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Position der AKT zum Stadtumbau in Thüringen

Gespräch mit Staatssekretär Manfred Scherer im Thüringer Innenministerium zum Stadtumbau in Thüringen

Der Stadtumbau Ost ist sowohl für die Stadtplaner, für die Landschaftsarchitekten als auch für die Hochbauarchitekten die wesentliche Perspektive für den Erhalt der Kommunen in ihren Strukturen. Der Bundeswettbewerb hat gezeigt, dass dieses Programm nur mit einer qualitativen Planungen im Vorlauf umsetzbar ist. Die vorliegenden Stadtentwicklungskonzepte zeigen die Strategien und Konzepte für den Stadterhalt und die Stadterneuerung auf. Dabei wird besonders das Augenmerk auf die Plattenbaugebiete gelenkt. Zur Fortführung des Stadtumbau Ost empfiehlt die Architektenkammer Thüringen

Ø politisch getragenes Leitbild von den künftigen (ostdeutschen) Städten entwickeln und Öffentlichkeit damit vertraut machen,
Ø Weiterführung der Stadtentwicklungskonzepte und Rahmenplanungen sowie durch kompetente Stadtplaner und Architekten, Fortführung der Förderung von Planung und Kommunikation
Ø Siedlungs-/Stadtentwicklung muss in einem regionalen Verbund gesehen werden
Ø Kommunen müssen finanzpolitisch in die Lage versetzt werden zu agieren und nicht nur – auf immer niedrigerem Niveau – zu reagieren
Ø Stadtumbau als tägliche Aufgabe in den Kommunalparlamenten verankern
Ø Betroffene in die Planungen stärker einbeziehen – neue Planungskultur
Ø Beschleunigung der Planung und Zustimmung bei Beantragung von Fördermitteln in den Kommunalverwaltungen
Ø Aufwertung in den Innenstädten darf nicht auf später verschoben werden
Ø Städtebauförderung muss die Innenstadtstärkung differenzierter ausgelegt werden

Die Gefahr besteht, dass wir in der nächsten Dekade in den Thüringer Kommunen das Bild einer „Perforierten Stadt“ erreichen. Die Fördermittel und insbesondere der kommunale Eigenanteil werden nicht ausreichen um Wohnungsleerstand so zu beseitigen, dass ein gesunder Mietermarkt entsteht. Dieses wird nicht nur die Plattenbaugebiete und die Gründerzeitgebiete betreffen, sondern sich deutlich auch in den Innenstädte abzeichnen.


Die Architektenkammer Thüringen empfiehlt, dass ein allgemeines gesellschaftlich akzeptiertes Leitbild entwickeln werden muss, welches die Zukunft der Städte gesellschaftlich tragbar darstellt. Eine wesentliche Konsequenz daraus ist, dass die bisherige Tabuisierung aufgehoben und ein breiter, öffentlicher Diskurs geführt wird. Es ist das Bild der kompakten europäischen Stadt zu erhalten, die Fördermittel sind dazu zu verwenden, dass sich die Stadt von den Rändern her rückentwickelt oder polyzentrische Strukturen geschaffen werden. Das Leitbild muss die Frage des angemessenen Verhältnisses von Abriss (Gewichtung und Zeitfolge) und Aufwertung (Gleichzeitigkeit) beantworten.

Der Stadtumbau in der Gegenwart hat bewirkt, dass durch drastische Mittelkürzungen im Thüringer Landesprogramm, wie im Bund- Länder-Programm der Städtebauförderung die Kommunen ihre Sanierungsaufgaben in der normalen Stadterneuerung nicht mehr im notwendigen Umfang wahrnehmen können. Teilweise sind für einige Kommunen bereits Nullbescheide für 2003 in der Stadterneuerung ausgesprochen worden. Hierbei erscheint es notwendig, dass diese Mittelausfälle durch eine Zuführung aus dem Stadtumbau in der Aufwertung kompensiert werden. Dabei geht es vor allem um die Fortführung von Infrastrukturmaßnahmen in bestehenden Sanierungsgebieten. Eine große Gefahr sehen wir für den Stadtumbau Ost, wenn die Mittel zur Aufwertung zu 100 % in den Abriss umgelenkt werden. Dann wird den Bürgern in den Stadtteilen aus dem Stadtumbau Ost Wettbewerb eine „sichtbare und wahrnehmbare“ Perspektive genommen. Darunter werden auch die Stadtteile leiden, die als Sanierungsgebiete bisher in der klassischen Stadtsanierung erfasst waren.

Des weiteren bleibt 1 Euro Abriss Abrisskosten 1 Euro Investition. Eine Vermehrung durch privates Kapital wie in der Stadterneuerung mit bis zu 3 Euro je investierten Euro Städtebauförderung findet beim Nur-Abriss nicht statt. Stadterneuerung heißt also auch Wirtschaftsförderung, Arbeitsplatzsicherung bei der Bauwirtschaft, dem Handwerk und den Dienstleistern, Architekten und Ingenieure. Abriss allein schafft somit keine Arbeit und keine Wertschöpfung.

Hartmut Strube
Präsident

veröffentlicht am 28.05.2003 von Susann Weber · Rubrik(en): News, Berufspolitik / Kammerarbeit

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