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Rede Hartmut Strube zur Eröffnung "Weltweite Chancen" auf Baufach 2006

Eröffnungsrede des Präsidenten der Architektenkammer Thüringen, Herrn Dipl.-Ing. Arch. Hartmut Strube, zur Veranstaltung des Netzwerkes „Architekturexport“ am Freitag, 03. Februar 2006, Leipzig/ Kongress-Zentrum

Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Referentinnen und Referenten,

es ist mir eine große Freude, die Veranstaltung des Netzwerkes „Architekturexport“ für die Architekten in Mitteldeutschland zum Thema „Weltweite Chancen“ hier im Rahmen der Baufach 2006 zu eröffnen.

Das Engagement der Bundesarchitektenkammer mit der Gründung des Netzwerks „Architekturexport“ führte in den letzten 2 Jahren zu einem vorzeigbaren Erfolg. NAX ist Ansprechpartner der für Export zuständigen Institutionen der Bundesregierung und für die Goethe-Institute, NAX ist aber auch Ansprechpartner für vielfältige ausländische Einrichtungen wie Kammern, Verbände, Dienstleister und Regierungsstellen, die sich mit dem Import aus Deutschland befassen und die auf der Suche nach Kooperationspartnern für das Ex- und Importgeschäft mit technischen Dienstleistungen sind. Mittelpunkt der Aktivitäten des Netzwerkes „Architekturexport“ ist und bleibt selbstverständlich die Unterstützung von grenzüberschreitend tätigen deutschen Architekten auf dem Weg zu neuen Märkten.

Die Verbindung von NAX zur Baufach-Messe 2006 in Leipzig und die Einbeziehung der Aktivitäten in das Programm der Baufach ist auch eine Reaktion auf den Leipziger Messeschwerpunkt, der Verdeutlichung der Chancen der deutschen Bauwirtschaft in den neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, in Russland und im fernen Osten.

Die Vorträge der heutigen Veranstaltung werden das Engagement deutscher Architekten auf internationalen Märkten widerspiegeln. Nicht nur China bietet für ein Engagement deutscher Architekten und Ingenieure einen riesigen Markt, auch der nahe Osten, die Emirate und vor allem die Staaten Mittel- und Osteuropas sowie der Balkan sind Schwerpunkte der grenzüberschreitenden Tätigkeit der Architekten und Ingenieure.

Für den Export von Planungsleistungen ist Wissensvorsprung, Verständnis für örtliche Baukultur und ein Netzwerk von Beziehungen vor Ort wesentlich für den fachlichen Erfolg und auch für die Sicherung der Bezahlung.

In Thüringen gelang es den Weimarer Landschaftsarchitekten Wittig & Rietig, ihre chinesischen Kontakte zum Aufbau einer Städtepartnerschaft zwischen Weimar und Jiarding zu nutzen. Ausdruck dieser Städtepartnerschaft ist der regelmäßige Austausch von Delegationen, sind wissenschaftliche Kontakte zwischen der Bauhaus-Universität Weimar und der Tongji- Universität in Shanghai und darüber hinaus auch die Verfestigung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen den Unternehmen beider Kommunen. Ein Höhepunkt war z.B. die Eröffnung der deutschen Stadt „New Town Anting“ im Umfeld von Shanghai im September 2004 .

Von der Leipziger Baumesse geht ein positiver Impuls aus, der im Leipziger Baugespräch am vergangenen Dienstag deutlich wahrnehmbar war. Unter dem Titel „Lust auf Bauen“ wurde das Investitionsprogramm der Bundesregierung zur Gebäudesanierung in Verbindung mit der der geplanten Reduzierung der CO2 –Emissionen erläutert, dass für Beauftragung von Handwerkerleistungen und in der Folge für die Verstetigung der Stadtumbauprozesse in Ost wie West sorgen soll.

Trotz dieser und anderer Aktivitäten reicht der deutsche Markt für eine Vollbeschäftigung der Architekten des Landes nicht mehr aus. Die Dichte an Architekten und Stadtplanern in Deutschland ist die höchste in Europa. Das Angebot an Planungsleistungen übersteigt wesentlich die Nachfrage. Schrumpfende Bevölkerungszahlen, eine Überalterung, ein Abwandern junger, leistungsfähiger Menschen aus Deutschland wegen fehlender Arbeitsplätze führten zu einem weiteren Einbruch in der Bauwirtschaft. Insbesondere in den neuen Bundesländern wurde dieser Einbruch durch Folgen der durch steuerliche Sonderabschreibungen geförderten überhitzten Baukonjunktur der 90iger Jahre zusätzlich verstärkt. Architekturbüros benötigen deshalb zum Überleben eine strategische Neuausrichtung, dazu können Informationen zur Verstärkung des Architekturexportes eine wertvolle Hilfe sein.

Das Netzwerk Architekturexport NAX hilft bei der Anbahnung von Kooperationen, beim Austausch von Informationen und beim Zusammenschluss für den grenzüberschreitenden Export von Dienstleistungen. Architekturexport wird als Gemeinschaftsaufgabe verstanden, wie z.B. das Büro „weimar architects ag“ in Thüringen beweist. Drei leistungsfähige, erfolgreiche und wettbewerbserfahrene Architekturbüros aus Weimar schlossen sich hier zur „weimar architects ag“ zusammen, um gemeinsam auf dem chinesischen Markt aufzutreten und Aufträge zu akquirieren. Das Risiko wird dadurch minimiert, wird geteilt und es entsteht eine Solidargemeinschaft verschiedener Büros.

So ein Zusammenschluss von Büros zu größeren Bietergemeinschaften, zu gemeinsamen Unternehmen, ist aufgrund der Struktur der Architekturbüros in Deutschland ein gangbare Weg für viele Architekten, um mit einem vertretbaren Risiko wirtschaftlich auf ausländischen Märkten tätig zu sein.

- "made in germany“ ist ein Qualitätsmerkmal, dass auf internationalen Märkten, im internationalem Geschäft, immer noch stark nachgefragt ist und dass auch Chancen für Architekten im Exportgeschäft ermöglicht.
- "made in germany“ steht noch für Qualität, steht für die ganzheitliche, komplexe Herangehensweise an eine Aufgabe und das Anbieten von komplexen ganzheitlichen Lösungen, bei denen auch Architekten ihren Platz finden müssen.

Vorraussetzung dafür sind allerdings die erforderlichen Spezialkenntnisse wie Sprache und Exportmanagement.

Neben der Lobby-Arbeit, der berufsständischen Arbeit, der Sicherung der Qualität und des Verbraucherschutzes durch Fortbildung, der Förderung der Baukultur bieten die Kammern deshalb mit dem Netzwerk „Architekturexport“ ein qualifiziertes und hochwertiges Informations- und Dienstleistungsangebot zur Sicherung der Zukunft der Büros auf neuen Märkten.

Zur Zeit ist der Dienstleistungsexport in Deutschland noch ein Stiefkind. Gegenüber Ländern wie Dänemark, der Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien besteht eine großer Nachholbedarf beim Export von Leistungen der Architekten.

Es ist den Kammern gelungen, Dienstleistungsexport politisch zu thematisieren. Es gibt inzwischen Aktivitäten, über Institute für Auslandsbeziehungen wie zum Beispiel über die Goethe-Institute, aber auch direkt über die Teilnahme an Unternehmerreisen der Bundesregierung und der Landesregierungen den Architekten und Ingenieuren Türen auf neuen Märkten zu öffnen. Diese Aktivitäten müssen wir gemeinsam ausbauen, beschleunigen und vor allem verfestigen. Architekten und Ingenieure können auch Türöffner für nachfolgende Ausrüstungsunternehmen und für die Bauwirtschaft sein. Deshalb ist die Förderung des Exports von Dienstleistungen auch Grundlage für eine Verbreiterung des gesamten komplexen Exportangebotes aus Deutschland.

Die Berufsgruppen der Architekten und Ingenieure benötigen mehr denn je Kenntnisse im Exportmanagement, in Flexibilität und Mobilität. Deshalb wünsche ich der heutigen Veranstaltung Erfolg. Ich danke den Referenten für ihre Bereitschaft, über ihr Risiko und ihren Erfolg auf den internationalen Märkten hier und heute zu sprechen. Besonders bedanke ich mich bei der Bundesarchitektenkammer, Herrn Dr. Welter und Frau Schindler, für die Initiierung dieser Veranstaltung zur Baufach 2006 und hoffe, dass ich Sie alle nach dieser Veranstaltung auch als Gäste unseres 2. Mitteldeutschen Architektentages zum Thema „Barrierefrei – nutzbar für alle!“ hier im Kongress-Zentrum der Messe Leipzig begrüßen kann.

Ich danke Ihnen.

Hartmut Strube, Präsident Architektenkammer Thüringen

veröffentlicht am 03.02.2006 von Birgit Kohlhaas · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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