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Gut gedämmt = schlecht gelüftet?

Bericht von der Fenstertagung 2010

Wie stellt man eine ausreichende Lüftung bei immer besser werdender Dämmung sicher? Eine Frage, die alles andere als leicht zu beantworten ist – so vielfältig die Lösungsansätze auch sind – und sehr großes Interesse hervorruft, wie die Teilnehmerzahl der Fenstertagung 2010 belegt: Waren es bei der ersten Veranstaltung im Jahr 2007 noch gut 40, ein Jahr später rund 50 und in 2009 knapp 85 Teilnehmer, so kamen zur vierten Fensterbautagung am 15. September in Weimar-Legefeld mehr als 120 Besucher. Eingeladen hatten neben der Architektenkammer Thüringen die Firma Wertbau sowie die Ingenieurkammer Thüringen.

Einen umfassenden Einblick in die Komplexität des Themas gab Uwe Gronau, Geschäftsführer von BBS Ingenieurbüro, in seinem Vortrag „Theorie und Praxis der Lüftung“. Ziele des Lüftens seien die Begrenzung von Luftfeuchte und Schadstoffen; Kohlendioxid- und Sauerstoffgehalt könnten bei der Betrachtung jedoch vernachlässigt werden. Effektiv Lüften bedeute daher nichts anderes als ausreichende Schadstoffabfuhr mit wenig Luft. Und dennoch: „Die natürliche Lüftung ist nicht wirklich kontrollierbar“, sagt Gronau. Anschaulich demonstriert er, dass je nach Kriterium das Stoßlüften effektiver sein kann als eine Grundlüftung, das Kippen besser als das Drehen der Fenster. Eine Patentlösung könne es daher nicht geben, das Treffen allgemeingültiger Aussagen falle schwer. Über gutgemeinte Experten-Ratschläge wie „in der zweiten Nachthälfte sollten die Fenster weit geöffnet werden“ könne man daher, auch weil sie meist an der Praxis des Nutzerverhaltens vorbei gingen, nur schmunzeln, so Gronau.

Sämtlichen Referenten gelang es, die vielen Faktoren und Rahmenbedingungen, die zu berücksichtigen sind, transparent darzulegen und für die unterschiedlichen Szenarien zu sensibilisieren. Als brauchbarste Lösung auf die eingangs gestellte Frage gilt gemeinhin ein nutzerunabhängiger Luftwechsel. Dafür sei ein Lüftungskonzept dringend erforderlich. Eine definierte Grundlüftung aber könne immer nur als Ergänzung zur Stoßlüftung dienen.

veröffentlicht am 01.10.2010 von Björn Radermacher · Rubrik(en): Berufspraxis, News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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