Ein voller Erfolg im Zeichen der Bauwende
Rückblick auf den Mitteldeutschen Architekt*innentag 2024
Unter dem Motto „einfach. gemeinsam. machen.“ luden die Architektenkammern Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt am 25. Oktober 2024 zu einem inspirierenden Austausch in den Eiermannbau Apolda ein.
Über 250 Gäste – darunter Architekt*innen, Landschafts- und Innenarchitekt*innen, Stadtplaner*innen, Studierende sowie Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft – folgten der Einladung. Gemeinsam diskutierten sie praxisorientierte Lösungen für die anstehenden Transformationsaufgaben im Bauwesen.
Der Klimawandel erfordert eine Bauwende
Die Präsidentin der Architektenkammer Thüringen, Ines M. Jauck, formulierte das Anliegen der restlos ausgebuchten Tagung wie folgt: „Die Baubranche trägt erheblich zur Umweltbelastung bei und uns allen ist bewusst, dass hier ein dringender Wandel notwendig ist. Walter Gropius sagte einmal: ‚Architektur ist in Fesseln tanzen.‘ Das bedeutet, dass Architektinnen und Architekten sich immer den realen Bedingungen anpassen müssen. Früher prägten vor allem gestalterische Zwänge, knappe Zeitpläne und enge Budgets die Entwürfe. Heute steht zunehmend die Verantwortung für Emissionen im Mittelpunkt.“ Doch genau darin liege eine große Chance, so die Präsidentin: „Mit Fachwissen und Leidenschaft lassen sich außergewöhnliche, nachhaltige Lösungen entwickeln.“
Die Bedeutung effizienterer Flächennutzung, grüner Infrastruktur und klimaneutraler Wärmeversorgung unterstrich Elisabeth Kaiser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, in ihrem Grußwort. Sie verwies auf aktuelle Gesetzesnovellen wie die des Baugesetzbuchs und des Wärmeplanungsgesetzes, die den Wandel unterstützen sollen.
Prof. Andreas Goldthau von der Universität Erfurt betonte in seiner Keynote den Stellenwert nachhaltiger Materialien und Technologien im Bauwesen und für die Energiewende. Sein Vortrag hob die kritische Rolle von Clean Transition Minerals und „grünen Molekülen“ wie Wasserstoff hervor, die aufgrund ihrer nachhaltigen Herstellung wichtig für die Zukunft sind. Aber die Realität sei kompliziert: Vieles, was wir brauchen, kann Europa nicht selbst produzieren. Und eine sichere Versorgung mit „grünen Materialien“ führt zu einem Zielkonflikt: Kostengünstig importieren oder faire, nachhaltige Bedingungen schaffen? Prof. Goldthau zeigte, dass neue Partnerschaften auf Sozial- und Umweltkriterien basieren müssen. Projekte wie die deutsch-namibische Wasserstoff-Kooperation könnten dabei helfen.
Anregende Vorträge und praxisnahe Workshops
Ein abwechslungsreiches Programm aus hochkarätigen Vorträgen und Workshops beleuchtete anschließend zentrale Fragen der Bauwende. Die Beiträge reichten vom großen Ganzen bis hin zum Detail, von rurbanen Landschaften bis zu nachwachsenden und regionalen Materialien:
- Bodennutzung und Klimawandel (Prof. Stefan Rettich, Universität Kassel)
- Rurbane Landschaften gestalten (Prof. Sigrun Langner, Bauhaus-Universität Weimar)
- Gebäudetyp-e (Florian Dilg, ARCHiTEKTUR:ZWiNGEL / DiLG, München)
- Strategie Lowtech (Prof. Elisabeth Endres, Technische Universität Braunschweig)
- Materialsammlung der Burg (Prof. Sara Burkhardt, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle)
- Ein neuer lasttragender Strohbaustoff (Katharina Elert, Bauhaus-Universität Weimar)
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, das gesammelte theoretische Wissen zu erweitern und in Workshops Materialien wie Stroh, Lehm und Terrazzo praktisch zu erleben.
Begleitend führte Prof. Stefan Rettich durch die Ausstellung „Die Bodenfrage: Klima, Ökonomie, Gemeinwohl“. Prof. Elisabeth Endres und Katja Fischer präsentierten das IBA-Projekt Eiermannbau, das mit seiner Architektur und Geschichte eine ideale Kulisse für die Tagung bot.
Mit einem stimmungsvollen Architekt*innenfest am Abend klang der MAT ’24 aus.
Ein Tag voller Resonanz und Zukunftsvisionen
Die Teilnehmenden zeigten sich begeistert: „grandiose Organisation“, „sehr wertvolle und inspirierende Impulse“, „spannendes Programm“ und „faszinierende, zukunftsorientierte Vorträge“ lauteten einige der zahlreichen positiven Rückmeldungen.
Das Resümee von Kammerpräsidentin Ines M. Jauck fiel dementsprechend positiv aus: „Das großartige Feedback zeigt mir und dem Beirat, der intensiv am Programm gefeilt, akribisch Referentinnen und Referenten ausgewählt und sich liebevoll der Ausgestaltung gewidmet hat, dass wir mit den Inhalten des MAT ’24 den Nerv der Zeit getroffen haben.“
Wir bedanken uns bei allen Referierenden, Mitwirkenden und Teilnehmenden sowie bei den zahlreichen Partnern, die den MAT ’24 erst möglich gemacht haben.
Zum nächsten Mitteldeutschen Architekt*innentag lädt die Architektenkammer Sachsen-Anhalt im Jahr 2026 voraussichtlich in die Hyparschale nach Magdeburg ein, die 1969 nach den Entwürfen von Ulrich Müther realisiert und im Juni 2024 nach Sanierung durch das Architekturbüro gmp wiedereröffnet wurde: ein weiteres inspirierendes Highlight, um den Diskurs fortzusetzen.
Weitere Informationen und Impressionen:
www.mitteldeutscher-architektentag.de