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Zwischen Kombinat und Kammer

Am 27. April 1991 gründeten engagierte Architektinnen und Architekten die gemeinsame berufsständische Interessenvertretung – ein Blick zurück

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Gründung der Architektenkammer Thüringen am 27. April 1991 in der Mensa der heutigen Bauhaus-Universität Weimar, Bild: AKT

Der 27. April 1991, ein Samstag, war ein historischer Tag und gleichzeitig der Abschluss einer intensiven Vorbereitungsphase: Bereits eingetragene Architektinnen und Architekten aus dem ganzen Land und aller Fachrichtungen kamen zusammen, um die Architektenkammer Thüringen als Körperschaft öffentlichen Rechts zu gründen und die erste Vertreterversammlung sowie den ersten Vorstand unter Präsident Dr. Günter Andres zu wählen. Schauplatz war die Mensa der Hochschule für Architektur und Bauwesen, der heutigen Bauhaus-Universität, in Weimar.

Die Kammergründung hatte einen hohen symbolischen Wert. Nicht nur besiegelte sie den Wechsel von der Fremdbestimmung in die gemeinschaftliche Selbstbestimmung, sie gab den Mitgliedern auch das Recht, eigenverantwortlich darauf zu achten, dass nur Kolleginnen und Kollegen mit hinreichender Qualifikation den verantwortungsvollen Beruf ausüben können – und sie ermöglichte es, die nun wieder mit freier Berufsausübung verbundenen Titel „Architekt(in)“, „Landschaftsarchitekt(in)“, „Innenarchitekt(in)“ und „Stadtplaner(in)“ zu schützen.

Dem vorausgegangen waren ereignisreiche Monate mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Mit der Wende im Jahr 1989 bot sich die Chance, den in der Mehrheit als Projektbearbeiter in den Baukombinaten tätigen Architektinnen und Architekten endlich den Freiraum zu einer unabhängigen Berufsausübung zu schaffen. Die Vorbereitungen für die Gründung einer Architektenkammer Thüringen waren deshalb die logische Konsequenz.

Bereits am 22. Februar 1990 gründete sich um den Initiator Dr. Günter Andres eine Interessengemeinschaft Architektenkammer Thüringen. Die Architektenkammern aus Hessen und Rheinland-Pfalz leisteten vor Ort „erste Amtshilfe“, halfen mit Sachverstand und materiellem Einsatz und unterstützten den Aufbau der Selbstverwaltung maßgeblich. Anfang 1991 tagte dann der Gründungsausschuss zur Vorbereitung der Architektenkammer in dem sich aus den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl formierten Land Thüringen. Die Architektinnen und Architekten, die sich hier zusammenfanden, waren die Pioniere, denen ein besonderer Dank zusteht*.

Anlässlich des 8. Deutschen Architektentages am 20. und 21. Juni 1991 in Dresden erfolgte die Aufnahme der Architektenkammer Thüringen in die Bundesarchitektenkammer. Die Vereinigung der deutschen Architektinnen und Architekten war damit vollzogen. Hatte die Kammer zur Zeit ihrer Gründung knapp 400, waren Anfang 1993 bereits rund 1300 Mitglieder eingetragen.

Bis heute ist der Mitgliederstamm auf mehr als 1600 Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen und Tätigkeitsarten angewachsen. Die Kammergründung am 27. April 1991 veränderte ihre Arbeit, ihre Organisation untereinander und die Beziehung zur Öffentlichkeit. Sie markiert den Beginn einer berufsständischen Interessenvertretung, die es von Anfang an verstand, die Anliegen des Berufsstands selbstbewusst gegenüber Politik und Wirtschaft zu vertreten, den Rahmen für die Berufsausübung in den sich ständig verändernden äußeren Bedingungen zu sichern und die Baukultur zu stärken.

* Mitglieder der Interessengemeinschaft Architektenkammer Thüringen waren: Dr. Günter Andres, Christine Arndt, Heinz Barth, Philipp Budszuhn, Rimantas Dapschauskas, Thomas Erfurt, Matthias P. Gliemann, Dieter Hammer, Michael Hardt, Inge-Katharina Hildebrand, Dr. Hannes Hubrich, Burkhart Ihlenfeldt, Ulrich Junk, Wolfgang Lukassek, Klaus Reich, Hartmut Strube, Gabriele Stübgen, Manfred Thiem, Klaus Thomann, Wilhelm Voigt, Thomas Weil, Christian Werner und Hans-Jürgen Winkler.
Zum Gründungsausschuss gehörten neben den zuvor Genannten: Kordula Heubach, Dietrich Hose, Jutta Kehr, Bettina Kirst, Dr. Erhard Kister, Werner Kurze, Steffen Ludwig, Karsten Merkel, Ulrich Möckel, Rainer Pagel, Hans-Georg Sallen, Regina Schmalz, Dr. Lutz Schneider, Hans-Joachim Schreyer und Sigrid Siegmund.
Seit ihrer Gründung zählte die Kammer drei Präsidenten: Dr. Günter Andres bis 1998 († 12.12.2017), gefolgt von Hartmut Strube bis 2013 und dem seither amtierenden Präsidenten Dr. Hans-Gerd Schmidt.

Themenseite 30 Jahre Architektenkammer Thüringen:
https://architekten-thueringen.de/30jahre/

veröffentlicht am 20.04.2021 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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