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Von Thüringen zur Ottonenstadt Magdeburg …

Rückblick auf die Exkursion der Kammergruppe Kyffhäuser Südharz

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Start am Dom, Bild: Kammergruppe Kyffhäuser Südharz

Dreizehn Architektinnen und Architekten aus Leinefelde, Nordhausen, Sondershausen und Schmölln machten sich am 21. September auf den Weg zur geschichts- und architekturträchtigen Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Das über 1.200-jährige Magdeburg, einst Kaiserresidenz, Hansestadt und preußische Festung, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Einigen Spuren folgten wir Carmen Niebergall von tourenreich – Architektur- und Kunstreisen Mitteldeutschland. Sie gewährte Einblick, wie hier Geschichte gepflegt und architektonische Akzente gesetzt wurden.

Beginnend am Dom hörten wir von seiner Errichtung 937 durch Otto I. Das Gotteshaus wurde nach Erweiterungen die erste gotisch konzipierte deutsche Kathedrale, welche eine monumentale, steinsichtige Architektur prägt. Unmittelbar gegenüber erwartete uns neben Barock- und moderner Bankarchitektur der letzte gebaute „Hundertwasser“: die „Grüne Zitadelle“. 2005 als „Oase für Menschlichkeit und für die Natur in einem Meer von rationellen Häusern“ eingeweiht, wird sie vielseitig genutzt und ist farbenfrohe Sehenswürdigkeit.

Das nächste Ziel – die fast tausend Jahre alte Klosteranlage „Unser lieben Frauen“ – ist seit 40 Jahren der Ort für internationale zeitgenössische Kunst und Skulptur in Sachsen-Anhalt. Ästhetisch gekonnt wird Kunst beherbergt. Am West- und Nordflügel klappen oder schließen seit 2012 Spiegelpaneele in den Fassadenöffnungen, um das neue Klosterleben zu zeigen. Den Auftakt zum mobilen Exkursionsteil bildete der 61 Meter hohe Albinmüller-Turm an der im Bauhaus-Stil entworfenen Stadthalle. Seine 252 Stufen erklommen nur wenige von uns, einfacher war es mit Aufzug. Oben belohnte uns der Panoramablick. Der Turm wurde 1927 unter Prof. Albinmüller als Krönung des Ensembles zur ersten Deutschen Theater-Ausstellung errichtet.

Im MDR-Landesfunkhaus erwartete uns neben dem Mittagessen die Ausstellung zum Hannes-Meyer-Architekturpreis 2018. Danach beeindruckten uns die Bauten zur Weltausstellung 1927, insbesondere die Musterwohnung der Hermann-Beims-Siedlung. Im Flächendenkmal sind die „Beimsbänke“ von einst so beliebt, dass sie heute nach altem Vorbild nachgebaut und in den Höfen mit dem Engagement zahlreicher Bürger wiederaufgestellt werden.

Denkwürdig war die Otto-Richter-Straße: Anhand nur eines erhaltenen Fotos wurde versucht, an den Fassaden die Originalfassung zu replizieren. Spektakulär ist die „Blitzfassade“ – eine Erfahrung zu Bruno Tauts Ansatz, der geistig tristen eine moderne und lebendig gestaltete Architektur entgegenzusetzen ...

Die repräsentative Uni-Bibliothek beherbergt neben immenser Fachliteratur gläserne Carrels für separiertes Arbeiten. In Erinnerung an Studienzeiten erliefen wir sie bis zur geneigten Betonfläche und den seitlichen Aussichten, Architektur als Kunst. Dies gilt auch für die Experimentelle Fabrik mit ihrer auffälligen Fassade. Leider reichte die Zeit nicht zum Halt. Vielleicht ein anderes Mal, wie auch Elbauenpark, Gartenstadt, Festungen?

Zuletzt besuchten wir die Wallonerkirche. Ein stählerner Kubus ist seit 2015 ihr neues Herz. Der Einbau mit wenigen geschlossenen Wänden, welche durch den Aufdruck gefalteter Seidenpapiere weich wirken, ist mit den Worten von Steinblock Architekten ein Angebot zum Dialog „zwischen Alt und Neu, Hart und Weich, Grob und Zart, Nah und Fern“.

Vor der Rückfahrt verweilten wir noch kurz im Klostercafé und dankten Carmen Niebergall. Wir freuen uns auf „Dessau – 100 Jahre Bauhaus“ im Herbst 2019. Gern sind Kolleginnen und Kollegen willkommen ...

Edith Baars und Pia Wienrich

veröffentlicht am 26.10.2018 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Kammergruppe Kyffhäuser Südharz, Kammergruppen

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