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Gera: Freiraum Mitte – Ergebnis

Offener Ideen- und Realisierungswettbewerb

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Platz am KuK mit neuer Zitronenpresse 1. Preis: GRIEGER HARZER Landschaftsarchitekten, Berlin, Bild: GRIEGER HARZER Landschaftsarchitekten

Geras Neue Mitte ist das Stadtentwicklungsprojekt für die große innerstädtische Brache vor dem Kultur- und Kongresszentrum (KuK). Als Impulsprojekt zur Revitalisierung der Innenstadt wird der neue Freiraum Mitte weit in Stadt und Region ausstrahlen. Er ist Ausdruck eines Transformationsprozesses der Residenz-, Industrie- und DDR-Bezirksstadt Gera zur Regiopole im mitteldeutschen Raum und gleichzeitig der Suche nach neuen Verhältnissenvon Stadt und Land, von Bebauung und Freiraum.

Kernelemente des geplanten Innenstadtquartiers sind ein Grünzug und die Plätze vor dem Kultur- und Kongresszentrum (KuK) und am Stadtmuseum. Als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA Thüringen sucht die Stadt Gera nach einer unverwechselbaren Gestaltung, die eine hohe Aufenthaltsqualität in ihre zentralen öffentlichen Räume bringt.

Am Wettbewerb waren Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner teilnahmeberechtigt. Als Wettbewerbssumme standen insgesamt 65.000 Euro (netto) zur Verfügung; 19 Arbeiten wurden zum Wettbewerb zugelassen.

Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf des Berliner Büros GRIEGER HARZER Landschaftsarchitekten ziehe seine Kraft aus seinem „grünen Herz“, urteilte das Preisgericht unter Vorsitz von Jörg Michel, Landschaftsarchitekt in Berlin. Die neue Oberflächenstruktur bespiele die Geschichte des Ortes konzeptionell und trete direkt mit der Architektur des KuK in Dialog. „Geras Mitte gewinnt mit diesem Vorschlag einen identitätsstiftenden, spielerischen und anziehenden Ort, der einen eigenständigen Sozialmagnet und eine lebendige Adresse für Gera bildet.“

Ergebnis

  • 1. Preis (26.000 Euro):
    GRIEGER HARZER Landschaftsarchitekten, Berlin
  • ein 3. Preis (13.000 Euro):
    Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
  • ein 3. Preis (13.000 Euro):
    mesh landschaftsarchitekten PartG mbh, Hannover
  • eine Anerkennung (6.500 Euro):
    Stötzer Landschaftsarchitekten, Freiburg
  • eine Anerkennung (6.500 Euro):
    Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin

Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis

„Die Verfasser entwickeln eine einfache und eingängige gestalterischen Sprache, die Vieles zu leisten vermag. Konzeptionell bespielt die neue Oberflächenstruktur die Geschichte des Ortes und tritt direkt mit der Architektur des KuK in Dialog. Sie reicht allseits bis an die Fassaden heran und löst dabei die üblichen Funktionsgrenzen von Verkehrs- und Grünflächen auf. Das unverwechselbare Muster entfaltet eine eigene gestalterische Wirkung, die selbstbewusst in einen Dialog mit der heterogenen Umgebung eintritt. Mit seiner Maschenweite kann es gut zwischen großen Maßstäben und sozialen Nischen vermitteln. Topografische und funktionale Besonderheiten lassen sich darin geschickt integrieren, darunter auch die große Platane, und werden zu besonderen, gestalterischen Momenten entwickelt. In Bezug auf die Materialität bietet das Kleinpflaster eine sinnliche Anmutung, die die großformatigen Bänder kontrastiert. Die Baumstandorte können innerhalb des Belagsmuster flexibel auf die jeweilige Randbebauung reagieren. So sind die Baumzeilen am Haus am Brühl und der Otto-Dix-Passage geschickt gesetzt. Sie betonen die Blickbeziehung zwischen Stadtmuseum und KuK.
Der Entwurf zieht seine Kraft aus einem „grünen Herz“, das sich nach Norden und Süden auflöst. Dieses gerät in einen Zielkonflikt mit dem Baufeld Haus am Kuk in der bisher vorgeschlagenen Form. Die Frage bleibt offen, welche Form das Haus am Kuk annehmen kann, ohne die Qualität des Entwurfs zu beeinträchtigen.
Das interessante Raumgerüst vor dem KuK ist sowohl als temporäre als auch als dauerhafte Struktur denkbar. Es ist vielseitig bespielbar und lässt sich auch partizipativ entwickeln. Die schlanke, transparente Form konkurriert nicht mit dem KuK, lässt den gesamten Freiraum als großzügige Mitte erleben und schafft gleichzeitig eine zusätzliche räumliche Dimension am Platz. Die große KuK-Terrasse ist mit einem filigranen Steg angebunden. Mit diesem Vorschlag hinterfragen die Verfasser den Bedarf und die Rolle des Hauses am KuK und bieten eine interessante Alternative an.
Um den Platz am Museum zu beleben, wird der im Erdgeschoss verschlossen wirkende Bau mit Vitrinen umstellt, die die interessante Sammlung in den öffentlichen Raum tragen. Auch das KuK-Erdgeschoss unter dem Stadtbalkon soll eine Schaufensterschicht erhalten, was sowohl einen stadträumlichen Beitrag leisten als auch die kulturelle Beteiligung fördern kann.
Die mit einem Gründach versehene Tiefgarageneinfahrt fällt aus der Entwurfslogik heraus. Die räumliche und visuelle Optimierung des Standortes und die Ausformulierung der Tiefgarageneinfahrt sollten überdacht werden.
Insgesamt wird ein strategisch cleverer Ansatz gekonnt ausgearbeitet. Geras Mitte gewinnt mit diesem Vorschlag einen identitätsstiftenden, spielerischen und anziehenden Ort, der einen eigenständigen Sozialmagnet und eine lebendige Adresse für Gera bildet.“

veröffentlicht am 02.06.2020 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse, IBA Thüringen

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