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Grußwort Andreas Trautvetter

Thüringer Staatspreis 2002 für Architektur und Städtebau

Grußwort des Thüringer Finanzministers Andreas Trautvetter zur Übergabe des Thüringer Staatspreises 2002 für Architektur und Städtebau am 16. September 2002 um 14.00 Uhr im Thüringer Landtag


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Innenminister,
sehr geehrte Abgeordnete des Thüringer Landtages,
sehr geehrter Herr Strube,
sehr geehrte Architekten
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste

ich begrüße sie alle ganz herzlich zur Verleihung des Thüringer Staatspreises für Architektur und Städtebau 2002. Eigentlich wollte an meiner Stelle die Landtagspräsidentin, Frau Lieberknecht, stehen und Sie alle begrüßen.

Aber nicht nur die Zeiten, sondern auch Termine ändern sich. Frau Lie-berknecht befindet sich gegenwärtig noch auf einer Dienstreise. Sie hat mich gebeten, Ihnen allen Ihre besten Grüße zu übermitteln.

Ich freue mich, dass der Ministerpräsident des Freistaats Thüringen, Herr Dr. Bernhard Vogel, im Anschluss die Festansprache halten wird.

Meine Damen und Herren,
schon zum vierten mal seit 1996 verleihen wir in diesem Jahr den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau.

Damit geben wir einen Ansporn, die Probleme bei der Erhaltung der Bausub-stanz, bei ihrer Weiterentwicklung und Neugestaltung in den Thüringer Städten und Dörfern zu bewältigen.
Und so ist das diesjährige Schwerpunktthema „Öffentliche Bauten und ihre Eingliederung in städtebauliche Strukturen“ auch treffend gewählt.

Meine Damen und Herren,
Architektur hat zu allen Zeiten die Menschen in zwei Lager geteilt: in diejenigen, die ihr zustimmen und in diejenigen, die sie ablehnen. Denken wir nur an die Diskussion um das Bundesarbeitsgericht hier in Erfurt. Die Frage nach dem „Warum“ eines Thüringer Staatspreises für Achitektur stellt sich dabei zwangsläufig.

Zwei Gründe sind es im wesentlichen, die uns dazu bewogen haben, 1996 den Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau zum ersten Mal auszuloben.

Zunächst einmal wollten wir gerade die Diskussionen um die Gestaltung und die Funktionalität von Gebäuden fördern. Zum anderen wollten und wollen wir mit dem Preis natürlich auch Werbung in eigener Sche betreiben. Für unsere neuen Bauten, für die Planer, für die Architekten. Wir geben damit Beispiel und Ansporn zugleich

Denn, meine Damen und Herren,
die Architektur repräsentiert auch unser Land. Gerade die Gestaltung öffentli-cher Gebäude ist ein Faktor, der großen Einfluss auf die Popularität einer Region hat und damit auch auf die Wettbewerbsfähigkeit. Und die Architektur des Freistaates soll Ausdruck eines weltoffenen, aber auch sensiblen und traditionsbewussten Landes sein.

Denn, meine Damen und Herren,
wie zwischen Satzzeilen, so kann man auch zwischen Häuserzeilen lesen und zwar etwas über die Bauherren und Nutzer der Gebäude, also über ein Volk.

Die Architektur bei uns im Freistaat ist quasi ein Kennzeichen der „Marke Thü-ringen“, der „Starken Mitte Deutschlands“. Deshalb sollte sie ein möglichst ge-schlossenes Bild vermitteln – im Interesse aller Thüringer.

Außerdem besteht natürlich auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Baukultur und sozialen Aspekten. So hat die Architektur einen großen Einfluss auf die Lebensqualität und letztendlich auf das Lebensgefühl der Menschen, insbesondere für die, die tagtäglich in den Gebäuden leben und arbeiten.

Mit dem Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau werden bereits umgesetzte Projekte ausgezeichnet, die beispielhaft die Planungs- und Bau-kultur in Thüringen widerspiegeln: innovative städtebauliche und architektoni-sche Konzeptionen, die die zeitgemäße bauliche Entwicklung im Freistaat do-kumentieren und die Gestaltungsmöglichkeiten der heutigen Architektur aus-nutzen.

Und, meine Damen und Herren,
beim Bauen geht es nicht nur um die Gestaltung von Gebäuden, sondern es geht auch um die Kosten – darum geht es gegenwärtig ja überall.

Staatliches Bauen in Thüringen soll funktionell durchdacht und auf die Bedürf-nisse der Menschen ausgerichtet sein. Es soll sowohl kostengünstig in der Einrichtung als auch kostensparend und wirtschaftlich in der Unterhaltung sein.

Die Qualität wird nicht zwangsläufig durch einen hohen Preis gesichert und um-gekehrt spricht ein niedriger Preis nicht gegen Qualität. Sicher, preiswertes Bauen kann letzten Endes teuer werden. Aber auch teure Bauten müssen nicht unbedingt dauerhaften Bestand haben. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis ist also ganz entscheidend.

Meine Damen und Herren,
in diesem Jahr haben 33 Architekturbüros und Bauherren insgesamt 39 Arbei-ten eingereicht. 19 dieser Bewerber kommen aus den neuen Bundesländern.
Die Jurysitzung fand am 22. Mai 2002 statt. Der erste Preis wurde für die Baumaßnahme „Justizzentrum Meiningen“ vergeben. Die Livida MOLARIS Grundstücksvermietungsgesellschaft mbH & Co als Bauherr und das Architek-turbüro KBK Belz Kucher und Partner können sich über 15.000 € Preisgeld freuen und über die Siegerplakette, die am Gebäude angebracht wird.

Hier wurden in beispielhafter Art und Weise bauliche Zeitzeugen wieder in das Stadtbild zurückgeholt. Als Stadtkaserne waren die Bauten des heutigen Justizzentrums zwischen 1866 und 1873 errichtet worden. Nach dem 2. Weltkrieg waren hier bis zur deutschen Wiedervereinigung sowjetische Streitkräfte untergebracht. Durch diese Nutzungsart und die entsprechende Gestaltung der Gebäude stellten sich die Bauten eher als ein Stiefkind im Stadtbild dar.

Um dieses Stiefkind wieder in den Kreis der Gebäudefamilie in der Stadt Mei-ningen aufzunehmen, sollte hier ein öffentliches Verwaltungsgebäude entste-hen dessen Gestaltung sich in das Stadtgefüge einpasst. Diese Vorgabe durch den Freistaat Thüringen wurde von den Architekten Belz, Kucher und Partner optimal ausgeführt.

In der Umsetzung der Baumaßnahme wurde der Gedanke des modernen, bürgernahen Justizzentrums überzeugend mit dem Anliegen der Stadtreparatur verknüpft. Dies ist ein Gewinn für die Stadt Meiningen und ein Zugewinn für den Freistaat Thüringen.

Denn diese Wandlung der Bauten von der Kaserne zum Behördenzentrum spiegelt einerseits die Entwicklung der öffentlichen Infrastruktur in Thüringen wider und zeugt andererseits auch von historischen Einschnitten in der Ent-wicklung unseres Landes.

Meine Damen und Herren,
ich möchte allen Architekten und Ingenieuren, die sich am Wettbewerb zum Thüringer Staatspreis beteiligt haben, ganz herzlich danken. Und ich danke auch all denen, die zum Gelingen der Aktivitäten um die Verleihung dieses Preises beigetragen haben. Im Anschluss an die Preisverleihung möchte ich alle anwesenden dazu einladen, die Bewerbungstafeln der eingereichten Bau-vorhaben zu besichtigen.

Meine Damen und Herren,
ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und bitte den Ministerpräsidenten des Freistaats Thüringen, Herrn Dr. Vogel, um die Festansprache.

veröffentlicht am 17.10.2002 von Susann Weber · Rubrik(en): News

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