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Mythos Loreley

Thüringer Büros bei europaweitem Wettbewerb prämiert

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1. Preis_baukonsult-knabe Architekten - Ingenieure - Gesamtplaner GmbH, plandrei Landschaftsarchitektur GmbH, Pohl Architekten, Stadtplanungsbüro Wilke, alle Erfurt

Die Loreley ist der Inbegriff der Rheinromantik und zentraler Punkt des Unesco-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal. Als einer der markantesten Orte innerhalb der Kulturlandschaft besitzt sie eine Ausstrahlungskraft weit über die nationalen Grenzen hinaus. Da Gestaltung und Funktionen dem besonderen mythischen, landschaftlichen und kulturellen Wert der Loreley und des Plateaus aktuell nicht gerecht werden, lobte der Planungsverband „Loreley“ der Verbandsgemeinde Loreley einen einstufigen, nicht offenen Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung des Loreley-Plateaus aus.

Ziel und Aufgabe des Wettbewerbs war die Entwicklung eines räumlichen und gestalterischen Gesamtkonzeptes (ca. 52 ha) zur Stärkung des kulturlandschaftlichen Profils und zur touristischen Inwertsetzung des Loreley-Plateaus unter Einbindung der aktuellen Investitionsabsichten (für ein neues Hotel) und damit einhergehender Funktionsabläufe. Im Realisierungsteil des Wettbewerbs (ca. 3 ha) wurden vertiefende Vorschläge zur Gestaltung der zukünftig öffentlichen Freiräume auf dem Loreley-Plateau erwartet.

Teilnahmeberechtigt waren Bewerbergemeinschaften aus Landschaftsarchitekten und Stadtplanern sowie Bewerbergemeinschaften aus Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten. Sieben Teilnehmer wurden durch den Auslober vorausgewählt, weitere 21 über ein Bewerbungsverfahren bestimmt. Insgesamt wurden 25 Wettbewerbsarbeiten eingereicht. Die Wettbewerbssumme betrug 90.000 Euro (netto).

Die Jury, unter Vorsitz von Prof. Markus Neppl, Architekt und Stadtplaner Köln/Karlsruhe, beschloss, insgesamt vier Preise und eine Anerkennung auszusprechen. An den prämierten Arbeiten waren insgesamt fünf Büros aus Thüringen beteiligt. Der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf sieht vor, die vorhandenen Naturräume von allen störenden baulichen Elementen zu befreien. Die Landschaft und vor allem die Felsspitze sollen in einen möglichst ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.

Ergebnis

  • 1. Preis (28.000 €)
    baukonsult-knabe Architekten - Ingenieure - Gesamtplaner GmbH, plandrei Landschaftsarchitektur GmbH, Pohl Architekten, Stadtplanungsbüro Wilke, alle Erfurt
  • 2. Preis (20.000 €)
    Hahn Hertling von Hantelmann Landschaftsarchitekten GmbH, kleyer.kolbitz.letzel.freivogel Gesellschaft von Architekten mbH, Christian Barthelmes, Matthias Grobe, alle Berlin
  • 3. Preis (17.000 €)
    Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten, Bockhorn, Morpho-Logic Architektur + Stadtplanung, München
  • 4. Preis (15.000 €)
    bbz landschaftsarchitekten, Berlin, Böhm Architekten, Potsdam, UmbauStadt GbR, Weimar/Berlin
  • Anerkennung (10.000 €)
    Franz Reschke Landschaftsarchitektur, GRUPPE PLANWERK, beide Berlin

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 1. Preis:
Das Preisgericht begrüßt den klaren Ansatz des Entwurfes, der die Potentiale des Standorts (Felsen, Panorama und Topographie) sowie die Mystik der Loreley überzeugend transportieren kann. Positiv wird die Haupterschließung betrachtet, die bis zu einer zentralen Empfangszone, dem Besucher- und Kulturzentrum, führt. Das nördlich hiervon begleitende Parkplatzband ist harmonisch im Gehölz integriert. Von der Empfangszone bis zur Spitze des Loreley-Plateaus werden die Besucher über eine Felsspalte geführt, die den Schiefer mit einem Weg zerschneidet und sich langsam bis zum Ende, dem Felsenplateau, zuspitzt. Dort öffnet sich ein breites Rheintalpanorama. Ruhe, Kontemplation und Mythos werden im mittig angeordneten Landschaftspark durch einen sich mäandernden Weg erfahrbar gemacht. Dieser verbindet verstreut angeordnete, kristallförmige, gebaute Elemente, die Tag und Nacht unerwartete Überraschungen bieten. Südlich vom Landschaftspark fügt sich ein auf den Ort abgestimmter gelungener Hotelentwurf als Erweiterung der Weinbergsterrassen sensibel in den Hang ein. (...) Im Sinne einer touristischen Inwertsetzung ist diese Arbeit sehr gelungen. Es ist der mit Abstand mutigste Entwurf, der allein durch seine gestalterische Ausformung hohe mediale Aufmerksamkeit und Besuchsimpulse auslösen wird.

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 2. Preis:
Die räumliche Konzeption der Gliederung des Loreley-Plateaus in drei klar definierte Bereiche mit den ihnen zugeordneten Erschließungsringen ist in sich schlüssig und im Entwurf überzeugend umgesetzt. Hervorzuheben ist die klare Strukturierung der jeweiligen Flächen in Verbindung mit ihrer thematischen Besetzung und insbesondere entlang der Wegeführung wie „Panoroma-Walk“ oder „Info-Welle“. Hierbei sind die Baumgruppen in ihrer Einfachheit, raumbildenden Wirkung und funktionalen Bedeutung gestalterisch konsequent und richtig eingesetzt. Die Spitze des Plateaus, der Loreley-Felsen, wird durch seine Erschließung „durch den Felsen“ zu einem dramaturgischen Höhepunkt der Erschließung des Plateaus und des Erlebnisses „Loreley“ entwickelt. Durch die Inszenierungselemente „Lauschkanzel, Klang und Echo“ wird diese Wirkung noch verstärkt.

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 3. Preis:
Das Loreleyplateau wird in zwei Bereiche gegliedert, die fließend ineinander übergehen. Entsprechend der aktuellen Landnutzung wird der Besucher über landwirtschaftliche Nutzflächen an einen Landschaftspark geführt, der in einer abwechslungsreichen Raumabfolge die vorhandenen, aber auch neuen Nutzungen und Attraktionen aufnimmt. Durch die labyrinthische Anordnung der Vegetation wird Spannung und Neugierde aufgebaut, die Orientierung jedoch auch gleichsam erschwert. Die Interpretation des Mythos Loreley mit Kunst – und Spielelementen in den auf einander folgenden Räumen wird positiv gewertet. Mit behutsamen Mitteln und geringem Eingriff in die vorhandene Topografie werden attraktive Ausblicke inszeniert und neu geschaffen.

Aus der Beurteilung des Preisgerichts zum 4. Preis:
Die Entwurfsverfasser schlagen die spannungsvolle Freilegung und Inszenierung der heute vielfach verstellten Kulturlandschaft vor. Die gestaffelte pflanzliche Ergänzung der vorgefundenen Vegetationsstrukturen gibt der Landschaft räumliche Tiefe und lenkt den Blick auf das Felsplateau. Das Preisgericht nimmt positiv zur Kenntnis, dass diese Staffelungen bestehende, aber auch neue bauliche Einrichtungen einbinden oder gar abschirmen. Der Fokus des Besuchers wird eindeutig zur Plateauspitze gelenkt. Insbesondere der Vorschlag, einzelne Felspartien bereits in der Rasenfläche freizulegen und so das Plateau anzukündigen, findet beim Preisgericht große Zustimmung.

veröffentlicht am 20.01.2015 von Björn Radermacher · Rubrik(en): News, Wettbewerbe nach RPW: Ergebnisse

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