Klimaangepasste Gestaltung Ernst-Abbe-Platz in Jena
Wettbewerbsentscheid gefallen

Die Planungen zur Umgestaltung des Ernst-Abbe-Platzes in Jena gehen in die nächste Phase: Die Sieger des aktuellen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs der Stadt stehen fest.
Ziel der neuen Planung ist die Entwicklung eines attraktiven, innerstädtischen Platzes mit hoher Aufenthaltsqualität für alle Nutzergruppen. Gleichzeitig sollen die klimatischen und lufthygienischen Bedingungen am Ernst-Abbe-Platz nachhaltig verbessert werden. Durch sommerliche Temperaturabsenkung, die Förderung der Biodiversität sowie die Rückhaltung und Speicherung von Regenwasser soll der Platz besser an die Folgen des Klimawandels angepasst werden.
Teilnahmeberechtigt am Wettbewerb waren Landschaftsarchitekt*innen. Die Wettbewerbssumme belief sich auf 77.500 Euro netto. Die Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Stefan Bochnig sichtete 17 eingereichte Arbeiten und vergab drei Preise sowie eine Anerkennung.
Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf von Atelier Loidl gliedert den Raum in grüne Inseln und schafft durchdachte räumliche Setzungen und eine gelungene Raumfolge. Die Jury lobte die Arbeit als „eine sehr gute und tragfähige Antwort auf die Frage, wie ein besonders schwieriger Stadtraum sowohl klimatisch als auch gestalterisch und räumlich aufgewertet werden kann“.
Ergebnis
- 1. Preis (31.000,00 €)
Atelier Loidl Landschaftsarchitekten GmbH, Berlin
- 2. Preis (23.250,00 €)
TDB LANDSCHAFT Partnerschaft mbB, Berlin
- 3. Preis (15.500,00 €)
Rudolph Langner – Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten PartG mbB, Leipzig
- Anerkennung (7.750,00 €)
impuls Landschaftsarchitektur Facius. Facius PartGmbB, Jena
Beurteilung des Preisgerichts
Zur Arbeit von Atelier Loidl Landschaftsarchitekten:
Die Arbeit gliedert den Raum in grüne Inseln und schafft durchdachte räumliche Setzungen und eine gelungene Raumfolge. Der gesamte zur Verfügung stehende Raum wird effizient genutzt. Die Platzbildungen und Durchwegungen sind an den richtigen Stellen positioniert und sorgen für eine gute Orientierung. Die Gruppierung der Inseln in drei Clustern trägt zu einer klaren Übersichtlichkeit bei. Der hohe Grünanteil gibt eine überzeugende Antwort auf die Frage nach klimawirksamen Maßnahmen an einem besonders schwierigen Standort. Die Größe der grünen Inseln ist maßstäblich und das Verhältnis zwischen befestigten Bewegungsflächen und entsiegelten Grünflächen ausgewogen. Das Potenzial einer Entsiegelung und Begrünung wird durch die Verwendung von versickerungsfähigem Grünfugenpflaster in Randbereichen mit geringerem Nutzungsdruck und großzügig begrünten Fassadenflächen gut ausgeschöpft. Es wird ein nuancierter Umgang mit den Grünflächen verfolgt. So entstehen sowohl nutzbare Rasenflächen, die in einer Campusumgebung zum spontanen Aufenthalt im Grünen und im Schatten einladen, als auch baumüberstandene Staudenflächen. Durch die Aufhöhung der Inseln wird eine Substratstärke von etwa 1 m über der Tiefgaragendecke erreicht. Dies bietet sowohl ausreichend Wurzelraum und erscheint auch aus statischen Gründen möglich. Das Konzept des Regenwassermanagements funktioniert in seinen Grundzügen, ignoriert jedoch das Gefälle des Tiefgaragendaches. Weitere wasserbezogene Kühleffekte wie z.B. durch Vernebelung werden vermisst. Die Anordnung der Inseln in größeren durch teilversiegelten Flächen verbundenen Clustern schafft eine zusätzliche Differenzierung der Räume und bildet eine klare Trennung von Innen- und Außenbereichen. Das Angebot an Sitzmöglichkeiten ist gut, könnte jedoch noch etwas vielfältiger gestaltet werden. Die Rahmung aus Grünfugenpflaster verhindert, dass zumindest ein Teil der Sitzgelegenheiten barrierefrei erreicht werden können. Der großzügige Freisitz vor der Mensa wird positiv hervorgehoben und bietet ein gutes Angebot für Studierende und andere Besuchende im Freien zu essen, zu studieren und zu diskutieren. Das Beleuchtungskonzept mit den Seilspannlampen ist stadträumlich interessant, könnte aber zu Konflikten mit den Baumkronen und zu eigentumsrechtlichen Konflikten in der Umsetzung führen. Die Platzierung einer der Stella-Skulpturen vor dem Haupteingang wird kritisch gesehen. Die Anordnung der Fahrradstellplätze ist bezogen auf die Nutzungsströme nicht optimal. Ein größeres Angebot in der Nähe des Hauptgebäudes der Universität wäre sinnvoller als in der südöstlichen Ecke, wo eine hohe Nutzung nicht zu erwarten ist. Der freie Platz für universitäre Veranstaltungen vor dem Haupteingang ist gut platziert. Kontrovers diskutiert wurde, ob der Raum in Bezug auf zukünftige Bedarfe etwas zu eng bemessen ist. Die Erreichbarkeit für Rettungs- und Lieferfahrzeuge scheint mit wenigen Einschränkungen gewährleistet zu sein. Insgesamt liefert der Entwurf eine sehr gute und tragfähige Antwort auf die Frage, wie ein besonders schwieriger Stadtraum klimatisch, räumlich und gestalterisch aufgewertet werden kann.
Weitere Informationen
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