto; das Wettbewerbsgebiet umfasst eine Fläche von etwa 1,1 Hektar.

Teilnahmeberechtigt waren Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten. Die Wettbewerbssumme belief sich auf 40.000 Euro netto

Die Jury unter dem Vorsitz von Axel Lohrer, Landschaftsarchitekt BDLA, München, tagte am 23. Oktober 2025 in Suhl und vergab nach intensiver Diskussion unter elf eingereichten Wettbewerbsarbeiten folgende Preise und Anerkennungen:

Ergebnis

1. Preis (20.000,- €)

• RB+P Landschaftsarchitektur, Kassel

2. Preis (12.000,- €)

• Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden

Anerkennungen (je 4.000,- €)

• einenkel landschaftsarchitektur, Leipzig
• OTTL.LA Landschaftsarchitekten, München

Beurteilung des Preisgerichts

Zur Arbeit von RB+P Landschaftsarchitektur:

Unter dem Thema „Gegensätze ziehen sich an“ schafft es die Arbeit den besonderen Standort unter Berücksichtigung des Genius loci neu zu interpretieren. Die Übersetzung der Aufgabe gelingt dem Verfasser im Spannungsfeld von Klimaresilienz, Nachhaltigkeit und zeitgemäßer Gestaltung. Durch die Nutzung vorhandener Qualitäten und Potentiale entsteht eine selbstverständliche Vernetzung unterschiedlicher Freiraumtypologien. Mit der klaren Herausarbeitung der stadträumlichen Bereiche „Platz der Deutschen Einheit“ und dem Grünraum des Herrenteichparks entsteht eine angemessene Wechselwirkung.

Es werden 3 übergeordnete Typologien entwickelt, die im Dialog zueinander stehen:
1. Die Platzkante ist städtisch.
Im Übergang vom Platz der Deutschen Einheit wird ein Teichwäldchen eingeordnet, dass den Bestand an Linden einbindet und durch Entsiegelung einen großen Beitrag zur klimaresilienten Umgestaltung liefert. Die anschließenden Teichterrassen bilden einen angemessenen Rahmen die Uferkante an der Westseite des Teichs zu erleben.
2. Die Parkkante ist naturnah.
Der Park wird naturnah und landschaftlich an die Wasserfläche herangeführt. Mit Böschungen, Schwemmwiesen und Röhrichtstreifen werden Maßnahmen angeboten, die sich positiv auf das ökologische Gleichgewicht des Gewässers auswirken werden. Im Bereich des Ostufers wird eine kreisrunde Sitzskulptur zwischen dem qualitätvollen Baumbestand und der Wasserfläche eingeordnet. Sie stellt ein neues Signet für den Park dar und ist durch die ikonische Wirkung ein modernes und eigenständiges Element. Die große Anzahl von Erschließungswegen im grünen Park scheint nicht unbedingt nötig zu sein.
3. Friedrich König Straße als Grüne Stadtader
Mit straßenbegleitenden Baumreihen und bewusst gesetzten Öffnungen wird der Straßenraum inszeniert und erhält eine räumlich wohltuende, klimaaktive Fassung. Durch die Beibehaltung der vorhandenen Ufermauer in Verbindung mit den Baumreihen entsteht eine qualitätvolle Teichpromenade. Die Anbindung des Waffenmuseums über eine verbundene Platzfläche ist erkennbar und sollte bei der weiteren Bearbeitung noch intensiver ausgearbeitet werden.
Das einheitliche Ausstattungs- und Oberflächenkonzept mit Trinkbrunnen, Nebeldüsen, Bänken, Park- und Platzleuchten, sowie dem durchgehenden Granitpflaster im Passéverband ist maßvoll eingesetzt und dem Stadtraum angemessen. In der weiteren Bearbeitung müssen Fragen zu ergänzenden Wasserangeboten im Nahbereich des Teichs beantwortet werden.
Der Zugewinn an Grünfläche relativiert sich jedoch durch den hohen Anteil an Erschließungswegen.
Vor allem die zu erwartende Wirkung auf den ökologischen Zustand des Gewässers durch neue Angebote, wie Wiesen, Röhricht und Gräser, und die Vergrößerung von Rückstau- und Versickerungsvolumen des Teiches sind beachtlich und im Entwurf adäquat integriert. Der Ausbau des Baumbestandes lässt eine Steigerung der Ökosystemleistungen (Verdunstungskühlung, CO2-Bindung, Lufthygiene, Biodiversität und Verschattung) und positive mikroklimatische Auswirkungen erwarten. Ebenfalls positiv zu bewerten ist die Einbindung in den übergeordneten räumlichen Kontext, die einen Beitrag zur Verbesserung des städtischen Klimas über die Grenzen des Betrachtungsraums hinaus leisten kann. Die ausgewählten Baumarten weisen eine gute bis sehr gute Eignung hinsichtlich zukünftiger klimatischer Anforderungen auf.
Insgesamt stellt die Arbeit einen innovativen und modernen Beitrag zur Umsetzung der Aufgabe dar und schafft gleichzeitig einen neuen und ikonischen Ort in der Stadt, der der Bedeutung des Herrenteich-Parks gerecht wird und diesen maßvoll in die Zukunft führt. Durch den behutsamen Eingriff in den Bestand scheint der Entwurf gut umsetzbar.