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Wohnviertel Greifswalder Straße in Erfurt

Ergebnis des Realisierungswettbewerbs

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Blick von Süden in Johannas Gärten: Entwurf von Winking . Froh Architekten GmbH + arbos Freiraumplanung GmbH, Bild: Winking . Froh Architekten + arbos Freiraumplanung

Gegenstand des Wettbewerbs waren Entwürfe für Gebäude und Freianlagen für ein neues Wohnquartier mit Wohnraumangeboten im Bereich des mehrgeschossigen Wohnungsbaues für alle Generationen.

Geplant ist der Neubau von circa 450 Wohneinheiten. Die überwiegend brachliegende, bisher gewerblich genutzte Baufläche hat eine Größe von etwa vier Hektar. Durch die Lage an einer Haupterschließungsstraße und einer Bahntrasse sowie durch gewerbliche Nutzungen in der Nachbarschaft ergaben sich besondere Anforderungen an den Schallschutz.

Mit dem nichtoffenen Wettbewerb sollten für vier Teilbereiche (A–D) des Quartiers optimale Gebäudetypologien und Grundrisslösungen sowie ein zusammenhängendes Freiraumkonzept gefunden werden, die eine qualitätsvolle Wohnnutzung des immissionsbelasteten Standorts ermöglichen.

Ausloberin war die City- und Centermanagement Weimar GmbH als Vorhabenträger in Kooperation mit der Stadt Erfurt. Teilnahmeberechtigt waren Architektinnen und Architekten in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten; 16 Arbeiten wurden zum Wettbewerb zugelassen. Als Preisgeld standen insgesamt 90.800 Euro (netto) zur Verfügung. Das Preisgericht unter Vorsitz des Münchener Architekten Amandus Samsøe Sattler vergab den ersten Preis für die Bereiche A, B und C an die Winking . Froh Architekten GmbH zusammen mit der arbos Freiraumplanung GmbH sowie für den Bereich D an die Wiencke Architekten PartGmbB zusammen mit Rabe landschaften | studio urbane landschaften.

Ergebnis

1. Preis (je Bereich 6.200 Euro):

  • Bereiche A, B, C: Winking . Froh Architekten GmbH + arbos Freiraumplanung GmbH, beide Hamburg
  • Bereich D: Wiencke Architekten PartGmbB, Dresden + Rabe landschaften | studio urbane landschaften, Hamburg

2. Preis (je Bereich 3.600 Euro):

  • Bereiche A, B, C: Lorber Paul Architekten GmbH, Köln + Heinisch Landschaftsarchitekten, Weimar
  • Bereich D: Winking . Froh Architekten GmbH + arbos Freiraumplanung GmbH

3. Preis (je Bereich 2.400 Euro):

  • Bereich A, B, C, D: LAN Architecture & Bureauhub Architecture, Paris / Stuttgart + PRAXYS, Paris

Beurteilung des Preisgerichts

zur Arbeit von Winking . Froh Architekten GmbH + arbos Freiraumplanung GmbH:

„Die räumliche Qualität der Gesamtanlage entsteht in der konsequenten Antwort auf die Bedingungen des Grundstücks, mit einem ausdifferenzierten Angebot an Gebäude- und Freiraumtypologien. Der leicht geschwungene Blockrand nach Osten mit 5 Geschossen wird gut strukturiert durch eingeschobene Baukörper, die sich zum Innenbereich maßstäblich abtreppen. Die Ausbildung des Blockrands nach Norden mit 4 Geschossen wird durch die großzügig verglasten Treppenhäuser klar gegliedert. Zusammen mit der geeigneten Grundrissanordnung, Nebenräume zur lauten Seite, werden so die Schallschutzanforderungen sehr gut bewältigt. Zur Greifswalder Straße hingegen wird die bauliche Struktur stärker aufgelöst und mit Winkelbauten offener zum Innenbereich gehalten. Die bestehende Villa, am nordwestlichen Eck, ist wie selbstverständlich in die städtebauliche Konfiguration eingefügt und soll mit Büroflächen weiter genutzt werden. Gemeinsam mit einem freigestellten Wohnsolitär, bildet sie den Raum für einen der Baumhaine, die als wiederkehren-des Thema die öffentlichen Plätze im Quartier bilden. Zum Süden öffnet sich das neue Viertel mit dreigeschossigen Wohnsolitären und der geforderten Durchwegung zum neuen Schulgebäude und wird hier angemessen durchlässig. Die städtebauliche Struktur wirkt insgesamt angemessen im Verhältnis von Baukörpern und Freiräumen, ist unaufgeregt und intelligent angeordnet. Der Zugang über die Wegeachse zur historischen Schlachthalle, eröffnet den Eintritt ins neue Viertel über den identitätsstiftenden denkmalgeschützten Anker, an dem auch ein Wiesenanger als öffentliche Freifläche angeordnet ist. Die fein und differenziert gesetzte Wegestruktur bildet gelungen die privaten und halböffentlichen Bereiche aus, die immer wieder mit den markanten Baumhainen ergänzt werden. Gartenkabinette und private Terrassengärten bilden gute Rückzugsräume. Der Innere Bereich (Abschnitt D) wird von eine sichtbaren Muldenrigole gerahmt, die das Oberflächenwasser perfekt aufnehmen kann und somit auch zum gestalterisch wertvollen Gartenelement wird. Extensive Begrünung der Dächer ergänzen die Gartenthemen und ergeben ein gelungenes Zusammenspiel aus unterschiedlichen Grünstrukturen. Die meist durchgesteckten, und dadurch gut belichteten Grundrisse, sind in fast allen Bereichen sehr gut und sinnvoll strukturiert, auch in Bezug auf den Schallschutz. Nur die Übereck-Anordnung der Winkeltypen an der Greifswalder Straße funktioniert nicht. Hier gibt es Konflikte zwischen den beiden Wohnungen (Schlafzimmer / Loggia), auch beim Brandschutz (Brandüberschlag). In wenigen Bereichen sind Abstandsflächen zu benachbarten Gebäuden unterschritten worden. Funktionale Anforderungen, Anzahl der Wohnungen, Wohnungsmix, ruhender Verkehr und Flächenzahlen sind allesamt gut erfüllt. Die massive Bauweise aus Stein, Beton und Ziegelfassaden ist zwar nicht das Optimum beim Nachhaltigen Bauen, verspricht aber Langlebigkeit, Wartungsfreiheit und Alterungsfähigkeit. Das sandfarbene, natürliche Fassadenmaterial lässt auch atmosphärisch ein gelungenes Miteinander mit der Durchgrünung erwarten. Insgesamt ein sehr guter und schlüssiger Beitrag zu der städtebaulichen Aufgabe für ein neues Wohnquartier.“

veröffentlicht am 14.12.2020 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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